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0678 - Flucht aus der Ewigkeit

0678 - Flucht aus der Ewigkeit

Titel: 0678 - Flucht aus der Ewigkeit
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geworden war. Natürlich hätte auch Seneca das machen können; er hatte ja bewiesen, dass er mit ihrem Dhyarra umgehen konnte. Aber daran konnte ihm nicht gelegen sein. Er wollte sie von der Gruppenspitze weghaben.
    Sie fragte sich, wo Jones jetzt steckte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er getötet worden war. Vermutlich hatte er seine Chance genutzt, sich heimlich abzusetzen und war jetzt bereits auf dem direkten Weg zum Wrack.
    Zornig machte sie sich daran, das Feuer zu löschen.
    ***
    Erinnerungen an einen Pfad jenseits der Zeit… und doch keine wirklichen Erinnerungen: Der Kleine Riese nahm Roberto mit.
    Es war ein langer Weg, den sie beschriften. Avalon blieb irgendwo seitwärts zurück. »Bist du sicher, dass wir auf diesem Weg die Erde erreichen?« fragte Roberto.
    »Auf diesem Weg erreichen wir sie nicht«, sagte der Kleine Riese. »Aber wir erreichen mein tapferes Völkchen. Doch ich werde dir an einer bestimmten Stelle den Weg zeigen, den du allein durch das Meer der Zeit gehen kannst, um zur Erde zu gelangen.«
    »Komm doch mit mir«, bat Roberto. »Ihr seid schon lange fort. Du könntest sehen und erfahren, was sich inzwischen ereignet hat, und später deinen Leuten davon erzählen.«
    »Ein verlockendes Angebot«, sagte der Kleine Riese. »Aber ich war schon zu lange von ihnen fort. Je länger ich nicht bei ihnen bin, desto weiter wird mein Weg. Vergiss nicht, dass wir uns nicht parallel mit dem Zeitstrom bewegen, sondern diagonal. Ich könnte mein Völkchen vielleicht nicht einmal wiederfinden.«
    »Wir werden uns also bald trennen«, erkannte Roberto.
    »Bald. Und eines Tages wirst du dich an das erinnern, was wir auf unserem gemeinsamen Weg erlebten.«
    Der Zigeunerjunge stutzte. »Was haben wir denn erlebt?« staunte er. Er hatte sein Sehvermögen inzwischen zurückerhalten, aber das Einzige, was er ringsum sah, war - ja, was eigentlich? Er konnte es nicht erkennen. Sie tauchten beide hindurch, sie schritten über den Zeitozean, sie schwammen irgendwo im Nichts neben den Wirklichkeiten und bewegten sich dennoch auf einem festen Pfad, der vor ihnen erschien und hinter ihnen versank.
    »Vieles geschieht um uns herum, und vieles verändern wir durch unser Hiersein. Wir sind ständig mitten im Geschehen.«
    »Wir sind ständig mitten im Nichts!« erwiderte er ungläubig. »Wir setzen einen Fuß vor den anderen, sonst nichts!«
    »Du wirst es eines Tages wissen. Wenn es an der Zeit ist.« Er lächelte, was seinem unglaublich in die Breite verzerrten Gesicht einen bizarren Ausdruck gab. »An der Zeit… ein nettes Wortspiel, findest du nicht, Robert Tendyke?«
    »Solche Spiele mag ich nicht.«
    »Wir werden nun Abschied voneinander nehmen müssen«, sagte der Kleine Riese gelassen. »Gehe diesen Pfad weiter. Vertrau dich ihm einfach an. Er wird dich an dein Ziel führen - an welchem Ort auf der Erde auch immer das sein mag. Es ist das Einzige, was sich nicht bestimmen lässt. Vielleicht wirst du auf den Zinnen einer Festung stehen, vielleicht auf einer einsamen Insel im Ozean. Vielleicht auch auf einer Straßenkreuzung - dann reagiere schnell, ehe ein Auto dich niederfährt. Denn noch einmal werde ich dich nicht von Avalon fortbringen können. Ich werde Avalon nie Wiedersehen. Und auch dich nicht, mein Freund.«
    »Warte«, bat Tendyke.
    Aber der Kleine Riese verschwand einfach. Er machte einen Schritt zur Seite - oder irgendwohin? - und war nicht mehr zu sehen. Die Zeit hatte ihn von Tendyke entrückt.
    Der setzte seinen Weg fort, wie ihm der Kleine Riese geraten hatte. Und er ahnte, dass er künftig viel vorsichtiger sein musste. Es war fast unmöglich geworden, noch nach Avalon zu gelangen, um dem Tod einmal mehr ein Schnippchen zu schlagen, und es gab wohl keine Chance mehr, Avalon dann aus eigener Kraft wieder zu verlassen. Den Weg, den ihn der Kleine Riese geführt hatte, konnte er nicht sehen und niemals finden. Und da auch Avalon sich durch das Meer der Zeit von der Erde entfernte, veränderte sich auch der Weg.
    »Vielleicht«, überlegte Roberto, »wird deshalb dieses neue Leben mein letztes sein? Und vielleicht sollte ich es daher unter einem ganz anderen Namen beginnen? Unter jenem, den ich mir vor langer Zeit einmal für den Fall eines letzten Lebens ausdachte…?«
    Und so erreichte er die Erde wieder…
    ***
    Cayman Jones hatte aufgeräumt. Fast hatte ihn das letzte dieser Ungeheuer doch noch erwischt. Das Unsichtbarkeitsgerät war zerstört worden; hätte er nicht den elastischen
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