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0689 - Draculas Blutuhr

0689 - Draculas Blutuhr

Titel: 0689 - Draculas Blutuhr
Autoren: Jason Dark
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ausgeglichen werden konnte.
    Das aber besaß er nicht.
    Im Wagon war es nicht völlig dunkel. Durch die Ritzen und Schlitze fiel noch genügend Tageslicht als lange Streifen herein und malten sich wie Striche auf dem Boden ab. Da die Sonne wanderte, änderte sich auch die Lage der Streifen, und einmal hatte er nicht aufgepasst, da war er von einem berührt worden.
    Ein glühendes Eisen über die Haut gezogen hätte ihn nicht stärker treffen können. Ihm war zu Mute gewesen, als hätte dieser Strahl auf seinem Körper eine Wunde hinterlassen, und wie ein Tier war er aus dem Bereich des Lichtstrahls gekrochen.
    Keuchend, sabbernd, zitternd und frierend. Er hoffte auf die Finsternis und darauf, wieder in einen Zug steigen zu können, denn das Schienen-Phantom sollte nicht gestorben sein. Es würde wiederkehren, diesmal anders als sonst, aber stärker und intensiver als früher.
    Er dachte an die Frauen, und er dachte an all das Blut, das sich in ihren Körpern bewegte wie kleine Ströme. Er würde alles bekommen, sobald die Dunkelheit über das Land fiel und er seine Kraft zurück erlangte.
    Noch musste er warten.
    Zweimal hatte er den Versuch unternommen, sich zu erheben. Und er war sich dabei vorgekommen wie ein angeschossenes Tier, das einfach nicht mehr die Kraft besaß und immer wieder zurücksackte, bis es schließlich nicht mehr hochkam.
    Wenn er sich bewegte, dann nur kriechend. Ihm fehlte einfach die Kraft, sich hinzustellen.
    Manchmal rollte er sich durch den leeren Wagon. Irgendwann krachte er immer gegen eine der Innenwände, die seine Bewegungen dann stoppten. Aber er gab nicht auf. Er konnte einfach nicht liegen bleiben und darauf warten, dass es dunkel wurde.
    Er musste sich irgendwie die Zeit vertreiben…
    Trotz seines schlechten Zustandes waren und blieben die Vampirsinne geschärft. Aus diesem Grunde hörte er besonders deutlich, was sich draußen abspielte.
    Manchmal erreichten Stimmen seine Ohren, dann schreckten ihn Schritte auf, die immer näher an den Wagen herankamen, sodass er damit rechnete, plötzlich jemandem gegenüberzustehen, der die Tür aufriss und den Wagon entern würde.
    Hatte er dann noch die Kraft, diesen Menschen anzugreifen, ihn niederzudrücken und zu beißen?
    Er wusste es nicht, aber seine Gedanken drehten sich auch um die geheimnisvolle Frau und deren Uhr.
    Ihr hatte er das neue »Leben« zu verdanken, und er war fest davon überzeugt, dass sich diese Person auch um ihn kümmern würde, wenn er sich in Not befand. Die Blutsauger untereinander mussten einfach zusammenhalten, das waren sie sich gegenseitig schuldig.
    Doch sie kam nicht…
    Er hörte nichts von ihr, sie nahm auf keine der bekannten Weisen Kontakt mit ihm auf, weil sie es einfach nicht wollte. Sie ließ ihn allein mit seinen Qualen und der immer stärker werdenden Furcht, entdeckt zu werden.
    Der Güterzug stand auf einem Rangierbahnhof. Die entsprechenden Geräusche drangen durch die Wände an seine Ohren. Sie hörten sich sehr laut an. Immer wieder und immer öfter stießen Wagons mit ihren Puffern zusammen. Diese dumpfen metallischen Laute schreckten ihn jedes Mal auf, wobei er das Gefühl hatte, dass sie immer näher kamen und ihn bald erreicht haben würden.
    Wenn der Zug nun abfuhr, dann…
    Er wollte nicht daran denken, blieb auf dem Rücken liegen und bewegte sein Gesicht, als bestünde die Haut aus einer dünnen Gummischicht. Er rollte mit den Augen. Wer ihn jetzt hätte sehen können, dem wäre auch das Weiße darin aufgefallen. Und die feinen Blutäderchen.
    Manchmal schlug er mit den Beinen, dann trommelten die Absätze auf die Bohlen und erzeugten hohle Echos. Es war ihm egal, ob sie möglicherweise gehört wurden oder nicht. Er konnte nicht anders. Die Gier verwandelte sich in einen Schüttelfrost.
    Dazwischen traten immer wieder die langen Ruhepausen auf. Dann lag er da wie hingegossen, ohne sich zu rühren, eine Leiche, die trotzdem lebte, ein schrecklicher Wiedergänger, dessen blasses Gesicht durch Staubund Schmutzbahnen beschmiert war.
    Zeit gab es für ihn nicht mehr. Er kannte als Vampir nur mehr zwei Spannen.
    Tag und Nacht.
    In der Phase der Ruhe hatte sich sein Innerstes beruhigt. Er lag auf dem Rücken, den Mund offen, und über die Lippen drangen keuchende und kratzige Laute.
    Nicht so laut, als dass sie andere Geräusche überdeckt hätten. So hörte er genau die Schritte und eine Männerstimme, die einem anderen Mann etwas zurief.
    »Ja, der Wagen ist leer. Aber ich schaue
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