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0648 - Die Stunde des Ghouls

0648 - Die Stunde des Ghouls

Titel: 0648 - Die Stunde des Ghouls
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anzuwenden. Zamorra würde seine geistige und körperliche Kraft vermutlich noch brauchen…
    Den zurückliegenden Tag durchlief Nicole im Zeitraffertempo, erst als die Morgendämmerung und dann die Nacht kam, verlangsamte sie die Geschwindigkeit des zurücklaufenden »Filmes« und tastete sich an die Zeitspanne heran, in der Jesúsa Fornaro und die anderen dem Tod begegnet waren.
    Dann sah sie die Ghouls.
    Mehr als ein Dutzend, aber das schienen noch längst nicht alle zu sein. Eine größere Gruppe verfolgte ein davonlaufendes nacktes Mädchen. Die Zurückbleibenden balgten sich um die sterblichen Überreste zweier Menschen.
    Nicole löste sich aus der Halbtrance.
    Der Anblick, wie die Bestien ihr Opfer einfach auseinanderrissen, war mehr, als sie ertragen konnte. Sie kehrte in die Wirklichkeit zurück und erbrach sich.
    ***
    Cascal stoppte und lauschte. Aber er konnte die Schritte des Ghouls nicht mehr hören. »Verdammt!« murmelte er. Destinato hatte es tatsächlich geschafft, ihm zu entwischen!
    Der Jäger atmete tief durch. Er war eine Spur zu langsam gewesen. Die Hinterhöfe mit ihren Ställen und Anbauten verbargen den Ghoul. Der Bursche konnte jetzt überall und nirgends stecken.
    »In jedem mexikanischen Dorf gibt es Unmengen von Hunden«, murmelte Cascal. »Warum, zum Henker, kläffen diese gottverdammten Köter diesen Schleimklumpen auf Beinen nicht an? Über harmlose Briefträger und Steuereintreiber fallen sie bellend und beißend her, und diesen Stinker lassen sie in Ruhe? Da stimmt doch was nicht!«
    Drei Häuser weiter prasselte es. Eine schwarze Qualmwolke stieg empor. Das war der Schuppen, den Cascal in Brand geschossen hatte. Plötzlich knallte eine Kette von Explosionen.
    Unwillkürlich grinste der ›Schatten‹. Da war eine Schwarzbrennerei hochgegangen! Vielleicht bewahrte das eine Menge Menschen vor organischen Schäden, weil der Besitzer der Schwarzbrennerei mit seinem Methyl-Fusel ihnen jetzt keine Leberzirrhosen oder Blindheit mehr einbrocken konnte…
    Aber dann grinste Cascal nicht mehr.
    Vor und hinter ihm tauchten sie auf.
    Mexikaner, vorwiegend ältere Männer, in einfacher und oft geflickter Kleidung. Aber die Messer und Gewehre, die sie in den Händen trugen, sahen sehr gepflegt aus.
    »Die Fettfingerchen hoch, hombre «, bellte einer von ihnen. »Laß die Kanone fallen, oder du atmest gleich durch ein paar Dutzend Löcher mehr!«
    Cascal ließ die Waffe nicht fallen. Er steckte sie nur vorsichtig ins Holster zurück und streckte dann beide Arme hoch.
    »Und jetzt erzähl uns, was du hier willst. Häuser anzünden? Eine Menschenjagd veranstalten? Du gehörst wohl auch zu den Dreckschweinen, die Maria Fornaro und Jaime Hernandez umgebracht haben, wie?«
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte Ombre ruhig. »Ich…«
    »Solche Leute mögen wir hier gar nicht«, sagte der Sprecher. »Packt ihn und macht ihn fertig! Wir hängen das Schwein auf! Aber vorher soll er noch was vom Sterben haben…«
    Die Männer mit ihren Gewehren und Messern rückten vor, von beiden Seiten. Es gab keinen Fluchtweg.
    Eiskalt wartete er ab, bis die ersten nahe genug heran waren.
    Und griff an…
    ***
    »Geht's wieder besser?« fragte Zamorra. Mit einem Taschentuch tupfte er ihr Gesicht ab und strich ihr mit den Fingern über die Wangen und durchs Haar. Sie war kreidebleich, auf ihrer Stirn perlten ein paar Schweißtropfen. Zamorra küßte sie ihr von der Haut.
    Sie nickte.
    »Ja«, sagte sie langsam und gab ihm das Amulett zurück. »Du wirst nicht wissen wollen, was ich gesehen habe.«
    »Ich kann dir die Erinnerung nehmen, wenn du willst«, schlug er vor.
    »Ich denke, ich kann damit umgehen. Ich habe schon andere Dinge gesehen, die schlimmer sind. Zum Beispiel dich unmittelbar nach dem Aufstehen vor der ersten Rasur. Davon habe ich bisher auch keine Alpträume gekriegt.«
    Er lächelte und half ihr, aufzustehen. Wenn sie schon wieder Witze reißen konnte, war sie zumindest auf dem Weg, den Schock zu überwinden. Aber so leicht, wie sie es vortäuschte, fiel es ihr bestimmt nicht.
    »Was machen wir als nächstes?« fragte sie betont forsch. »Ins Dorf fahren und nach Yves suchen, ins Dorf fahren und nach Zapas und dem Mädchen suchen, oder ins Dorf fahren und nach den Ghouls suchen? Die müssen sich ja irgendwo versteckt halten.«
    Zamorra deutete mit dem Zeigefinger nach unten.
    »Du denkst, sie befinden sich hier unter dem Friedhof?«
    »Vielleicht nicht direkt unter dem Friedhof«, erwiderte er. »Aber
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