Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0748 - Raphael, der Unheimliche

Titel: 0748 - Raphael, der Unheimliche
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Delegation bestimmt worden, die von nun an die Interessen der LdG in Terrania City vertreten sollte. Die Mitglieder der Delegation waren, mit Cranochs Ausnahme, sämtlich Aphiliker der LdG. Unter ihnen befanden sich Vater Ironsides frühere Adjutanten Joupje Termaar und Artur Prax.
    Am Morgen des Tages, an dem die Delegation nach Terrania City abreisen sollte, suchte Sylvia Demmister nach den beiden Aphilikern, um sich von ihnen zu verabschieden.
    Seit den Tagen des Einsatzes in Parkutta, in denen Termaar und Prax ihr und Ranjig Singh das Leben gerettet hatten, verband Sylvia mit den beiden ungleichen und eigenartigen Gestalten etwas, das eigentlich hätte Freundschaft heißen sollen, wenn der Begriff „Freundschaft" für Aphiliker von Bedeutung gewesen wäre.
    Sie versuchte, Joupje und Artur über Interkom zu erreichen.
    Als sie damit keinen Erfolg hatte, machte sie sich aufs Geratewohl auf die Suche. Die beiden Aphiliker bewohnten jeder ein kleines Appartement entlang des Seitenganges, an dem auch Vater Irsonside und Reginald Bull Unterschlupf gefunden hatten.
    Artur Prax' Wohnungstür war verriegelt. Der Zugang zu Joupje Termaars Unterkunft öffnete sich jedoch selbsttätig, als Sylvia sich ihm näherte.
    Schon im Vorraum hörte sie merkwürdige Stimmen. Sie stutzte und horchte. Ja, das waren eindeutig Joupje und Artur, die sich dort drinnen unterhielten, aber wie sprachen sie miteinander?
    Welch seltsamen Klang hatten ihre Stimmen? Verwirrt öffnete Sylvia die Tür zum Wohnraum. Unter der Öffnung blieb sie stehen.
    Joupje Termaar und Artur Prax hockten auf dem Boden. Sie hatten die Beine angezogen und hielten die Knie mit den Armen umschlungen. Sie starrten vor sich hin, den Blick leicht angehoben, und hatten glänzende, träumerische Augen, wie man sie noch nie an einem Aphiliker gesehen hatte.
    Sylvias Eintritt schienen sie überhaupt nicht wahrzunehmen.
    Ihre Unterhaltung bestand aus einzelnen, abgerissenen Sätzen.
    Eigentlich war es gar keine Unterhaltung. Es hörte sich an, als betrachteten sie ein Bild, das Sylvias Blick verborgen war.
    „Die strahlenden Gesichter der Kinder ...!" schwärmte Joupje Termaar, dessen gewöhnlich schrille Stimme plötzlich einen samtenen Unterton hatte.
    „Wie sie lachen und sich vergnügen!" fügte Artur Prax hinzu.
    „Überall Fröhlichkeit!"
    „Nirgends Schmerz!"
    Sylvia trat unsicher auf die beiden Männer zu.
    „Heh ... Joupje ... Artur ...!" rief sie halblaut.
    „Sieh nur diese helle, kräftige Sonne!" jauchzte Joupje.
    „Wie sie wärmt und mit ihren Strahlen bis in den hintersten Winkel dringt!"
    „Du ... ich glaube, das ist unsere Sonne!" sagte Joupje.
    Artur Prax blickte voller Andacht.
    „Ja ... das ist unsere Sonne!" bestätigte er.
    Sylvia zog sich leise zurück. Draußen im Gang, gegenüber der Wohnungstür, war ein Interkomanschluß. Sie ließ sich von der Auskunft Oliveiro Santarems Rufkode geben.
    Santarem stutzte, als er auf der kleinen Bildscheibe Sylvias verstörtes Gesicht erblickte.
    „Mein Gott... Mädchen ... was ist los?"
    „Joupje und Artur!" stieß sie hervor. „Es ist etwas mit ihnen geschehen! Komm schnell!"
     
    *
     
    Oliveiro Santarem, seines Zeichens Arzt, warf einen kurzen Blick auf die beiden Männer, die immer noch.auf dem Boden hockten.
    „Auf Anhieb würde ich sagen: alkoholisiert", erklärte er.
    Er ging in die Knie und studierte die Gesichter der beiden Aphiliker aus der Nähe.
    „Aber dann wissen wir beide natürlich", fuhr er fort, „daß Aphiliker sich nicht auf die gewöhnliche Weise betrinken. Sie werden rabiat und tückisch. Diese beiden dagegen sind recht friedlich." Er richtete sich wieder auf und sah Sylvia ernst an. „Du hast recht, Mädchen: Da stimmt etwas nicht!"
    Zwei Medoroboter brachten Joupje Termaar und Artur Prax zum Lazarett. Sie brauchten keinerlei Gewalt anzuwenden. Die beiden Aphiliker ließen sich willig von ihnen führen. Auf dem Weg fuhren sie fort, von ihrem unsichtbaren Bild zu schwärmen.
    Der Aufbruch der Delegation wurde verschoben. Terrania City wurde entsprechend in Kenntnis gesetzt. Am Abend fanden sich Vater Ironside und Reginald Bull. mit seinem Stab zu einer Besprechung zusammen. Aller Augen richteten sich auf Oliveiro Santarem, der hochgewachsen, breitschultrig, mit blondem Haar und blauen Augen seine südamerikanische Abstammung nachdrücklich verleugnete. Er wirkte abgespannt und gleichzeitig ein wenig müde.
    „Ich will nicht lange herumreden", begann er. „Ich habe noch immer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher