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0765 - Die Dämonen-Falle

0765 - Die Dämonen-Falle

Titel: 0765 - Die Dämonen-Falle
Autoren: Achim Mehnert
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es, und wenn ich der Meinung bin, den richtigen Weg zu kennen, so beschreite ich ihn.«
    Zamorra lächelte. »Das war bereits während des Studiums dein Problem. Du wolltest den Professoren stets deine Weitsicht der Dinge beibringen.«
    »Wenn Menschen behaupten, dass mit dem Alter die Weisheit kommt, haben sie mich anscheinend vergessen.«
    Da war Zamorra anderer Ansicht. Ihm entging Aurelians Veränderung nicht. Er war älter und reifer geworden, was für einen Mann seiner Lebenserfahrung völlig normal war. Aber er war auch weiser geworden. Es waren weniger seine Worte, die diese Erkenntnis in dem Dämonenjäger auslösten. Vielmehr waren es das Minenspiel und die dezent eingesetzten Gesten des Paters, seine beherrschte Körpersprache und seine gesamte distinguierte Erscheinung.
    Aurelian hatte sich viel stärker verändert, als das Zamorra zunächst aufgefallen war.
    Doch diese Veränderungen waren nicht das, was Zamorra am meisten beschäftigte. Er spürte instinktiv, dass der alte Freund noch einen ganz anderen Grund für seinen Besuch hatte. Allerdings hatte er nicht vor, ihn zu drängen.
    Nicole schenkte Wein nach und nahm den Faden wieder auf. »Was waren das für Auseinandersetzungen?«
    Aurelians Blick trübte sich. Seine Gedanken schienen in die Vergangenheit zu gehen, als liefen vor seinen Augen noch einmal all die Kämpfe ab, die er während der letzten Jahre bestritten hatte. Schließlich schüttelte er den Kopf.
    »Ich möchte nicht darüber reden. Irgendwann vielleicht, aber nicht im Moment.«
    Zamorra betrachtete seinen alten Freund aufmerksam. Er schien müde zu sein.
    »Hast du jemals daran gedacht, den Vatikan zu verlassen?«, fragte Zamorra. »Du kannst deine Fähigkeiten auch anderswo einsetzen. Mitstreiter für unsere Sache werden immer gebraucht.«
    Der Pater schüttelte den Kopf. »Ich bin damals nicht umsonst verschwunden. Ich kenne meinen Platz.« Er brachte ein zaghaftes Lächeln zustande. »Du kannst mir ruhig glauben, dass unser Kampf gegen die Schwarze Familie auch an anderen Stellen geführt wird.«
    »Das wissen wir«, sagte Nicole. »Aber hier hast du größere Möglichkeiten.«
    »Ich weiß euer Angebot zu schätzen und danke euch. Aber ich habe mich bereits vor vielen Jahren für meinen Weg entschieden. An dieser Entscheidung hat sich nichts geändert.«
    »Trotzdem wirkst du schwermütig.«
    »Ja, denn die Väter der Reinen Gewalt verlieren immer mehr an Bedeutung. Ich mache mir Sorgen für die Zukunft. Unser Einfluss ist nur noch minimal, wir werden immer weiter in die Bedeutungslosigkeit abgedrängt. Um ehrlich zu sein, ich bin einer der Letzten unseres Geheimordens.«
    Zamorra war betroffen. Solche schlechten Nachrichten hatte er nicht erwartet. »Das tut mir Leid. Aber wie gesagt, du kannst jederzeit zurückkehren.«
    »Nein, nein«, wehrte Aurelian ab. »Das ist der Lauf der Dinge, wir können ihn nicht aufhalten. Trotzdem habe ich immer noch meine Möglichkeiten.«
    Der Pater gähnte vernehmlich.
    »Du bist selbstverständlich über Nacht unser Gast«, sagte Zamorra. »Du kannst bleiben, solange du willst.«
    Selbstverständlich gab es für den alten Kampfgefährten ein Gästezimmer im Château.
    »Ich nehme dein Angebot gern an«, antwortete Aurelian. »Aber zuvor möchte ich euch noch ein Erlebnis schildern, das ich vor kurzem hatte. Ihr fragt euch sicher nach dem eigentlichen Grund meines Besuchs. Nach meinem Bericht werdet ihr ihn verstehen.«
    Zamorra hatte sich also nicht geirrt. Aurelian war nicht nur gekommen, um über seine eigenen Probleme zu berichten. Er hatte etwas in Erfahrung gebracht, was er Zamorra und Nicole so schnell wie möglich mitteilen musste.
    Und es war von solcher Bedeutung, dass er es persönlich übermitteln wollte. Andernfalls hätte er angerufen.
    »Ich hatte eine Auseinandersetzung mit einer Ausgeburt der Hölle. Doch diesmal war sie nicht wie sonst.«
    Pater Aurelian erzählte.
    ***
    Varkaals Todesmission
    Es roch nach Moder und Fäkalien. Außerdem nach etwas Unbestimmtem, das schwer und süßlich aus der Tiefe emporkroch. Nie zuvor hatte Pater Aurelian diesen Geruch wahrgenommen, der nicht von dieser Welt stammte.
    Während er die blanken Sprossen einer Notleiter hinabstieg, blieb ein kreisrunder Ausschnitt des Abendhimmels über ihm zurück. Die vereinzelten Sterne schienen ihn zu beobachten, aber einige Meter tiefer waren sie verschwunden.
    Aurelian hatte das Gefühl, seine vertraute Welt hinter sich zu lassen. In gewissem Sinne stimmte
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