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0725 - Der Satan von Sachsen

0725 - Der Satan von Sachsen

Titel: 0725 - Der Satan von Sachsen
Autoren: Jason Dark
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wiedergesehen hatte, allerdings nicht so, wie er sie kannte, sondern als weiblichen Vampir.
    Das war natürlich ein Hammer gewesen, den er so leicht nicht hatte überwinden können. Und trotzdem hatte dieser normale Mann es geschafft, einen Vampir zu vernichten. Da war er über sich selbst hinausgewachsen, hatte aus dem Bein eines Küchenstuhls eine Pflock zugespitzt und den Blutsauger damit aufgespießt.
    Vor dieser Leistung konnten wir nur den Hut ziehen. Zur Aufklärung des Falles hatte Helmut Stoßflug auch nicht viel mit beitragen können, da hatten wir uns dann eingesetzt, nachgedacht, analysiert und waren auch zu einem Ergebnis gelangt, dank der Hilfe eines Historikers, der viel über die nähere Geschichte Sachsens wußte.
    Uns drängte zwar die Zeit, dennoch wollten wir Helmut Stoßflug noch einen Besuch abstatten, auch deshalb, um den Mann zu beruhigen. Wir hofften stark, daß die Blutsauger sich jetzt neue Gegner ausgesucht hatten, nämlich uns.
    Wir gingen zu Fuß zurück. In meinem Magen schwappte noch immer der Kaffee den ich zu hastig getrunken hatte. Über Dresden hatte sich die Dunkelheit des frühen Abends ausgebreitet. Am Himmel, noch etwas verborgen hinter dünnen Wolken, sahen wir den fahlgelben Kreis des Mondes.
    Besser hätten es die Blutsauger nicht treffen können, sie liebten schließlich das Mondlicht.
    Ich hatte mich ab und zu umgeschaut, weil ich mir vorstellen konnte, daß unsere Ankunft bereits bemerkt worden war. Die Gegner schliefen nicht, sie wußten sicherlich Bescheid, daß man ihnen bereits auf den Fersen war.
    In diesem Viertel herrschte keine Hektik. Die alten Häuser standen wie stumme Zeugen aus der Vergangenheit beisammen. In der Luft hing ein leichter Rauchgeruch. Zusammen mit der Dunkelheit und der Kühle schuf er eine besondere Stimmung.
    Sie war sicherlich nicht fröhlich, auch nicht unheimlich, sie lag irgendwo dazwischen und kam mir vor, als würde dieses Viertel auf eine Veränderung warten.
    Das konnte natürlich auch Einbildung sein. Als idealen Nährboden für Vampire sah ich es ebenfalls nicht an, doch irgendwie kamen da Strömungen zusammen. Eine Wirklichkeit, die bei meinem Vergleich mehr einer alten Filmkulisse glich.
    »Was hast du?« fragte Harry.
    »Sollte ich etwas haben?«
    »Du bist so schweigsam.«
    »Das stimmt allerdings.«
    »Gibt es dafür Gründe?«
    Ich hob die Schultern. »Irgendwo schon. Ich habe den Eindruck, als würde ich mich durch eine Filmkulisse bewegen. Komisch, nicht wahr?«
    »In der Tat.« Harry antwortete beinahe wie ein Engländer. »Aber das ist Gewöhnungssache, John. Wenn du länger hier lebst, hast du dich schnell daran gewöhnt.«
    »Mag sein.«
    Wir hatten es nicht mehr weit, über den Fall sprachen wir eigentlich nicht mehr. Jeder von uns hing seinen eigenen Gedanken nach, wir bereiteten uns innerlich auf die Nacht vor, die bestimmt kein Kinderspiel werden würde.
    Die Lichter hinter den Scheiben der Fenster wirkten wie ferne Inseln, die irgendwo im Weltall schwammen. Dunst kroch über die Straße, der Himmel nahm eine noch grauere Farbe an. Wir passierten die abgestellten Fahrzeuge. Mir fiel dabei ein dunkler VW-Transporter auf. Da der Gehsteig eng war, schoben wir uns dicht an dem Wagen vorbei, in dessen Fahrerhaus ich automatisch einen Blick warf.
    Es war leer.
    Wir gingen weiter…
    Seltsam, plötzlich fühlte ich mich gar nicht mehr gut. Etwas rann meinen Rücken hinab. Es war wie ein dünner Strom, und hinter meiner Stirn jagten sich die Gedanken.
    Hatte ich etwas falsch gemacht? Warum fühlte ich mich plötzlich so unwohl, wo doch nichts passiert war?
    Komisch…
    Ich wollte Harry nicht damit belästigen. An der linken Seite fiel Licht aus der Tür eines Lebensmittelladens. Allerdings sehr schwach, so daß der Schein rasch von der Finsternis verschluckt wurde.
    Ich schaute kurz durch das Glas der Eingangstür. Im hinteren Raum bewegte sich eine Frau. An die Einfahrt kurz vor dem Lebensmittelgeschäft dachte ich nicht mehr. Sie war mir auch kaum aufgefallen, dafür hatte sich mein ungutes Gefühl jedoch verdichtet.
    Was lief da nicht zusammen?
    Hinter uns klangen plötzlich hastige Schritte auf. Eine Frauenstimme zerriß die Stille. Sie klang hektisch und leicht überdreht.
    »He, Sie, bitte, hören Sie…«
    Das galt uns.
    Wir blieben stehen und drehten uns um.
    ***
    Die Frau lief auf uns zu. Ich glaubte auch, sie zu kennen. Wenn mich nicht alles täuschte, war sie die Besitzerin des kleinen Lebensmittelladens, der
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