Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0648 - Die Stunde des Ghouls

0648 - Die Stunde des Ghouls

Titel: 0648 - Die Stunde des Ghouls
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
möglicherweise irgendwo in der Nähe unter der Erde. Ghouls leben meist unterirdisch. Sie graben Höhlen, in denen sie leben, und Gänge, in denen sie zum nächstgelegenen Friedhof gelangen, um dort von unten heraus Grab für Grab aufzubrechen. Mich wundert, daß sie hier in einer solchen Menge auftreten und über lebende Menschen hergefallen sind. Eigentlich tun sie das nur im Notfall, oder wenn sie sich bedroht fühlen.«
    Er sah in Richtung Dorf.
    Eine Rauchsäule stieg hinter den Bäumen auf.
    »Wieso«, murmelte Zamorra, »habe ich eigentlich das Gefühl, daß das was mit Ombre zu tun hat?«
    ***
    Ombre setzte alles ein, was er kannte und hier anwenden konnte. Alle Tricks der waffenlosen Selbstverteidigung, die er jemals gelernt hatte. Er hatte so lange gewartet, bis die ersten Männer in seiner unmittelbaren Nähe waren, so daß die anderen nicht mehr riskieren konnten, ihre Waffen einzusetzen, wenn sie ihre eigenen Leute nicht verletzen wollten. Dann schlug und trat er um sich, hebelte Angreifer mit Judogriffen aus, wirbelte sie durcheinander, daß sie sich eher gegenseitig bekämpften, ehe sie begriffen, was mit ihnen geschah, und streckte einige mittels Karate oder Taekwon-Do zu Boden. Wenn sie wieder erwachten, würde ihnen eine Menge weh tun und sie noch lange an diese Auseinandersetzung erinnern.
    Er kämpfte sich den Fluchtweg frei.
    Aber es klappte nicht so, wie er es sich erhofft hatte. Denn im gleichen Moment, als er sich wieder frei bewegen konnte, hatten die anderen auch wieder freie Schußbahn. Ein Gewehr donnerte. Unwillkürlich ließ sich Ombre fallen. Das war sein Glück. So streiften ihn nur ein paar Schrotkörner; die eigentliche Ladung ging über ihn hinweg. Trotzdem war es schmerzhaft.
    Jetzt war er es, der noch lange an diese Auseinandersetzung denken würde.
    Wenn er sie überlebte.
    Er sprang wieder auf, überlegte, ob er zurückschießen sollte. Das war eigentlich nicht seine Art. Er war kein Killer. Dämonen zu erlegen, war etwas anderes, als eine Waffe auf Menschen zu richten. Das hatte er früher verabscheut, und auch jetzt wollte er sich nicht einmal mit dem Gedanken befassen. Nicht die Menschen waren seine Feinde, sondern die Schwarzblütigen aus der Hölle.
    Er überlegte etwas zu lange.
    Genau dort, wohin er hatte flüchten wollen, stellte sich ihm jemand in den Weg, zögerte keine Sekunde und schlug zu.
    Als Ombre wieder erwachte, hatten sie ihm die Hände auf den Rücken gebunden, und er erstickte fast in dem Wasserschwall, den man über ihm ausgeschüttet hatte, um ihn zu wecken. Sein Kopf dröhnte, als werde er von innen mit einem Preßlufthammer bearbeitet.
    Verdammt, warum hatte er den Angreifer nicht rechtzeitig wahrgenommen?
    Zwei Männer packten ihn bei den Schultern und rissen ihn vom Boden hoch, stellten ihn auf die Beine. Sekundenlang wurde ihm wieder schwarz vor Augen, aber er blieb bei Bewußtsein, trotz der Schmerzwellen, die von seinem Kopf aus durch den halben Körper rasten. Auf weichen Knien stand er vor den Mexikanern.
    Und dann sah er ihn.
    Carlo Destinato befand sich mitten zwischen ihnen.
    »Der da!« schrie Ombre zornig. »Der ist euer Feind und euer Mörder! Schnappt ihn euch!«
    »Erst mal haben wir dich«, sagte der Anführer der Gruppe. »Dieser Mann ist vor dir aus dem Auto geflüchtet. Einige von uns haben es gesehen. Du hast auf ihn geschossen, obwohl er unbewaffnet war und sich nicht wehren konnte. Er hat sich auch nicht gewehrt, ist nur um sein Leben gelaufen. Du hast einen Schuppen in Brand geschossen. Du wolltest diesen Mann umbringen.«
    »Dieser Mann, wie du ihn nennst, ist ein…«
    Ombre kam nicht weiter. Ein Fausthieb schloß ihm den Mund. Er war nahe daran, wieder das Bewußtsein zu verlieren.
    »Eine interessante Munition hast du da in deinem Kanönchen«, fuhr der Mexikaner fort. »Vielleicht sollten wir sie mal an dir ausprobieren.«
    Er richtete Ombres Pistole auf den ›Schatten‹. Ganz langsam krümmte er den Zeigefinger um den Abzug.
    ***
    Zamorra hatte den Wagen fast erreicht, als ein alter Dodge-Pickup in halsbrecherischer Holperfahrt herankam und unmittelbar vor dem Ford Mondeo stoppte. Vier, fünf Männer mit Gewehren in den Händen sprangen von der Ladefläche. Sie richteten die Waffen sofort auf Zamorra und Nicole.
    »Da sind sie ja, die Komplizen! Los, Hände hoch!«
    »Wehrt euch ruhig«, knurrte ein anderer drohend. »Mir juckt der Zeigefinger!«
    »Was soll dieser Unsinn?« fragte Zamorra. »Wer sind Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher