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0767 - Der Wächter von Palatka

Titel: 0767 - Der Wächter von Palatka
Autoren: Unbekannt
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Erdoberfläche auftauchen und spurlos wieder verschwinden?"
    Der Siganese seufzte.
    „Ich weiß, was Sie meinen. Aber sie haben es in meiner Person mit einem äußerst denkfaulen Individuum zu tun. Es mögen die zweiundvierzig Jahre Einsamkeit sein. Ich gab mir einfach keine Mühe, meinen Grips damit zu beschäftigen. Ich meinte, die Erklärung würde sich eines Tages von selbst einstellen."
    „Vielleicht tut sie das", antwortete Walik. „Aber bis dahin sind einige von uns vor Neugierde gestorben."
    „Das ist der Unterschied zwischen Terranern und Siganesen.
    Ihre Kurzlebigkeit fördert Wißbegierde und Tatkraft. Wir dagegen haben Zeit, auf alles zu warten."
    Dabei klang es ganz und gar nicht so, als halte er das Los der Terraner für bedauernswert. Im Gegenteil: Er machte einen recht unglücklichen Eindruck.
    „Haben Sie die Möglichkeit in Betracht gezogen", erkundigte sich Walik, „daß es in dieser Station Informationen gibt, mit denen sich wenigstens ein paar Fragen beantworten lassen?"
    „Wie meinen Sie das? Zielen Sie auf den Fremden...?"
    „Ist er wirklich ein Fremder? Ich meine: muß er das sein? Diese Station hat sich unmittelbar nach der Katastrophe von selbst wieder angeschaltet. Sieht das nicht aus wie ein Ergebnis langfristiger Planung? Und wer hat den Einschaltvorgang ausgelöst? NATHAN ist - für unsere Begriffe - tot. Sie sagen, daß die Rechner in dieser Station schon im Jahr 3540 desaktiviert waren. Wer also hat Palatka wieder zum Leben erweckt? Könnte es nicht irgendein Effekt, irgendein Mechanismus, irgend etwas gewesen sein, das schon von allem Anfang an - oder wenigstens seit der Stillegung - in dieser Station auf den Augenblick der Entscheidung wartete?"
    „Und dieses Etwas...wer sollte es hier installiert haben?"
    erkundigte sich Kulliak Jon voller Zweifel.
    „Ich weiß es nicht. Aber einer müßte uns Auskunft geben können."
    „Wer?"
    „Der Zentralrechner."
    Der Siganese wollte antworten, daß er den Zentralrechner in jüngster Zeit mehrmals als einen Ausbund an Ignoranz kennengelernt hatte.
    Aber dann ging ihm auf, daß er eine ganz andere Art von Fragen gestellt hatte - Fragen zur augenblicklichen Lage, zu aktuellen Vorgängen. Es war durchaus denkbar, daß der Zentralrechner über weiter zurückliegende Zusammenhänge wesentlich besser Bescheid wußte.
    „Sie machen mich selber neugierig", bekannte Kulliak Jon schließlich. „Wollen Sie den Zentralrechner befragen?"
    „Wenn es ohne weitere Schwierigkeiten möglich ist, ja."
    Baldwin Tingmer hatte die Unterhaltung, die in gedämpftem Ton geführt worden war, schweigend mitverfolgt. Jetzt meldete er sich zum erstenmal zu Wort.
    „In jeder großen Kontrollstation gibt es einen Raum, in dem autorisierte Personen einen Dialog mit dem Zentralrechner führen können. Wie steht es damit in Palatka?"
    „Es gibt diesen Raum", bestätigte Kulliak Jon.
    „Wollen Sie uns dort hinführen?" fragte Walik Kauk.
    „Noch vor dem Fahrzeughangar?"
    „Ja."
    Der Siganese zögerte nur einen Augenblick lang.
    „Gut, ich führe Sie. Richten Sie sich von jetzt an nach den tiefvioletten Markierungen!"
    Etwa vierzig Minuten später hielten sie vor einer Tür, die aus zwei tiefviolett leuchtenden Lumineszenzplatten bestand. Kulliak Jon, der noch immer auf Waliks Schulter saß, rief: „Öffne dem Wächter!"
    Eine Stimme - dem Klang nach dieselbe, die aus der Rufsäule gesprochen hatte - antwortete: „Ihre Berechtigungsquote?"
    „Alpha blau!"
    Das war nicht die einzige Antwort, die der Siganese gab. Er hatte ein winziges Gerät aus der Tasche gezogen, wahrscheinlich einen Impulsgeber, und betätigte es.
    „Ihre Quote wird anerkannt", erklärte die Stimme. „Übernehmen Sie die Verantwortung für die Subjekte in Ihrer Begleitung?"
    „Ich übernehme die volle Verantwortung."
    „Mehrere Subjekte sind bewaffnet. Das ist Ihnen bekannt?"
    „Das ist mir bekannt."
    „Der Wächter und seine Begleitung dürfen eintreten!"
    Die beiden Hälften der Tür glitten auseinander. Dahinter lag ein höchstens zwanzig Meter langes Stück Gang, das von bläulichvioletten Leuchtplatten kaum hinlänglich erhellt wurde.
    Walik Kauk spürte ein unangenehmes Prickeln im Nacken. Er war sicher, daß es hinter den Wänden, über der Decke und unter dem Boden von Spürgeräten und Sensoren nur so wimmelte.
    Er hatte überdies keinen Zweifel daran, daß der Zentralrechner alle denkbaren Abwehrmittel zum Einsatz bringen würde, sobald er auch nur die Spur einer Bedrohung
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