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0652 - Der Bogie-Mann

0652 - Der Bogie-Mann

Titel: 0652 - Der Bogie-Mann
Autoren: Jason Dark
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schnell sogar, als könnte sie es kaum erwarten, das Ziel zu erreichen.
    Ich folgte ihr rasch. Tippy blieb so plötzlich stehen, dass ich fast gegen sie gelaufen wäre. Ich konnte mich an ihrer Schulter abfangen. Sie lachte mir ins Gesicht.
    »Findest du mich seltsam?«, fragte sie dabei.
    »Sagen wir lieber ungewöhnlich.«
    »Warum?«
    »Weil du so sprunghaft bist. Ich habe immer noch keine Erklärung für dein Weglaufen vorhin.«
    Ihre rechte Fußspitze spielte mit einem Stein. Erst drehte sie ihn, dann kickte sie ihn weg. »Die ganze Sache ist so«, sagte sie. »Vielleicht wohnen zwei Seelen in meiner Brust. Die eine so, die andere anders. Das kann es geben.«
    »Wie unterschiedlich?«
    Sie legte mir ihren Zeigefinger auf die Lippen. »Weißt du, John, Männer sollen und dürfen nicht alles wissen. Ein Geheimnis muss uns Frauen bleiben. Um so mehr Spaß kann es machen, wenn die Männer versuchen, es herauszufinden.«
    »Du hast Recht. Nur gefällt mir persönlich der Zeitpunkt nicht, Tippy. Es ist etwas anderes, ob ich Geheimnisse an normalen Tagen ergründen möchte oder unter stressigen Situationen wie jetzt. Das sollte auch dir klar sein.«
    »So weit denke ich nicht.« Sie ging und ließ mich stehen. Als ich wieder an ihrer Seite war, hörte ich sie atmen. Diesmal viel lauter als sonst.
    »Hast du Probleme?«
    »Ich nicht.«
    »Wer dann?«
    »Dermott!«
    Als sie weitergehen wollte, hielt ich sie hart fest. Tippy musste dem Druck meiner Hand folgen und sich umdrehen, sodass wir uns anschauen konnten. »Was ist mit Dermott, Tippy?«
    »Du hast ihn doch zurückgelassen.«
    »Meinst du, dass es ein Fehler gewesen ist?«
    Das Mädchen lachte so laut, dass es durch die Dunkelheit hallte. »Was ist schon ein Fehler und was ist kein Fehler, wenn der Bogie-Mann in der Nähe lauert? Halte es dir vor Augen, John Sinclair. Ihn kannst du nicht mit normalen Maßstäben messen. Er ist eine Ausgeburt der Hölle, ein teuflisches Gespenst, das die Schlinge immer härter zusammenzieht, in der sich die Menschen verfangen haben. Ich will dir etwas sagen. Wenn du den Bogie-Mann fangen willst, musst du alles vergessen, wonach du dich bisher gerichtet hast.«
    »Dann kennst du mich so gut, dass du…«
    »Vergiss nicht, dass du Polizist bist.«
    »Das weiß ich sehr gut, keine Sorge.«
    Sie hob die Schultern und schlenderte weiter. Jetzt hatte sie es nicht mehr eilig, im Vergleich zu mir, weil mich Tippys Erklärungen, so seltsam und unverständlich sie auch waren, misstrauisch gemacht hatten. Diese junge Frau schien mehr zu wissen, als sie zugeben wollte.
    Ich schaute an ihr vorbei auf das Haus und die Mühle. An beiden Gebäuden hatte sich nichts verändert. Klotzig malten sie sich in der Dunkelheit ab.
    »Geh hin«, sagte sie. »Geh nur hin…«
    Ich ging nicht, ich rannte und ließ Tippy zurück, deren Lippen ein breites Lächeln zeigten…
    ***
    Er war da, er war ein Ungeheuer, er war ein Höllengespenst und er wollte töten!
    Das brauchte Dermott niemand zu sagen, das wusste er auch so. Was ihm innerhalb weniger Sekunden durch den Kopf schoss, raste wie im Zeitraffertempo dahin.
    Wie lange hatte er den Bogie-Mann gejagt? Wie oft war er ihm nahe gewesen, ohne ihn gesehen zu haben? Dafür hatte er ihm die Kinder entrissen und sich dessen höllischen Hass zugezogen.
    Und wie Faustschläge hatten sich die Niederlagen in seinen Magen gebohrt, wenn er wieder einmal eines der Opfer des Killers gefunden hatte.
    Nun sah er ihn!
    Groß, kompakt, pelzig, nach Schwefeldampf stinkend, mit Augen versehen, die wie Laternen wirkten und einen bösen, höllischen Schein abstrahlten.
    Er hatte die harten Bretter durchstoßen, als wären sie so dünn wie Zündhölzer gewesen. Das allein bewies, mit welchen Kräften dieses Monstrum ausgestattet war. Trotzdem machte Dermott es nichts aus. Er sah ihn, er wollte ihn haben und so stürmte er mit vorgeschobener Brechstange auf ihn zu, bevor der Bogie-Mann angreifen konnte.
    Der haarige, stinkende Körper flog ihm wie eine Kugel entgegen. Auf halber Strecke prallten beide zusammen. Dermott hörte ihn brüllen, als er die Brechstange tief in den Körper des anderen versenkte. Er wollte ihn regelrecht aufspießen, doch das Monstrum war schwer wie Stein. Durch sein Gewicht wurde Dermott zu Boden gedrückt. Er hielt die Brechstange wie im Krampf umklammert und dachte daran, dass der Bogie-Mann zusammensacken musste.
    Nicht einmal Blut übergoss den Kämpfer. Der Bogie-Mann war ihm überlegen, und das merkte
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