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0746 - Merlins Zauberbrunnen

0746 - Merlins Zauberbrunnen

Titel: 0746 - Merlins Zauberbrunnen
Autoren: M.H. Rückert
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erhoffte.
    Etwa ein Viertel von dem im Eimer befindlichen Wasser lasse ich langsam auf Fenrir tröpfeln. Das Wasser mag nicht mehr magisch sein, aber vielleicht hilft es dem Wolf.
    Ich stelle den Eimer ab und streiche über Kroans Armband. Ich habe es an meinem rechten Handgelenk befestigt. Die magische Stickerei glüht auf, die Fäden verschieben sich, bis ich ein Gesicht erkenne. Es handelt sich um ein verschmutztes Gesicht. Selbst auf der Stickerei kann ich die Falschheit des betreffenden Wesens spüren.
    Doch halt! Es ist nicht nur ein Wesen. Mehrere seiner Art erscheinen auf dem Armband.
    Gefahr droht!, signalisiert mir Kroans Band. Sie wollen dich angreifen!
    Ich blicke um mich, doch kann ich nichts Gefährliches erkennen. War nicht da hinten am Waldrand eine Bewegung? Nêin?
    Meine überstrapazierten Nerven scheinen mir Streiche zu spielen.
    Ich höre das Knacken eines Astes. Mein Kopf fährt herum.
    Ich sehe ein kleines Tier davonspringen.
    Ich darf mich nicht verrückt machen lassen. Wenn ich bei jedem Geräusch oder jeder scheinbaren Bewegung zusammenzucke, dann werde ich innerhalb kürzester Zeit wahnsinnig.
    Schluß mit diesen Gedanken voller Selbstmitleid. Wieder knackt ein Ast.
    Gleich werden sie kommen!, warnt das Armband. Pass auf!
    Ich hebe den Kopf und blicke auf den Waldrand. Wieder kann ich nichts erkennen.
    Will mich dieses magische Armband in den Wahnsinn treiben? Sollte ich es nicht lieber ablegen?
    Gerade als ich es abstreifen will, passiert es. Eine Horde dunkler, schmutzig aussehender Humanoiden greift mich an.
    ***
    Konnar stürmte als Erster seiner Gruppe den beiden Unbekannten entgegen. Der eigenartige Mann ohne Gesicht richtete sich langsam auf. Seine Hände erhoben sich, als er die Tonkan auf sich und den Wolf zustürmen sah.
    Das Tier lag bewegungslos auf dem Gras vor dem seltsamen Brunnen. Nur eine leichte Auf- und Abbewegung seines Brustkorbs zeigte an, dass es noch lebte.
    Der Mann stellte sich schützend vor den Wolf, die Arme immer noch wie segnend erhoben.
    »Ergib dich!«, stieß Konnar hervor. »Sonst kannst du etwas erleben.«
    Der Gesichtslose zeigte nicht, ob er die Worte des jungen Tonkan verstand. Es konnte sein, dass er die Sprache nicht beherrschte. Die übrigen Elfenabkömmlinge umstanden ihn im Halbkreis und kamen drohend langsam näher.
    »Was wollt ihr… von uns?« Die Stimme des Gesichtslosen klang eigenartig. Holprig wie ein Bach, der eine Kaskade hinunterstürzt.
    Die Tonkan blickten sich grinsend an. Da hatten sie zwei hilflose Opfer gefunden, und denen wollten sie zeigen, was es hieß, sich mit ihnen anzulegen.
    Dabei wollten sich weder An'dean noch Fenrir mit ihnen anlegen. Im Gegenteil, beide waren am Ende ihrer Kräfte angelangt und froh, wenn sie ihre Ruhe hatten. Sie hätten stattdessen der Hilfe der Tonkan bedurft. Nur gaben ihnen die Schmutzelfen kein bisschen Hilfe.
    Sie waren nicht besser als viele Leute, die nur in der Gruppe stark sind. Auf sich allein gestellt waren sie mit die feigsten Geschöpfe von Broceliande.
    Was sie von vielen Menschen nicht unterschied.
    »Was wir wollen?« Konnar schüttete sich aus vor Lachen.
    »Ihr befindet euch auf unserem Land«, behauptete der Anführer des Tonkan-Trupps frech. »Da dürfen wir wohl eher euch fragen, was ihr vorhabt.«
    »Euer Land?«, wunderte sich An'dean. »Dies hier ist doch der Zauberwald…«
    »Broceliande«, half ihm Konnar aus.
    »… und dessen Herr ist der… Zauberer Merlin«, vollendete An'dean seinen Satz.
    »Und wir sind seine Schutztruppe!« Der Anführer glaubte, dass er überzeugend klang.
    »Du glaubst doch… selbst nicht, dass der große… Merlin euch nehmen würde.« Das Lachen des Gesichtslosen war wie ein Schlag in Konnars Gesicht.
    »Pass auf, was du sagst«, warnte er An'dean. Seine Gefährten kamen immer näher, jetzt waren sie keine zehn Meter mehr von An'dean und Fenrir entfernt.
    Der Caltar winkte ab. Er schien den Trupp nicht ernst zu nehmen, vor allen Dingen nicht Konnar. Seine linke Hand strich über das Band an seinem rechten Unterarm.
    Ein seltsamer stechender Schmerz durchfuhr Konnars Brust. Der jüngste Tonkan blieb stehen und rieb sich mit beiden Händen über den Oberkörper.
    »Was ist das?« Er blickte seinen Anführer fragend an. Dieser verspürte denselben Schmerz. Alle fünf Tonkan hielten sich die Hände an die Brustkörbe und schnappten nach Luft.
    »Das bist du«, erkannte Konnar. »Höre sofort damit auf, du Dreckstück!«
    »Erst dann, wenn ihr uns…
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