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0770 - Die andere Seite der Hölle

0770 - Die andere Seite der Hölle

Titel: 0770 - Die andere Seite der Hölle
Autoren: Jason Dark
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sich dazu entschlossen hat, Gutes zu tun.«
    Wieder brandete Beifall auf. Viele Menschen konnten nach diesen Worten ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Besonders die schwerkranken, die schon über Jahre hinweg gelitten hatten.
    Alle - ein paar Skeptiker ausgenommen - glaubten dem Mädchen. Und jeder hoffte, daß ausgerechnet er geheilt wurde.
    Als die Menge wieder leise geworden und die Spannung noch gestiegen war, übernahm Elenor wieder das Wort. »Ich schäme mich, weil ich euch so lange habe warten lassen. Das wird sich ändern. Ich werde zu euch kommen. Ich möchte euch alle lieben, doch ›meine‹ Kraft wird kaum ausreichen, um allen helfen zu können. Hofft mit mir, daß mir die schwarze Madonna möglichst viel Kraft verleiht. Es soll keine Grenzen mehr zwischen euch und mir geben, ich will eine von euch sein, und deshalb komme ich in eure Mitte.«
    Jane hatte die Worte gehört. So richtig vorstellen, was Elenor vorhatte, konnte sie sich nicht.
    Einen Augenblick später sah sie es.
    Da ging das auf der Fensterbank stehende Mädchen vor.
    Der erste Schritt.
    Sie trat ins Leere.
    Jetzt hätte sie fallen müssen.
    Das geschah nicht.
    Jane bekam große Augen, als sie sah, wie Elenor vor dem Fenster in der Luft schwebte…
    ***
    Es war die Sekunde der Pressefotografen. Sie knipsten wie verrückt. Was hier geschah, war auch unwahrscheinlich, und zwar auf zweierlei Ebenen.
    Nicht nur, daß Elenor die Levitation (Aufhebung der Schwerkraft) beherrschte, nein, auch mit ihrer Gestalt geschah etwas.
    Das Gesicht veränderte sich von der Farbe her. Es blieb nicht mehr so blaß und rosig, es bekam einen dunklen Schatten, der an Asche erinnerte.
    Nur die Augen leuchteten darin wie zwei Ovale, die frisch angestrichen waren.
    Es war ein Wunder, und dazu gehörte auch, daß in diesem Augenblick die Sonne hinter einer Wolke hervorkroch und ihre hellen Strahlen auf die Erde schickte, als wollte sie dabei einen bestimmten Punkt in Glenfield verwöhnen.
    Der Punkt war Elenor!
    Durch die Strahlen der Sonne hatte sie plötzlich so etwas wie einen Heiligenschein erhalten. Ein helles Flair, das ihren gesamten Körper umgab und ihn umhüllte, als sollte er allein nur durch die Kraft der Sonne getragen werden.
    »Ein Wunder!« rief eine kleine Frau, die noch kleiner wirkte, weil sie in einem Rollstuhl saß. »Der Himmel hat uns ein Wunder geschickt. Er hat sich für uns geöffnet - endlich!«
    Sie war die einzige gewesen, die sich getraut hatte, überhaupt zu sprechen. Die anderen Menschen waren in einem gespannten Schweigen erstarrt. Nur hin und wieder flüsterte jemand, sprach Gebete, Fürbitten oder ließ einen Rosenkranz zwischen den Fingern hindurchgleiten.
    Es war das Wunder von Glenfield, und ein sechszehnjähriges Mädchen war dabei, auch die letzten Skeptiker zu überzeugen, denn noch immer schwebte es ohne Halt in der Luft.
    Es gab kein Seil, das sie hielt, kein Band, keine Leiter. Sie schwebte einzig und allein aus ihrer Kraft, hielt die Arme gespreizt und den Kopf gesenkt, als wollte sie jede Einzelheit aufnehmen, die es unter ihr gab.
    Jane war so nahe an das offene Fenster herangetreten, daß die Kante der inneren Bank ihren Körper berührte. Auch sie wollte jede Einzelheit mitkriegen. Nichts sollte ihr entgehen, denn nach wie vor war sie von Elenor fasziniert. Der zu kurze Mantel wirkte an ihr wie ein in der Wäsche eingelaufenes Hemd. Doch wer kümmerte sich bei dieser extremen Persönlichkeit schon um Äußerlichkeiten? Hier geschah Großes, hier standen die Menschen an der Schwelle zu einem Wunder.
    Die Luft hatte sich dank der Sonnenstrahlen erwärmt. Linder Frühlingswind wehte über den Garten, die Menge und das Haus hinweg. Der Frühling brachte das Leben nach dem kalten Winter zurück, und so ähnlich dachte auch Elenor.
    Das jedenfalls nahmen die kranken Menschen von ihr an. Sie ahnten nichts von den eigentlichen Gedanken und Motiven dieser Person, die nun langsam in die Tiefe sank.
    Stille umgab sie.
    Die Menschen hielten den Atem an. Aus großen, weit geöffneten Augen verfolgten sie den Weg des Mädchens. Und sie waren bereit, die Wunder anzunehmen, die sich da anbahnten. Sie wollten daran teilhaben, und deshalb waren sie gekommen und hatten all ihre Hoffnungen in Elenor gesetzt.
    Sie schwebte weiter.
    Wie ein Engel aus Himmelshöh näherte sie sich dem Erdboden. Gleich würde sie an der breitesten Stelle des Vorgartens landen. Längst hielt sich niemand mehr an der Rückseite des Hauses auf. Die Menschen
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