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0726 - Krematorium der Angst

0726 - Krematorium der Angst

Titel: 0726 - Krematorium der Angst
Autoren: Jason Dark
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einer schlichten Perlenkette umschlungen wurde. »Ich würde nicht einmal als Mann dort freiwillig hingehen. Weder am Tag noch in der Nacht, dabei sind die Menschen, die dort in den Siedlungen hausen, zu bedauern. Sie können oft nichts dazu, es war eben die wirtschaftliche Struktur der Thatcher-Ära, die das Leben aus der Stadt saugte. Unsere Initiative aber…«
    Das sah mir ganz danach aus, als wollte sie mir einen Vortrag halten. Auch aus dem Mund dieser tollen Frau wollte ich zu diesem Thema nichts hören.
    »Hören Sie bitte, Jill, aber davon verstehe ich wirklich nicht viel.«
    »Sie haben dieses Thema angeschnitten.«
    »Das ist richtig.«
    »Dann muß es Sie doch…«
    »Pardon«, sagte ich, »aber mir geht es nicht um die wirtschaftlichen Belange. Wie Sie schon richtig rieten, ich bin Anwalt und habe genau in dem Gebiet beruflich zu tun.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Jetzt verstehe ich, Sie müssen einen der Menschen verteidigen.«
    »Genau.«
    Ihr Nicken glich einer bedeutungsschweren Antwort. »Und dieser Mensch lebt nicht eben im besten Viertel.«
    »Stimmt auch.«
    Jill Cooper strich mit dem Fingernagel über ihren kurzen Nasenrücken. »Ob ich Ihnen da helfen kann, weiß ich auch nicht.«
    »Wäre es einen Versuch wert?«
    »Immer doch, lassen Sie hören!«
    »Dieser Klient soll in der Nähe einer alten Verbrennungsstätte wohnen…« Ich ließ meine ersten Worte ausklingen, wartete auf Jills Reaktion.
    Auf Jills Stirn zeigte sich eine Falte. Sie dachte nach. »Das ist nicht einfach. Was soll denn da verbrannt werden?«
    »Direkt weiß ich das nicht. Ich bitte Sie, jetzt nicht zu erschrecken. Man hat sogar von einem Krematorium gesprochen. Wissen Sie, ich brauche dort eigentlich nicht hin, aber als Pflichtverteidiger sehe ich es auch als meine Pflicht an, mich auch um die häuslichen Gegebenheiten des Angeklagten zu kümmern. Ich habe mich nicht um den Job gerissen. Er ist mir von meinem Chef übertragen worden. Ich weiß auch nicht, wie er gerade daran gekommen ist.«
    »Kre… Krematorium«, ächzte sie. »Ja.«
    Jill schluckte. »Gehe ich recht in der Annahme, daß dort Leichen verbrannt werden?«
    »Stimmt haargenau.«
    »O je«, sagte sie leise.
    »Wissen Sie, ich muß es finden. Man hat mir gesagt, daß mein Klient nicht weit entfernt wohnt…«
    »Ja, da haben Sie recht.« Sie nickte vor sich hin. »Ich glaube, so etwas gibt es wirklich.«
    »Mit diesem hohen Schornstein?«
    »Ja, er ragt hervor. Sie haben ja nicht alles abgerissen. Manche nennen ihn die Zigarre.«
    »Ist ja wunderbar.«
    Jill pustete die Luft aus. »Und Sie wollen tatsächlich in diese Gegend gehen?«
    Ich kam zu keiner Antwort, weil es an der Abteiltür klopfte. Als ich den Kopf drehte, sah ich einen Uniformierten. Er winkte mir mit dem Zeigefinger zu, ich erhob mich und bat Jill um Entschuldigung.
    »Was will der denn?«
    »Weiß ich auch nicht.« Ich öffnete die Tür. Der Mann wollte etwas sagen, schaute jedoch in meine Augen, deren Blick ihn verstummen ließ.
    Ich zerrte die Abteiltür wieder hinter mir zu und lächelte ihn an. »So, was gibt es?«
    Er legte die Stirn in Falten. »Also, Mister, Ihren Fahrausweis möchte ich nicht kontrollieren, denn mir geht es um etwas anderes.«
    »Ja bitte?«
    »Sie sind vom Yard, wie ich hörte?«
    Er hatte nicht nur richtig gehört, sondern auch etwas zu laut gesprochen. Ich schob ihn ein Stück zur Seite und legte dabei einen Finger auf die Lippen.
    »Ist was?«
    Ich lächelte eisig. »Ja, reden Sie bitte leiser.« Ich schob ihn noch ein Stück weiter von der Abteilstür weg. »Ich möchte nicht, daß die Dame alles versteht.«
    »Verstehe.« Der Kontrolleur nickte, ohne dabei seine Mütze zu verlieren. »Wissen Sie, ich trage für diesen Zug die Verantwortung. Auch für die Sicherheit der Passagiere. Nun ja, da wundert man sich schon, wenn man von einem der Kellner gesagt bekommt, daß ein Polizist im Speisewagen sitzt und zudem noch einige Fragen gestellt hat. Sie brauchen mir den Grund natürlich nicht zu nennen, aber sind Sie dienstlich unterwegs? Ist die Sicherheit der Fahrgäste gefährdet? Plant man einen Anschlag?«
    Was sollte ich dazu sagen? Ich drehte den Kopf rasch zur Seite und schaute in die Tiefe des Ganges.
    Natürlich konnte ich ihm nicht die Wahrheit sagen. Er hätte auch nie verstanden, daß sich ein Ghoul in seinem Zug, aufhielt. Zudem hätte ich ihm vielleicht erst erklären müssen, was ein Ghoul ist. Ich wollte keine Pferde scheu machen. Außerdem war es
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