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0665 - Vampirstadt Berlin

0665 - Vampirstadt Berlin

Titel: 0665 - Vampirstadt Berlin
Autoren: Jason Dark
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anderer Gedanke, und der gefiel mir überhaupt nicht. Was geschah, wenn die Vampire oder wer auch immer auf der anderen Seite, die Gunst der Stunde nutzten und ihre grauenhaften Taten im Schutz der Randale durchführten?
    Dann würden aus Polizisten und Chaoten möglicherweise Untote werden. Vampire auf Blutjagd, die eine Stadt wie Berlin eintauchten in den Kessel des Todes.
    Unwillkürlich blieb ich stehen und schielte an der langen Fassade des Hotels hoch. Wer überhaupt außer mir hatte die Fratze dort gesehen? Dieses furchtbare Bild, ein Hologramm des Schreckens, eine Botschaft, die den Tod verhieß.
    Sie war auf der Hotelfassade nicht mehr zu sehen.
    Lärm umtoste mich. Schrille Schreie, wilde Stimmen, Lautsprechergetöse, Sirenen und fauchende Feuerinseln, denn einige Fahrzeuge waren bereits in Brand gesteckt worden. Sie leuchteten wie dunkelrote Fackeln, begleitet von schwarzen Rauchschwaden, die träge über das Pflaster zogen.
    Aus den Nebenstraßen erklang ebenfalls das Jammern der Sirenen, dazwischen Explosionen der Molotow-Cocktails.
    Ich geriet nicht mehr in die Kampfhandlungen hinein, weil die sich etwas verlagert hatten.
    Vor dem Eingang des Hotels standen einige Polizisten wie Wachtposten. Sie ließen mich passieren.
    Die Glastür schwang zur Seite, und ich geriet hinein in eine andere Welt, in der die Gewalt nicht regierte, allerdings die Furcht, denn die sah ich in den Gesichtern der zahlreich in der Halle versammelten Menschen. Sie schauten ängstlich nach draußen, sprachen miteinander, suchten nach Erklärungen und Auswegen, ohne welche zu finden, denn schnelle Lösungen gab es für die Probleme draußen kaum. Da mußte erst ein anderes Denken beginnen, und das Chaos war ein gesellschaftliches Problem.
    In der Lobby waren sämtliche Plätze besetzt. Ober liefen mit Tabletts umher. Manchmal knallten sogar Champagnerkorken. Das Lachen der Gäste wehte durch die Lobby. Mir kam es vor, als hätte hier der Tanz auf dem Vulkan begonnen. Man schien feiernd in den Untergang hineinzusegeln.
    Natürlich hatte ich Ausschau nach Vampiren gehalten. Zwar bevorzugten diese Wesen die Dunkelheit, doch manchmal mußten sie sich zeigen, dann konnten sie sich durch ein Zwielicht bewegen, wie es im Hintergrund der Hotelhalle vorhanden war, aber dort stand niemand. Außerdem war der Kasten groß genug, um zahlreiche Verstecke bieten zu können.
    Ich fand eine kleine Hallenbar, die ebenfalls von Gästen umlagert war. Ein wohlbeleibter Mann mit hellweißen Haaren hielt die ganze Gesellschaft frei und ließ die Lagen nur so anrollen. Ich drückte mich in die Ecke und hatte Glück, einen Whisky und eine Flasche Sodawasser bestellen zu können.
    Zu zahlen brauchte ich nichts, es ging alles auf die Rechnung des unbekannten Gönners.
    Mit dem Glas in der Hand schlenderte ich durch die Lobby. Ich brauchte ein paar Minuten der Erholung. Zudem wollte ich meine Gedanken ordnen.
    Ich schaute nach draußen auf eine breite Straße. Es hetzten noch immer Menschen über das Pflaster.
    Ich war sicher, daß das Chaos die Nacht über anhalten würde. Eine Nacht des Schreckens, die erst am frühen Morgen enden würden. Ich trank langsam, mein Gesicht malte sich in der Scheibe ab.
    Selbst dieses Bild konnte die harten Züge um meinen Mund nicht verbergen. Der Einsatz hier war kein Spaß, und die Nacht der Vampire hatte noch nicht begonnen. Sie würden sich noch zeigen.
    Eine Frau in Abendgarderobe sprach mich an. Sie trug ein sehr enges, rotes Kleid mit einem viereckigen Ausschnitt und hatte das blonde Haar mit Perlenketten dekoriert. Eine Stola hing lässig über ihre Schultern. In der ringbestückten Rechten hielt sie ein Champagnerglas.
    »Pardon, aber ich sah Sie vorhin hereinkommen.«
    »Das stimmt.«
    »Kann man durch?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das würde ich Ihnen nicht raten. Bis zum nächsten Taxistand sind es zwar nur ein paar Meter aber schauen Sie, die Wagen sind weg.«
    »Stimmt. Und wir wollten ins Theater.«
    »Beim nächstenmal.«
    »Danke.« Die Frau hob die Schultern und ging wieder. Ich sah sie in der Glaswand. Für mich sah es so aus, als würde sie sich allmählich auflösen.
    Ich trank den letzten Schluck, stellte das Glas weg und dachte darüber nach, daß sich irgendwas ereignen mußte. Schließlich war ich nicht gekommen, um nur in der Lobby herumzustehen, ich wollte etwas in Erfahrung bringen.
    Konowski fiel mir ein. Der Kerl war wie ein Schatten erschienen und ebenso schnell wieder verschwunden. Über seine
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