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072 - Der unheimliche Mönch

072 - Der unheimliche Mönch

Titel: 072 - Der unheimliche Mönch
Autoren: Edgar Wallace
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Perlen.
    „Aber - aber -" stammelte er. „Wie ist das nur möglich! Das ist doch geradezu unglaublich!"
    „Hast du dich auch beim Zählen nicht geirrt?" fragte Mylady sanft.
    „Rede doch nicht solchen Unsinn!" sagte der Lord. „Hat Mr. Brewer sie nicht auch gezählt? - Nun, was halten Sie von der Sache, Mr. Brewer?"
    „Ich habe eine sehr einfache Erklärung", erwiderte Bob. „Die beiden Perlen sind durch einen Unbekannten von der Schnur entfernt worden."
    „Das ist allerdings eine ziemlich nichtssagende Erklärung. Sie machen sich die Sache sehr leicht. Wissen Sie wirklich nichts Besseres?"
    „Ich werde mir die Sache bis morgen überlegen. Um zehn Uhr vormittags komme ich hierher und bringe die Kette dann mit Ihrer Erlaubnis zu einem Spezialisten, an den ich verschiedene Fragen richten möchte."
    „Ich werde Sie begleiten", sagte der Lord.
    „Das ist nicht notwendig. Sie können mir die Perlen ruhig anvertrauen, da unsere Versicherung den Wert ja ohnehin garantiert."
    Am nächsten Morgen erschien Bob pünktlich um zehn Uhr und nahm das Perlenhalsband mit zu einem der besten Juweliere Londons.
    „Bitte, untersuchen Sie dieses Schmuckstück und sagen Sie mir, ob die Schnur, auf der die Perlen aufgezogen sind, irgendwelche Ausbesserungen aufweist. Ist es möglich, zwei Perlen aus der Mitte zu entfernen, ohne die ganze Schnur aufzulösen?"
    „Nein, das ist nicht möglich", entgegnete der Juwelier.
    „Nehmen wir aber an, daß Sie zwei Perlen aus der Mitte fortnehmen wollen - was müssen Sie dann tun?"
    „Ich müßte die Perlen eine nach der anderen abnehmen und die zwei herausnehmen. Dann muß die Schnur um ein entsprechendes Stück verkürzt werden, und das ist eine ziemlich langwierige Sache."
    „Wie lange brauchen Sie dazu?"
    „Wenn ich sehr schnell arbeite, könnte ich es in einer Stunde schaffen."
    „Wenn nun zum Beispiel die Dame, die diese Kette trägt, aus irgendeinem Grund zwei Perlen entfernen will und dazu in die Garderobe - sagen wir - eines Hotels geht, wäre es dann möglich, diese Änderung in der Zeit vorzunehmen, die genügt, um ihre Garderobe abzugeben?"
    „Vollkommen ausgeschlossen. Es gibt niemanden, der das unter einer Stunde machen könnte, und ich habe jahrelange Erfahrung auf diesem Gebiet."
    „Ich danke Ihnen vielmals."
    Bob legte die Perlenschnur in den Kasten und fuhr zu Lord Heppleworth.
    „Ich habe eine bestimmte Vermutung", sagte er, „und wenn Sie mir gestatten, Lady Heppleworth heute abend zum Essen auszuführen, ohne daß Sie dabei sind, kann ich garantieren, daß ich das Geheimnis kläre."
    Lord Heppleworth verzog den Mund.
    „Es ist nicht meine Gewohnheit", erwiderte er ein wenig steif, „meine Frau abends mit einem Fremden ausgehen zu lassen."
    „Das ist mir sehr gleichgültig", entgegnete Bob gelangweilt. „Aber wenn Sie Ihre Perlen zurück haben und weitere Verluste vermeiden wollen, gebe ich Ihnen den guten Rat, meiner Bitte stattzugeben."
    „Es ist zwar viel Geld, aber die Versicherung muß ja den Verlust tragen."
    „Das kann ich Ihnen nicht bestimmt versprechen. Jedenfalls nicht, wenn Sie mir nicht Gelegenheit geben, allein mit Mylady zu speisen. Wenn Sie das verweigern, stelle ich die Untersuchung des Falles ein, und die Gesellschaft wird sich nicht bereit finden, den Verlust zu tragen."
    „Nun gut", sagte der Lord, nachdem er eine Weile nachgedacht hatte. „Ich werde Mylady von Ihrer Bitte in Kenntnis setzen."
    „Vor allem muß sie die Perlen tragen, das ist wichtig."
    Heppleworth nickte.
    Um acht Uhr abends erschien Bob pünktlich im Haus des Lords, der gerade Mylady die Kette aushändigte, nachdem er sorgfältig die Perlen gezählt hatte.
    „Sechzig", sagte Lord Heppleworth. „Bitte, kontrollieren Sie selbst nach, Mr. Brewer."
    Bob kam der Aufforderung nach und zählte ebenfalls sechzig. Er gab Mylady keine Erklärung, bis sie zusammen im Wagen saßen.
    „Ich weiß gar nicht, was das alles zu bedeuten hat", sagte sie unangenehm berührt. „Warum wünschen Sie, daß ich mit Ihnen allein speise? Es ist doch nichts passiert?"
    „Das kann ich bis jetzt noch nicht sagen. Aber ich nehme an, daß Sie lebhaft daran interessiert sind, das Geheimnis aufzuklären."
    „Selbstverständlich liegt mir viel daran", sagte sie scharf. „Sind Sie vielleicht anderer Meinung?"
    Er wartete im Vestibul, bis sie ihre Garderobe abgelegt hatte, dann gingen beide zu dem Tisch, an dem Lord Heppleworth gewöhnlich abends mit seiner Frau saß. Mylady benahm sich sehr
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