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0741 - Im Haus der Ghouls

0741 - Im Haus der Ghouls

Titel: 0741 - Im Haus der Ghouls
Autoren: Jason Dark
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südlich der Themse in einem Viertel, das nicht mehr zur Hafengegend zählte. Früher hatte man hier die großen Wohnhäuser errichtet, von denen viele schon verfallen oder abgerissen waren.
    Aber ›meines‹ stand noch.
    Sechs Stockwerke hoch. Darüber mit einem Dach aus grauen Pfannen versehen: Eine Fernsehantenne blitzte in der Sonne, als wollte sie dem Betrachter von einer neuen Zeit berichten, die auch an diesem Haus nicht vorübergegangen war, obgleich es so schäbig aussah und sich die Fenster kaum vom schmutzigen Grau der Hauswände abhoben.
    Ich wohnte unter dem Dach, und meine Wohnung gehört zu einer der drei vorstehenden Gauben; die auch ein bevorzugter Landeplatz für Vögel waren.
    Die Haustür teilte den Bau in zwei Hälften. Sie war ebenfalls alt und versteckte sich in einer Nische.
    Die Tage, die ich hier verbracht hatte, zählten nicht gerade zu den besten in meinem Leben, doch mir war es schon schlechter ergangen.
    Ich schlenderte auf die Haustür zu, hielt den Kopf etwas gesenkt, behielt die Hauswand jedoch unter Kontrolle und damit auch die Fenster. Hinter einem sah ich eine Bewegung. Da keine Gardine meine Sicht schmälerte, konnte ich schattenhaft die Frau erkennen, die hinter der Scheibe hockte.
    Ich wußte, daß in dieser Wohnung die beiden Schwestern Sarrazin lebten. Sie waren so etwas wie die Aufpasser des Hauses, hatten ihre Blicke überall. Nichts entging ihnen. Sie mußten längst gesehen haben, daß ich eingetroffen war, nur hütete ich mich davor, ihnen zuzuwinken. Sie sollten nicht merken, wie sehr ich achtgab.
    Die anderen Mieter hatte ich nicht einmal zu Gesicht bekommen. Ich wußte zwar, wer in diesem Gebäude lebte, in meinem Büro lag eine Liste aus, aber wie die Leute genau aussahen, war mir unbekannt. Zwar stand mir ein Schlüssel für die Haustür zu - ich besaß auch einen -, doch den brauchte ich nicht einzusetzen. Durch einen leichten Druck konnte ich die Tür nach innen schieben.
    Vor mir öffnete sich der Tunnel.
    Es war ein langer Flur, der erst dort aufhörte, wo die Hoftür begann. Eine Steintreppe führte in die oberen Etagen, einen Lift gab es natürlich nicht, und auf den Zwischenetagen befanden sich die Toiletten. Alles andere wäre ein zu großer Luxus gewesen.
    Zwei Wohnungen verteilten sich im Erdgeschoß. In der linken lebten die Schwestern.
    Ich war in Höhe der Tür, als diese aufgezogen wurde und die jüngere Sarrazin hinaustrat. Es war die Frau mit dem Puppengesicht, das so unnatürlich und alterlos wirkte. Als sie mich sah, tat sie dermaßen überrascht, daß ihr Auftritt schon beinahe peinlich wirkte. Dann aber lächelte sie zuckersüß und säuselte: »Ah, der neue Mieter von oben, Mr. Sinclair, wenn ich mich nicht irre.«
    »So ist es.«
    Wie aus Versehen schlenderte sie in Richtung Treppe und versperrte mir den Weg. »Gefällt es Ihnen bei uns?«
    »Es geht.«
    Sie lachte. »Ja, das sagen sie alle. Aber was will man bei dieser Wohnungsnot machen?«
    »Stimmt.«
    Sie ließ mich nicht vorbei und legte sogar eine Hand auf das Geländer. »Wie lange, Mr. Sinclair, gedenken Sie denn, hier im Haus zu bleiben? Haben Sie sich darüber schon Gedanken gemacht?«
    »Habe ich. Bis ich eine neue Bleibe finde, die bezahlbar ist.«
    »Oh, da werden Sie lange suchen können, obwohl ich nicht weiß, was Sie arbeiten.«
    »Nichts Besonderes.« Ich ging nicht näher auf meinen Beruf ein, sondern erkundigte mich, was sie mit ihrer Frage gemeint hatte.
    Agnetha Sarrazin senkte den Kopf und hob gleichzeitig die Schultern. Die Geste wirkte wie einstudiert. Überhaupt kam sie mir unecht vor, und der Parfümgeruch, den sie ausströmte, der widerte mich schon an. »Nun ja, es gibt hier einige Schwierigkeiten, finde ich.«
    »Welcher Art denn?«
    »Kennen Sie den Besitzer?«
    »Nur vom Namen her. Den Vertrag habe ich mit einem Makler abgeschlossen.«
    »Es ist Mr. Young.«
    »Stimmt, ich erinnere mich. Was ist denn mit ihm?«
    »Er ist nicht gerade ein Geschenk. Wie uns bekannt ist, will er hier renovieren.«
    Ich tat ahnungslos. »Das wird auch mal Zeit.«
    »Finden wir auch, Mr. Sinclair. Nur unterscheiden sich seine und unsere Ansichten erheblich voneinander.«
    »Sie machen mich neugierig.«
    Agnetha Sarrazin hob wieder den Kopf. Sie schaute mich direkt an. »Sagen Sie nur, Sie haben davon noch nichts gehört.«
    »Wovon, bitte?«
    »Von Youngs Absichten.«
    »Nein.«
    »Er will uns vor die Tür setzen. Wir sollen ausziehen.«
    »Sie?«
    »Alle, Mr. Sinclair. Sie auch. Alle
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