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0753 - Die Blutbuche

0753 - Die Blutbuche

Titel: 0753 - Die Blutbuche
Autoren: Jason Dark
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seit Jahrhunderten verschlossen waren, jetzt wieder ans Tageslicht klettern, und sie gehören nicht eben zu den Freunden der Menschen, was man ihnen auch nicht verübeln kann, denn wer ist von der Menschheit nicht enttäuscht worden?«
    »Stimmt.«
    »Werden Sie mir helfen?« Er schaute mich dabei so intensiv und bittend an, daß ich lächeln mußte.
    »Zumindest werde ich es versuchen.«
    Amos Carr atmete auf. »Das ist gut, das ist wundervoll. Ich… ich danke Ihnen.«
    »Nur werde ich nicht jetzt zu Ihnen fahren, Mr. Carr. Ich komme morgen im Laufe des Tages.«
    Er war enttäuscht. »Warum denn erst morgen?«
    »Das geht nicht so Knall auf Fall. Auch ich muß Vorbereitungen treffen, Mr. Carr.«
    Er senkte den Kopf. »Ja, ich verstehe.« Es war nur eine Ausrede, denn ich ging davon aus, daß er es nicht verstand. Ich schob dieses Problem auch weit nach hinten und kümmerte mich um andere Dinge, denn noch immer war ich von seiner Hand fasziniert. Sie hatte er mittlerweile zur Faust geballt, denn von den anderen Gästen oder vom Personal sollte sie niemand zu sehen bekommen, der dann möglicherweise noch falsche Schlüsse gezogen hätte.
    Neben der Faust tippte ich auf den Tisch. »Darf ich Ihre Hand noch einmal genauer sehen?«
    »Bitte.« Er schaute sich um, aber uns beobachtete niemand. Die Gäste hatten nur mit sich selbst und ihrer eigenen Darstellung zu tun. Zumeist kümmerten sie sich um ihr Outfit. Sie zupften und zerrten an ihrer Kleidung herum, strichen durch ihre Haare, wühlten sie auf oder glätteten sie, je nach Schnitt.
    Er streckte sie aus.
    Wieder sah ich diese ungewöhnliche Rinde. Die Masse erinnerte mich in der Tat an Baumrinde, sie war nicht glatt. Ich sah Erhebungen, Falten und auch Risse. Aber über der Masse lag ein leicht öliger Film, als würde sie von innen her schwitzen.
    »Und was wollen Sie jetzt tun?«
    »Ich möchte ein Experiment wagen.«
    »Wagen hört sich nicht gut an.«
    »Ich weiß nicht, Mr. Carr, ob es gefährlich ist. Aber wenn wir weiterkommen wollen, dann müssen Sie mir schon einen Vorschuß an Vertrauen schenken.«
    »Den bekommen Sie sogar doppelt.«
    »Danke sehr.«
    Mein Experiment bestand darin, daß ich diese Masse mit meinem Kreuz testen wollte. Ich hatte bisher nur zugehört und wußte nicht, auf welcher Seite diese ungewöhnliche Rindenflüssigkeit stand. Natürlich durchwanderte bereits ein Verdacht meinen Kopf, aber den behielt ich sicherheitshalber für mich.
    Ich holte das Kreuz hervor.
    Als Amos Carr es sah, da zuckten seine Augen. Auch die Hand zuckte zurück, er ließ sie aber auf der Tischplatte liegen. Ich schaute ihm lächelnd ins Gesicht. »Haben Sie etwas?«
    »Nein, nein, nicht direkt.«
    »Verwundert?«
    »Über das Kreuz schon.«
    »Stößt es Sie ab?« Diese Frage hatte ich nicht ohne Hinterlist gestellt.
    Seine Antwort beruhigte mich. »Überhaupt nicht. Ich finde es nur außergewöhnlich.«
    »Da stimme ich Ihnen gern zu, Mr. Carr.«
    Eigentlich rechnete ich mit vielem, auch damit, daß sich die harte Rinde löste und zu einer sirupartigen Masse wurde, die von der Hand floß. Ich bat Carr darum, die Hand auf dem Tisch nicht zu bewegen.
    »Ja, gern.«
    Ich brachte das Kreuz an sie heran. Dabei dachte ich automatisch an den Dämon Mandragoro. Möglicherweise hatte er mal wieder die Hände im Spiel, aber festlegen wollte ich mich nicht.
    Es kam zum Kontakt.
    Der Mann vor mir zuckte. Er riß die Augen weit auf, nicht vor Schmerz, sondern vor Überraschung, die ihn noch stärker getroffen hatte als mich. Genau dort, wo sich das Kreuz und die Masse berührt hatten, begann es zu flimmern. Plötzlich rannen grünliche, schmale Lichtbahnen über die Masse hinweg, und sie verteilten sich dabei wie ein Spinnennetz, das am Gelenk begann und seinen Weg bis zu den Spitzen der Finger fand, wo es sich auflöste.
    Grünes Licht - zuckend und wirbelnd, hauchdünn, nicht zu erklären für Amos Carr.
    Allerdings für mich.
    Durch den Einsatz des Kreuzes hatte ich es tatsächlich geschafft, den Kontakt zu Aibon herzustellen. Ich wußte jetzt, welche Kräfte in dieser Blutbuche hockten, und wenn ich ehrlich gegen mich selbst sein sollte, dann war ich nicht einmal überrascht.
    Bei Amos Carr war der Mund vor Staunen offengeblieben. Mit der freien Hand wischte er über seine Stirn. »Das… das gibt es doch nicht. Das kann nicht wahr sein. Ich habe mich getäuscht.«
    »Nein, Mr. Carr. Sie haben das gleiche gesehen wie ich auch. Glauben Sie mir.«
    »Das grüne
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