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0689 - Die Irrfahrt des Mutanten

Titel: 0689 - Die Irrfahrt des Mutanten
Autoren: Unbekannt
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Körper verlassen müssen - noch bevor er das erste Wort ausspricht. Der Aufenthalt im Körper eines Nichtmutanten wird mir nicht sonderlich zusagen. Aber wer kümmert sich um Bequemlichkeit, wenn es um das Schicksal der verbleibenden Menschheit geht.
    Mein Wirt bereitet sich vor, ein weiteres Quantum des Aufputschmittels auf illegalem Wege zu besorgen. Die Ärzte wollen ihm nichts mehr geben. Bald kommt der Zeitpunkt des Handelns.
    Thomas Kantenberg zitterte. Furcht und Schwäche waren in gleicher Weise dafür verantwortlich.
    „Ich ... ich fühle mich beunruhigt",, stieß er hervor. „Ich komme mit den Mutanten in mir einfach nicht zurecht. Ich meine, daß er mich ... nun, übernehmen will, sobald ich einschlafe. Deswegen..."
    „Ihr Benehmen ist das eines unreifen Kindes", fiel ihm Ebenezer Krohl scharf ins Wort. „Sie sind völlig ungefährdet. Der Mutant, den Sie in sich tragen, ist froh, daß er aus seinem Gefängnis gerettet worden ist und hat alles andere im Sinn, als Sie zu übernehmen."
    Kantenberg senkte den Kopf und blickte zu Boden - ein scheinbar schuldbewußter, niedergeschlagener Mann. In Wirklichkeit zauberte die Schwäche bunte Ringe vor seine Augen. Von Zeit zu Zeit mußte er die Augen halb zusammenkneifen und sie dann rasch wieder öffnen, weil die Welt um ihn Karussell zu fahren drohte.
    „Ist das wirklich, was Sie bedrückt?" fragte Paratü Hoplong.
    Seine Stimme war gefährlich ruhig, fand Kantenberg.
    „Ich sage die Wahrheit", antwortete er unwirsch.
    „Sie sind ein intelligenter Mann", fuhr Hoplong fort. „Die Zusammenhänge sind Ihnen klar. Und trotzdem fürchten Sie sich?"
    „Ich fürchte mich", bestätigte Kantenberg, ohne den Arzt anzusehen. „Ich glaube Ihnen nicht!" Das gab Kantenberg trotz seiner Müdigkeit einen Ruck. Er blickte auf.
    „Wie meinen Sie das?" fragte er zornig.
    „Ich glaube, Sie haben zu dem Mutanten in Ihnen ein ernsthaft gestörtes Verhältnis." Kantenberg schwieg trotzig. „Ich habe keinen der acht Altmutanten jemals persönlich kennengelernt", setzte Hoplong von neuem an. „Sie existieren als Menschen lange vor meiner Zeit. Aber ich habe viel über sie gelesen und weiß, daß sie Geschöpfe sind, die die Natur vor anderen ausgezeichnet hat, indem sie ihnen besondere Gaben verlieh, und daß sie diesen Gaben niemals mißbraucht haben. Ich muß die Altmutanten also für ehrenwerte Menschen halten. Sollte es wirklich der Fall sein, daß Sie im Widerstreit mit Tako Kakuta stehen, Kantenberg, dann muß ich annehmen, daß die Schuld bei Ihnen liegt."
    Seine Stimme war zum Schluß ziemlich scharf geworden.
    Kantenberg witterte die Gefahr, die auf ihn zukam. Hatte der kleine Arzt ihn durchschaut? Er wollte sich zur Wehr setzen. Er wollte den Entrüsteten spielen und einen Zornesausbruch vom Stapel lassen, der jedermann überzeugen mußte.
    Aber er hatte nicht mehr die Kraft dazu. Er fühlte sich wie ausgelaugt. Er brachte nur noch ein mattes Kopfschütteln zuwege, und dazu krächzte er: „Sie sind ganz und gar falsch beraten, Doktor. Ich fühle, daß ich wachbleiben muß. Im Schlaf droht mir Gefahr. Deswegen besorgte ich mir von Ihnen Medikamente. Sie gaben sie mir, aber gleichzeitig drohten Sie, daß ich ..." ,.
    Weiter kam er nicht. Die Mühe, die, richtigen Worte zu finden, hielt ihn so beschäftigt, daß er keine Gelegenheit mehr hatte, an irgend etwas anderes zu denken. Auf diesen Augenblick hatte Tako Kakuta gewartet: Er stieß blitzschnell zu. Kantenbergs Bewußtsein leistete ihm kaum Widerstand. Der Mutant übernahm die Kontrolle. Sein Plan lag fest.
    Er wollte ins Lazarett der TALLAHASSEE teleportieren.
    Kantenbergs Körper mußte so rasch wie möglich in einen Zustand gebracht werden, in dem er sich erstens erholen konnte und zweitens seinem eigentlichen Eigentümer keine Gelegenheit bot, die Kontrolle zurückzugewinnen. Kakuta wußte, daß es vorerst keinen Zweck hatte, zu den beiden Männern zu sprechen, die er vor sich hatte. Selbst wenn er die Wahrheit sagte, daß er, der Mutant, die Kontrolle über Kantenbergs Körper übernommen habe, würden sie doch nur glauben, daß Kantenberg sich einen neuen Trick ausgedacht habe, um sie zu täuschen. Er versprach sich mehr Erfolg davon, daß er plötzlich im Lazarett erschien und sich dort wie ein Tollwütiger gebärdete. Die Medo-Roboter würden ihn sofort einfangen und ihm eine Beruhigungsspritze verabreichen. Darauf wollte er hinaus. Solange Kantenberg bewußtlos war, konnte er die Kontrolle nicht
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