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0702 - Das Stummhaus

Titel: 0702 - Das Stummhaus
Autoren: Unbekannt
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geschlossen.
    Das Sprechen strengte ihn an. Aber er sagte: „Die beiden erwähnten Organe sind in Ordnung, sie kommen zur staatlichen Organbank. Aber mit der Lunge stimmt etwas nicht. Rapider Verfall, haben sie gesagt. Wenn man ihn aufhielte, würde ich vielleicht noch ein paar Tage länger leben, aber Herz und Leber würden weiter abgenützt werden. Das muß im Interesse der Allgemeinheit vermieden werden. Verstehst du das nicht?"
    Vester nickte gegen seinen Willen. „Natürlich verstehe ich das, Verdas. Aber warum sollst du hier sterben, mitten unter uns?"
    „Ich habe keine Angst vor dem Tod. Wenn du fünf oder zehn Jahre hier bist, wird er dir auch willkommen sein, besonders dann, wenn du noch ein oder gar zwei gesunde Organe besitzt, die unserer Welt helfen. Ich weiß, daß es früher anders war, ich erinnere mich noch. Rhodan hätte das niemals erlaubt, aber die Zeiten haben sich seit der Aphilie geändert..."
    Er verstummte und bekam einen Hustenanfall. Vester beruhigte ihn, soweit es in seiner Macht lag.
    Er blieb bei ihm sitzen, bis er starb. Dann erst ging er zurück zu seinem Bett und drückte die Taste des Kommunikators unter dem Transmitterfach. Eine kalt und unpersönlich klingende Stimme fragte, was er wolle.
    „Verdas ist tot. Wird man ihn abholen?"
    „Sofort! Danke."
    Das war alles.
    Es dauerte kaum zwei Minuten, da kamen die Männer, hoben ihn samt der Bettwäsche von seinem Lager auf eine Bahre und fuhren ihn hinaus.
    Vester legte sich aufs Bett und schloß die Augen.
    Das Bild der Stummhäuser war klar.
    Er fragte sich nur, wie er sein Wissen der Organisation mitteilen sollte, wenn der Sender ausgefallen war.
    Aber vielleicht funktionierte nur sein Empfänger nicht...?
    Noch in dieser Nacht sprach er einen ausführlichen Bericht in das Zahnmikrophon und betete, daß man seine Worte irgendwo auffing.
     
    *
     
    Der Verwalter von Stummhaus Nr. 23 in Melbourne las den Bericht zweimal durch, legte ihn vor sich auf den Tisch und überlegte.
    In seiner Anstalt gab es einen geheimen Sender! Das war mehr als ungeheuerlich. Er mußte den Übeltäter finden, ehe seine vorgesetzte Dienststelle dahinterkam. Und vor allen Dingen mußte er ihn (oder sie?) schnellstens und spurlos verschwinden lassen, damit sein Versagen niemals bekannt wurde, sonst war er erledigt.
    Das System der Aphiliker beruhte auf der Grundlage gegenseitiger Bewachung. Nur wer Angst vor einer Denunziation hatte, arbeitete fehlerfrei und zuverlässig. Und nun lag dieser Bericht vor ihm auf dem Tisch, der einwandfrei besagte, daß jemand aus dem Stummhaus in die Öffentlichkeit funkte und sein Geheimnis preisgab.
    Reservehaus für die Organbank!
    Die Anpeilung war ungenau gewesen, aber es stand einwandfrei fest, daß sich der Sender im Haus befand. Aber wo?
    In welcher Abteilung, in welchem Raum?
    Wenn er jetzt etwas unternahm, war der Verräter gewarnt. Aber wenn dieser seinen Sender noch einmal in Betrieb nahm und man war vorbereitet, konnte eine exaktere Anpeilung vorgenommen werden.
    Natürlich! Das war der Grund, eine Aktion aufzuschieben, um mehr Zeit zum Überlegen zu erhalten.
    War es einer von den Alten oder ein Angestellter? Das war die brennende Frage, die den Verwalter beschäftigte. Der Text des aufgefangenen Funkspruchs deutete darauf hin, daß es jemand war, der das Stummhaus nie verlassen konnte, also mußte es einer der Alten sein. Eine Frau oder ein Mann?
    Und dieser Jemand mußte Wert darauf legen, daß andere draußen erfuhren, was im Stummhaus vor sich ging.
    Eine Organisation vielleicht?
    Der Verwalter war nicht dumm, aber auch er lebte in der ständigen Furcht vor den Behörden und ihren ehrgeizigen Beamten, die alles nur zu ihrem eigenen Vorteil taten. Er war genauso eingestellt, darum wußte er es.
    Wenn er also den Fall aufdeckte, konnte man ihn unter Umständen eine Verfehlung zur Last legen. Man würde zum Beispiel behaupten können, nur seiner Unachtsamkeit sei es zu verdanken gewesen, daß ein Spion ins Stummhaus gelangt sei.
    In seinem eigenen Interesse mußte er das vermeiden.
    Er konnte nicht ahnen, daß seine Befürchtungen unnütz waren.
    Vester Brackjons Sender arbeitete zwar noch, aber mit stark geschwächter Leistung. Seine Reichweite betrug nicht mehr als tausend Meter. Also empfing Hart Den Vol seine Sendungen niemals.
    Aber der Verwalter wußte ja nicht einmal, daß der Insasse des Stummhauses namens Vester Brackjon der Übeltäter war.
    Während er noch überlegte, was er tun sollte, summte das
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