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0719 - Myxins Henker

0719 - Myxins Henker

Titel: 0719 - Myxins Henker
Autoren: Jason Dark
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Tasche gezogen, leuchtete gegen den Boden, weil auch der Henker des Schwarzen Tods Spuren hinterlassen haben mußte.
    Die sah ich auch. Sie führten tiefer in einen Kanal hinein.
    Ich löschte die Lampe.
    Es brannte Licht. Man hatte die Laternen an den Decken angebracht und sie durch Gitter geschützt.
    Hier unten gab es nur ein Geräusch. Das Rauschen des Wassers durch irgendwelche Kanalbetten und Stollen. Die Unterwelt von London besaß ein regelrechtes Straßensystem und war trotzdem ein Wirrwarr, in dem sich ein Unkundiger wie ich leicht verlaufen konnte.
    Ich hielt mich an der linken Seite. Naß schimmerte die Mauer. Das Licht gab einen gelblichen Schein ab. An manchen Stellen schwebten Dampfwolken über dem Wasser. Hin und wieder zogen sie in die Höhe und glitten träge in die Lichtinseln hinein.
    Noch befand ich mich in einem Seitenkanal. Wenig später stand ich vor der Kreuzung.
    Ja, der Regen der letzten Tage hatte die Kanäle tatsächlich gut gefüllt. Mir kam die Geschwindigkeit des Wasser schon erschreckend vor. Wenn ich ausrutschte und hineinfiel, würde ich mitgerissen werden. Ich hatte keine Chance, mich mit eigenen Kräften diesem Strom entgegenzustemmen. An den Rändern schäumte das Wasser oft über, so daß auch die schmalen Gehsteige überflutet wurden.
    Ich blieb stehen.
    Spuren waren hier nicht zu sehen. Ich konnte nur hoffen, daß der Henker den Weg genommen hatte, den ich auch gegangen war. Er wollte sich ja hier nicht ewig verstecken. Irgendwo mußte er auftauchen, um seine Rache weiterzuführen.
    Der Plan war schlau. Um an Myxin heranzukommen, hatte er sich nicht in das Gebiet der Flammenden Steine getraut. In der normalen Welt wollte er für Aufmerksamkeit sorgen, so daß Myxin einfach Bescheid bekommen mußte. Er bestimmte also den Ort der Abrechnung.
    Ich preßte mich manchmal gegen die Wand und schob mich nur sehr langsam vor. An einigen Stellen war es glatt wie auf Eis. Immer wieder schäumte das Wasser aus dem Kanal über, so daß es einen schaumigen, quirlenden Teppich bildete, der auch meine Füße umspülte und längst die Hosenbeine angenäßt hatte.
    Für mich war es eine widerliche, dumpfe Welt. Ich mußte auch damit rechnen, auf Streckenarbeiter zu treffen. Zudem gab es hier unten mehrere Schleusen, wobei manche von ihnen sicherlich nach diesen schweren Regenfällen geschlossen worden waren.
    Wenn der Henker des Schwarzen Tods auf eine derartige Schleuse traf, konnte er ebenfalls nicht weiter, mußte er zurück, es sei denn, er hatte schon zuvor einen der Ausstiege gefunden.
    Bis jetzt war mir keiner vor die Augen gekommen. Die Strecke schien sich unendlich hinzuziehen.
    Licht und Dunkelheit. Zuckende Reflexe auf dem Wasser, Dunst, der Gestank.
    Ich hatte mich daran gewöhnt. Dies alles umgab mich wie eine dicke Maske.
    Und dann blieb ich stehen.
    Es war ein Reflex, ein Augenblick des Erkennens. Es war kein Licht, sondern etwas anderes.
    Die Wand neben mir war glatt und feucht. Es gab keinen Spalt, in den ich hätte hineinkriechen können, das wäre aber wichtig gewesen, denn ich sah den Henker.
    Er stand nicht einmal weit entfernt. Nur eben nicht auf meiner Seite, sondern auf der anderen. Für mich war er deshalb nur schwer zu entdecken gewesen, weil sich seine goldgelbe Gestalt kaum vom Schein der gelben Leuchte abhob.
    Aber er war da, und er stand schräg vor mir. Er konnte auf mich gewartet haben. Vielleicht aber wußte er auch nicht mehr, wohin er gehen sollte, jedenfalls hatte er jetzt ein Ziel - nämlich mich.
    Zwischen uns wölkte der Dampf, angefüllt mit widerlichen Gerüchen. Träge zogen die Schwaden dahin. Sie gaben der Gestalt des Henkers etwas Geisterhaftes.
    Ich mußte mich erst darauf einstellen, daß vor mir ein Relikt aus dem längst versunkenen Kontinent stand. Durch Zeitreisen hatte ich den Kontinent hin und wieder besuchen können und immer neue Überraschungen erlebt.
    Auch in dieser Zeit war ich vor Überraschungen aus Atlantis einfach nicht sicher.
    Was war er überhaupt?
    Ein Mensch? Nur Energie, die durch die Hilfe der Magie sichtbar geworden war?
    Ein Geist hatte sich verändert. Er besaß einen festen Körper. Er war möglicherweise nackt, und trotzdem wirkte er so wie angezogen. Man konnte ihn nicht mit menschlichen Maßstäben fassen und erklären, das war einfach ein Untier, ein Erbe seines Herrn und Meisters.
    Und er war bewaffnet.
    Auch jetzt schaute aus seiner Hand der Stab hervor. Diese mächtige Waffe, die Feuer speien konnte.
    Atlantisches
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