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0746 - Merlins Zauberbrunnen

0746 - Merlins Zauberbrunnen

Titel: 0746 - Merlins Zauberbrunnen
Autoren: M.H. Rückert
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des Pfades liegt. Dieses Wesen ist verwundet, sein Pelz ist blutüberströmt. Es scheint starke Schmerzen zu leiden, ein Winseln und Jaulen entströmt seinem Maul.
    Auf einmal ist es still. Das Wesen wird doch nicht…
    Ich gehe in die Hocke und streiche dem Wesen über das Fell. Es ist noch warm, außerdem hebt und senkt sich der Körper langsam. Es ist also nur bewusstlos.
    Ein solches Wesen ist mir unbekannt. Und doch glaube ich, von ihm Gedankenimpulse empfangen zu haben.
    Wer ist das?
    ***
    Seine Welt bestand aus Schmerzen! Es tat so weh, dass er den Kopf hob und versuchte, seine Pein hinauszuschreien. Mehr als ein Röcheln brachte er nicht zustande, so ausgelaugt wie er war.
    Rote und schwarze Kreise tanzten vor seinen Augen. Er versuchte, die Schmerzen und die Erschöpfung zu ignorieren und sich wieder zu erheben.
    Auch das gelang ihm nicht. Er war erschöpft wie noch nie in seinem Leben.
    Wer bin ich?
    Er konnte sich die selbst gestellte Frage nicht beantworten, denn schon wieder schwappte eine Schmerzflut über ihn hinweg.
    Woher komme ich?
    Auch diese Frage stellte er sich, ohne Antwort darauf zu finden.
    Er schien von dem unzerreißbaren Netz einer unsichtbaren Riesenspinne gefesselt zu sein, unfähig, sich daraus zu befreien. Ströme von Schmerz breiteten sich wie glutflüssige Lava durch seine Adern und Nerven aus und folterten dabei jeden einzelnen Muskel.
    Er japste nach Luft und hoffte, dass er endlich die Besinnung verlieren möge.
    Als er endlich im Stande war, seine Augen zu öffnen, sah er nichts als Düsternis. Eine vage Dunkelheit, die von matten Lichtschleiern erfüllt war.
    Die Schmerzen nahmen ab, bis sie ein erträgliches Maß erreicht hatten, die Mattigkeit blieb.
    Seine Sehfähigkeit nahm zu.
    Er blickte seine fellüberwachsene Brust entlang, bis zu den Vorderläufen. Er war blutüberströmt. Dann betrachtete er seine Umgebung.
    Ich bin in einem Wald, erkannte er. Aber wo genau bin ich hier? Wo ist dieser Wald?
    Seine Augen suchten den blauen, wolkenlosen Himmel ab.
    Und ich weiß immer noch nicht, wer ich bin!
    Dann versank er endlich in eine erlösende Ohnmacht.
    In diesem Augenblick wurde er von dem Gesichtslosen An'dean entdeckt.
    ***
    Sid Amos stand wieder über den Brunnenrand gebeugt und blickte auf den Wasserspiegel. Enttäuscht stellte er fest, dass die Seelen-Träne untergegangen war. Rallant sah ebenfalls auf den Grund des Brunnens. Er wusste zwar noch nicht, was der dunkle, Furcht einflößende Fremde beobachtete, aber Neugierde gehörte zu den ausgeprägtesten Charaktereigenschaften des Tonkan.
    »Was suchste denn?«, fragte er ungeniert.
    »Eine Träne«, antwortete Amos. »Genauer gesagt eine Seelen-Träne.«
    »Das kannste vergessen«, meinte Rallant. »Bei dem vielen Wasser kann man das Seelendingsbums nicht mehr finden.«
    Amos grinste über Rallants Ausdrucksweise. Natürlich konnte der Elfenabkömmling nicht wissen, was D'Halas Seelen-Tränen waren.
    »Diese Träne ist auch nicht klein«, versuchte er zu erklären, »sondern es handelt sich dabei um ein kopfgroßes, würfelförmiges, an den Ecken abgerundetes Objekt, das auf eigentümliche Art strahlt.«
    »Aha! Kopfgroß?« Rallant wollte es nicht glauben.
    »Kopfgroß«, bestätigte Sid Amos.
    »Kopfgroß«, versicherte auch Merlin, der geräuschlos zu den beiden so unterschiedlichen Wesen am Zeitbrunnen getreten war.
    Rallant zuckte zu Tode erschrocken zusammen. Sid richtete sich langsam auf, es schien, als habe er Merlin erwartet.
    »Was machst du da, Bruder?«, wollte der König der Druiden wissen.
    Amos zuckte mit den Schultern. »Was auch immer. Auf jeden Fall nichts Verbotenes.«
    Merlin hob die Augenbrauen. Die Antwort gefiel ihm nicht. Brocelian-de war sein Eigentum, und der Zeitbrunnen stellte sein größtes Heiligtum dar.
    »Dunkler Bruder!«, stieß er hervor. »Reize mich nicht!«
    »Sonst passiert etwas? Was denn?«, stichelte Amos.
    Rallant ging vor Furcht einige Schritte rückwärts.
    »Das wirst du schon sehen…«, drohte Merlin.
    Amos winkte grinsend ab. »Das glaubst du doch selbst nicht, mein Bester.« Er lachte. »Ich würde wahr machen, was ich noch nicht androhe, aber du…«
    Rallant wollte sich heimlich davonstehlen, doch, Sid Amos hielt ihn zurück.
    »Hier geblieben, mein Freund. Der alte Knochen, der sich mein Bruder schimpft, tut dir sowieso nichts.«
    »Bist du da so sicher?« Merlin klang sehr erzürnt.
    »Tod… sicher«, lautete Amos’ Antwort.
    Merlin trat nun ebenfalls an den
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