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0716 - Der Flammen-Friedhof

0716 - Der Flammen-Friedhof

Titel: 0716 - Der Flammen-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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hatte ich abgehoben. Eine mir fremde Stimme meldete sich. Ich hörte gespannt zu und sagte zum Abschluss nur: »Okay, wir sind unterwegs.«
    »Wohin denn, John? Was ist überhaupt los?«
    Ich schnellte von meinem Stuhl hoch und nahm das Jackett gleich mit. »Komm mit, Bill, es brennt.«
    ***
    Es brannte nicht mehr, weil das Feuer schon gelöscht worden war.
    Aber ein dicker, stinkender, fettiger Rauch quoll noch über den Brandherd hinweg. Er war wie ein träger Schleim, der die Atemwege malträtierte.
    Die Feuerwehr hatte das Gelände großzügig abgesperrt. Für mich stand längst fest, dass dieser Brand zu all den anderen passte wie die berühmte Faust aufs Auge. Auch hier war ein Haus abgebrannt, das den Namen Wohnhaus gar nicht erst verdiente. Es war mehr eine Baracke gewesen, in der Menschen gewohnt hatten, die zu den ärmsten Schweinen gehörten, die von den Behörden zwar geduldet, ansonsten aber vergessen worden waren. Es war schlimm.
    Überall glänzten die Wasserpfützen im grellen Licht der aufgestellten Scheinwerfer. Von dem gesamten Bauwerk waren nur noch rauchende Trümmer übrig, und als wir uns der Absperrung näherten, da hörten wir, wie einer der Polizisten sagte: »Das hat gebrannt wie Zunder. Als hätte jemand eine Phosphorbombe geworfen. Mein Vater hat mir mal davon erzählt. Er war im Zweiten Weltkrieg drüben in Germany.«
    Ich hielt meinen Ausweis hoch. Der Sprecher salutierte und ließ uns passieren. Wir aber blieben vor ihm stehen. »Wissen Sie schon mehr?«, fragte ich ihn.
    »Nein, Sir, überhaupt nichts. Die Experten sind eingetroffen und untersuchen die Brandstelle.«
    »Wie heißt der Chef?«
    »Dan Murphy, Sir.«
    »Danke sehr.«
    Aus zwei mächtigen Schläuchen sprühte Wasser in die Trümmer.
    Die Fontänen fächerten hinter den Austrittsöffnungen auseinander und ergossen sich als breite Strahlen auf die noch zischenden und dampfenden Trümmer. Nicht weit entfernt stand eine Gruppe von Menschen, die aussahen wie die letzten Verlorenen. Das mussten die Bewohner dieses Hauses sein. Einige hatten noch schnell das Nötigste in Koffer, Rucksäcke oder Kartons packen können, andere standen da mit leeren Händen und starrten mit ebenso leeren Augen ins Nichts.
    »Hat es Tote gegeben?«, fragte ich einen der Männer in den blauen Uniformen.
    Er schob seinen Helm zurück. »Leider eine Frau. Andererseits war es zum Glück nur eine Person. Es hätten auch mehr sein können. Die haben Schwein gehabt. So etwas ist mir in meiner langen Laufbahn auch noch nicht vorgekommen.«
    »Danke. Wo finden wir Mr. Murphy?«
    Der Mann schaute uns stirnrunzelnd an. Er hatte ein dickes Gesicht mit Augenbrauen wie dunkle Balken. »Wer sind Sie überhaupt? Kommen Sie von der Verwaltung?«
    »Nein, Scotland Yard.«
    »Okay. Der Chief steht neben dem Wagen.«
    Wir sahen ihn. Murphy war hoch gewachsen, trug die Kleidung seiner Männer, hatte den Helm aber abgenommen. Er sprach in ein Diktiergerät, während um ihn herum die Leute wirbelten. Murphy dagegen war der ruhende Pol, den so leicht nichts erschüttern konnte. Hin und wieder strich er über seine spiegelblanke Glatze.
    Ich sprach ihn erst an, als er das Gerät ausstellte. »Mr. Murphy, wenn ich…«
    »Was wollen Sie?«
    »Scotland Yard.«
    »Auch das noch.« Er verdrehte die Augen. »Sagen Sie nur nicht, dass Sie uns beim Löschen helfen wollen.«
    »Dafür ist es wohl zu spät.«
    »Stimmt auch wieder. Was führt Sie also zu mir?«
    »Der Brand, wie Sie sich denken können. Haben Sie schon etwas herausgefunden, was die Ursache betrifft?«
    Er unterbrach mich mit einem Schnauben. »Hören Sie, Sinclair, sind Sie eigentlich irre?«
    »Bisher noch nicht.«
    »Dann stellen Sie auch nicht so dämliche Fragen. Wir haben noch nichts herausfinden können, weil die Zeit einfach zu kurz war. Verstehen Sie das? Es wird…«
    »Sie werden bestimmt nichts finden, Mr. Murphy, weil dieser Brand die gleiche Ursache hat wie all die anderen, die in der letzten Zeit London erschüttert haben.«
    »Was Sie alles wissen.«
    Ich winkte ab. »Lassen wir die Spitzfindigkeiten. Es geht uns beiden wohl um die Aufklärung der Taten. Die Technik interessiert uns nicht, davon haben wir keine Ahnung. Aber wir möchten gern von Ihnen wissen, ob Sie schon mit den Zeugen gesprochen haben.«
    »Ja.«
    »Was ist dabei herausgekommen?«
    »Nur Unsinn.«
    »Können Sie diesen Unsinn näher definieren?«
    »Nein!«, erwiderte er barsch. »Fragen Sie die Leute gefälligst selbst. Ich habe
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