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0645 - Das ewig Böse

0645 - Das ewig Böse

Titel: 0645 - Das ewig Böse
Autoren: Claudia Kern
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Zauberer zweifelte keinen Moment daran, daß sie es war. Niemand anderes hätte eine solche Menschenmenge angezogen.
    Er bedeutete den anderen zu warten und schlich sich im Schatten der Bäume näher an den Marktplatz heran.
    Die ersten Wortfetzen drangen zu ihm. Er hörte Haß, Wut und Neid in ihren Worten, die sie einer Masse entgegenschrie, die immer wieder an den passenden Stellen johlte.
    Warum tut sie das? fragte sich der Zauberer verwirrt. Was will sie damit erreichen?
    Dann drehte sich Anxim-Ha um. Prahil-Girad starrte sie für einen Moment überrascht an.
    Sie war wunderschön. Er sah in ihre blauen Augen, die keine Pupille, keine Iris und kein Weiß besaßen, sondern einfach nur blau leuchteten.
    Was für eine Ironie, dachte er, daß sich hinter dieser schönen Fassade ein solcher Irrsinn versteckt.
    Erst dann bemerkte er, daß sie ihn ebenfalls anstarrte.
    Im nächsten Moment zeigte Anxim-Ha mit dem Finger auf ihn.
    »Dort!« schrie sie. »Seht die Mißgeburt, die sich in eure Mitte wagt! Da ist euer Feind!«
    Die Menge drehte sich um und entdeckte den Zauberer. Aufgepeitscht von den Worten, die sie gerade gehört hatten, wollten die Leute nichts mehr, als ihrem Haß und ihrer Verachtung ein Ventil zu geben.
    Grölend stürmten sie auf Prahil-Girad zu.
    ***
    Nicole schrie auf, als der Stein sie am Rücken traf.
    Blitzschnell duckte sie sich hinter den Brunnen und zog den Blaster von der Magnethalterung. Sie stellte sicher, daß er auf Betäubung gestellt war, bevor sie den Kopf hob und nach ihrem Gegner suchte. Es konnte immerhin sein, daß sie unwissentlich ein Tabu verletzt hatte oder es sich um ein anderes Mißverständnis handelte. Sie wollte niemanden töten, nur weil sie sich versehentlich in einer fremden Kultur danebenbenommen hatte.
    Bei Betäubung hatte der Blaster jedoch einen großen Nachteil: die wesentlich geringere Reichweite. Die Elektroschocks waren lediglich für den Nahkampf geeignet; schon ab mehr als zehn Metern Entfernung ließ die Wirkung rapide nach.
    Die Ladeanzeige wies eine Restkapazität von etwa einem Drittel der in der Batterie verfügbaren Energie aus. Den Rest hatte sie in der Straße der Götter verfeuert, als sie sich gegen ein kaum besiegbares Ungeheuer zur hatte Wehr setzen müssen.
    Es war niemand zu sehen. Rund um das Dorf standen einige Bäume und ein wenig Gestrüpp. Irgendwo dazwischen mußte sich ihr Angreifer befinden.
    Ein weiterer Stein sauste haarscharf über ihren Kopf hinweg und fiel staubaufwirbelnd zu Boden.
    Nicole sah sich um. Der Stein war eindeutig aus einer anderen Richtung gekommen. Also mußte es mehr als einen Angreifer geben.
    Sie gab wahllos einen Schuß ins Unterholz ab und hoffte, daß ihre Angreifer allein wegen des ungewohnten Geräuschs der Waffe die Flucht ergreifen würden.
    Als Antwort prallte ein Stein funkensprühend am Brunnen ab.
    Dieses Mal hatte Nicole jedoch den Arm gesehen, der den Stein geworfen hatte. Sie schnellte sich aus ihrer Deckung hoch, rannte ein paar Meter und schoß auf die Stelle, von der aus sie angegriffen worden war.
    Zufrieden hörte sie das Geräusch eines Körpers, der zu Boden ging und dabei noch einige Äste mitnahm.
    Einer weniger.
    Sie ging im Unterholz in Deckung und wartete auf ihre nächste Chance.
    Einige Minuten vergingen, dann erhoben sich plötzlich vier ausgemergelte Männer aus dem Unterholz. Sie waren halb verhungert, in Lumpen gekleidet und trugen jeder eine Tasche bei sich, die voll mit Steinen war. Zwei von ihnen taumelten unter dem geringen Gewicht.
    Nicole beobachtete, wie einer der Männer aus seiner Deckung hervortrat.
    »Geh!« rief er. »Wir werden dich nicht angreifen.«
    Nicole hob überrascht die Augenbrauen. Der Mann hatte klassisches Latein gesprochen!
    Sie und Zamorra waren schon oft genug in der Vergangenheit, in der Welt der alten Römer gewesen, so daß sie die Sprache ohne Probleme verstehen und auch sprechen konnte.
    Zunächst verhielt sie sich aber ruhig. Sie konnte nicht wissen, was ihre Angreifer vorhatten.
    Sie beobachtete, wie der Wortführer zu der Stelle ging, an der sie ihren Angreifer betäubt hatte, und kurz danach eine weitere ausgemergelte Gestalt aus dem Unterholz zog. Er zerrte den Bewußtlosen am Arm zum Dorfrand, kniete nieder und zog ein Messer aus dem Gürtel.
    Nicole erschrak. Er hatte anscheinend vor, ihn umzubringen.
    »Halt!« rief sie ebenfalls auf Latein. »Er ist nicht tot!«
    Sie stand auf und trat mit gezogenem Blaster aus ihrem Versteck hervor.
    »Er
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