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0716 - Vyrna, die Grausame

0716 - Vyrna, die Grausame

Titel: 0716 - Vyrna, die Grausame
Autoren: Roger Clement
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die Station Ponte de Pantin. Das hatte Gustave Renard schon richtig erkannt. Zamorras Lippen verzogen sich kurz zu einem Grinsen.
    Ein vermoderndes Holzschild trug die Aufschrift KODA. In normalen, lateinischen Buchstaben war dieses Wort dorthin gemalt worden.
    Für einen Moment dachte Zamorra daran, ob er und Nicole durch eine Manipulation wieder in die Spiegelwelt geraten waren. Vielleicht stellte KODA die gespiegelte Version von PANTIN dar?
    Der Dämonenjäger behielt diese Theorie im Hinterkopf. Er bewegte sich langsam den Bahnsteig entlang. Links neben ihm hielt der Métro-Zug. Alle automatischen Türen waren geöffnet, das elektrische Licht brannte. Von der Tunneldecke auf der rechten Seite hingen die abgeschlagenen Schädel der seltsamen Wesen herunter. Von einigen tropfte noch das Blut auf den gepflasterten Bahnsteig. Offenbar waren diese Kreaturen erst vor kurzer Zeit enthauptet worden.
    Aber von wem?
    Die Luft in dem U-Bahn-Schacht war schlecht, die Atmosphäre drückend. Nicht nur wegen des penetranten Blutgeruchs.
    Auf dem Bahnsteig selbst war jedenfalls kein Mensch, kein Wesen, keine Kreatur zu sehen. Nur Zamorra selbst ging weiter an dem wartenden Zug entlang.
    Ihm fiel auf, dass alle Waggons leer waren. Bis auf den, in dem er selbst und Nicole sowie ihre Mitpassagiere gesessen hatten.
    Auch im Führerstand der U-Bahn regte sich nichts. Allerdings wies Merlins Stern darauf hin, dass dort noch vor kurzem schwarzmagische Aktivität stattgefunden hatte.
    Kein Wunder, denn die dämonische Riesenraupe war ja aus dem Fahrerkabuff gekrochen.
    Zamorra checkte vorsichtig durch das offen stehende Seitenfenster die Kabine.
    Er verstand nichts vom Steuern einer U-Bahn. Aber ihm fiel auf, dass alle Instrumente entweder wie wild die Zeiger über die Skalen drehten oder blinkten.
    Wo war der Métro-Zugführer geblieben? Hatte er sich in die Riesenraupe verwandelt?
    Vorerst würde Zamorra diese Frage nicht beantworten können. Außerdem bekam er nun ganz andere Probleme.
    Als er neben dem vorderen Ende des Zuges stand, vernahm er plötzlich ein dumpfes Geräusch aus dem U-Bahn-Tunnel vor ihm.
    Eine blubbernde und stinkende Masse wälzte sich heran. Es waren derartige Unmengen, dass der ganze Stollen davon ausgefüllt wurde.
    Der Dämonenjäger beschloss, dass es reichlich ungesund sei, mit diesem Zeug in Berührung zu kommen.
    Er rannte zurück zu dem Waggon, in dem Nicole und die anderen Passagiere warteten.
    »Raus hier!«, brüllte Zamorra. »Und zwar sofort!«
    Am einen Ende des Bahnsteigs hatte er steile Treppenstufen entdeckt. Der Treppenaufgang wurde von qualmenden Talglichtern in trübes Licht getaucht. Sie mussten die Stiegen hochhasten. Das war ihre einzige Fluchtmöglichkeit.
    Die stinkende Masse wälzte sich immer weiter aus dem Tunnel. Nun hatte sie bereits das hintere Ende der Métro erreicht.
    Das Metall zischte und verbog sich, als es mit der unbekannten Substanz in Berührung kam.
    Ungläubig starrten die Passagiere, die inzwischen den Waggon verlassen hatten, auf diesen grotesken Anblick.
    Es war, als ob die riesige Masse den U-Bahn-Zug auffressen wollte.
    Wortlos verständigten sich Zamorra und Nicole.
    Die Dämonenjägerin übernahm die Führung der kleinen Gruppe. Sie stürmte allen voran die Treppe hoch. Keiner von ihnen wusste, was sie dort oben erwarten würde.
    Zamorra hingegen blieb breitbeinig auf dem Bahnsteig stehen, die Hände an seinem Amulett. Er achtete darauf, dass keiner der Passagiere stürzte oder zurückblieb.
    Zamorra vergewisserte sich noch einmal, dass der U-Bahn-Zug wirklich menschenleer war. Die stinkende, zerstörerische Masse hatte inzwischen bereits den letzten Waggon der Métro fast vollständig vernichtet.
    Die vernichtende Materie war schwarzmagisch verseucht, was Zamorra nicht verwunderte. Die Signale des Amuletts waren eindeutig.
    Zamorra sprang nun selbst die steilen Stufen hoch. Hinter ihm klirrte und knallte es, als die Fensterscheiben der Waggons barsten und sich das Metall unter dem Andrang der Masse verbog.
    Der Dämonenjäger beeilte sich, nach oben zu kommen. Er richtete seine Blicke auf das Ende der Treppe. Zamorra schätzte, dass sich die bizarre Métro-Station vielleicht zwanzig Meter unter der Erdoberfläche befand.
    Nun erreichte die Materie bereits die unterste Treppenstufe! Zamorra überlegte, die dämonische Kraft mit Merlins Stern anzugreifen. Doch er entschied sich vorerst dagegen. Er wollte die Kraft des Amuletts nicht unnötig verschwenden. Wer
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