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0765 - Die Dämonen-Falle

0765 - Die Dämonen-Falle

Titel: 0765 - Die Dämonen-Falle
Autoren: Achim Mehnert
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ich gar nicht in Versuchung kommen. Ich könnte nicht gegen einen Konkurrenten an der Quelle des Wassers kämpfen und an dessen Tod Schuld sein.«
    Zamorra glaubte Aurelian, bemerkte aber auch den eigenartigen Unterton in seiner Stimme. Er beobachtete seinen ehemaligen Studienkollegen genau. Der Pater vermochte seine Neidgefühle zu verbergen, trotzdem entgingen sie Zamorra nicht.
    »Du sagtest, es könne nur einen geben. Wie aber ist es dann möglich, dass ihr beide, du und Nicole, unsterblich wurdet?«
    »Ich habe die Hüterin der Quelle ausgetrickst«, sagte Zamorra trocken. »Und - ich habe auch nicht getötet. Aber ich musste dafür einen hohen Preis zahlen, und ich zahle ihn wohl immer noch.« [1]
    Aurelian sah seinen alten Freund nachdenklich an und begriff, dass Zamorra nicht ins Detail gehen würde. Sicher aus gutem Grund. Es gab Dinge, die man mit niemandem teilen konnte.
    Zamorra erwiderte Aurelians prüfenden Blick.
    »Wahrscheinlich hätte der Vatikan für diese Art des ewigen Lebens auch kein Verständnis«, mutmaßte er.
    Aurelian schüttelte den Kopf. »Besonders dann nicht, wenn ich davon betroffen wäre.«
    »Das klingt, als ob du Schwierigkeiten hast. Du weißt, dass du dich auf uns verlassen kannst, wenn du Hilfe brauchst.«
    »Das ist alles nicht so einfach. Vieles ist nicht mehr wie früher. Die Zeiten sind härter geworden für mich.«
    Aurelian seufzte schwermütig und zündete sich eine Pfeife an. Bald zog ein an Vanille erinnerndes Aroma durch den Raum. Während draußen die Dunkelheit hereingebrochen war, stießen die alten Freunde im Kaminzimmer mit einem guten französischen Rotwein an.
    »Ich genieße im Vatikan längst nicht mehr das Ansehen wie zu unseren gemeinsamen Tagen«, fuhr der Besucher schließlich fort, wobei sich dunkle Schatten unter seine Augen legten. »Nun ja, es sind viele Dinge geschehen, die meiner Reputation geschadet haben.«
    »Dann gehörst du nicht mehr den Vätern der Reinen Gewalt an?«, fragte Zamorra. »Du warst doch stets einer ihrer größten Verfechter.«
    »Daran hat sich nichts geändert. Sie sind es auch nicht, die mir Sorgen bereiten. In gewisser-Weise aber auch wieder doch. Meine Probleme rühren von Opus Dei und der Inquisition her.«
    »Von der Inquisition?«, fragte Nicole verblüfft. »Die gibt es doch längst nicht mehr.«
    »Nicht in der Form, die landläufig bekannt ist, aber sie verfügt noch immer über eine enorme Machtfülle. Sie nennt sich heute Kongregation für Glaubens fragen, aber letzten Endes handelt es sich um die gleiche Institution. Nämlich um eine Art kirchlichen Geheimdienst, der sich aus dem Mittelalter in die Neuzeit gerettet hat.«
    Zamorra nippte nachdenklich an seinem Glas, während Aurelian fortfuhr:
    »Die Methoden der Väter der Reinen Gewalt haben sich immer erheblich von denen des vatikanischen Geheimdienstes unterschieden. Ich besitze noch immer meinen Brustschild von Saro-esh-dhyn. Er hat mir unzählige Male bei Auseinandersetzungen mit meinen Gegnern das Leben gerettet, aber sein Einsatz ist nicht gern gesehen. Die Kirche bevorzugt die traditionellen Rituale, den Mächten der Finsternis zu begegnen.«
    Zamorra erinnerte sich an den Brustschild. Die magische Waffe funktionierte auf ähnliche Weise wie sein eigenes Amulett. Ihn nicht beim Kampf gegen die Schwarze Familie einzusetzen, wäre eine Schwächung für die Seite des Guten gewesen.
    »Also haben die Väter der Reinen Gewalt und der Vatikan unterschiedliche Ansichten, wie der Kampf gegen Dämonen auszusehen hat. Deine Erfolge auf diesem Gebiet kennen wir, die Kirche sicher auch. Eigentlich müsste sie dich unterstützen.«
    Aurelian schwieg. Nur ein kurzes Achselzucken zeigte Zamorra, dass der Pater offenbar auf verlorenem Posten kämpfte.
    Auch Nicole konnte die Einschränkung nicht verstehen. Wer gegen die Bewohner der Hölle nicht sämtliche zur Verfügung stehenden Mittel nutzte, war zum Untergang verdammt. Auch so waren sie mehr als einmal dem Tod in letzter Sekunde von der Schippe gesprungen. Manchmal mussten selbst Zweckbündnisse mit dem Gegner eingegangen werden, wie der noch nicht lange zurückliegende Kampf um den Höllenthron gezeigt hatte.
    »Es kommt doch auf das Ergebnis im Kampf gegen das Böse an, nicht darauf wie es erzielt wird.«
    »Nicht jedem. Aufgrund unserer unterschiedlichen Auffassungen sind wir jedenfalls häufig aneinander geraten. Du kennst mich, ich mache aus meinen Ansichten kein Hehl. Wenn ich etwas zu sagen habe, dann sage ich
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