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0643 - Schlangenträume

0643 - Schlangenträume

Titel: 0643 - Schlangenträume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bisher noch nie gezeigt. Normalerweise sandte er seine Ableger aus; unterarmlange Messing-Kobras, die je nach »Bedarf« steif und starr wie Skulpturen sein konnten, aber auch überaus beweglich und - überaus bissig! Diese Ableger übertrugen den magischen Keim des Dämons, nahmen die Lebensenergie des Opfers in sich auf, um sie dem Dämon zuzuleiten, und machten zugleich das Opfer zu einem neuen Diener. In diesem Fall entstand jedesmal ein weiterer, neuer Ssacah-Ableger.
    Mit Halluzinationen dieser Art, mit solchen Sinnestäuschungen, die jemandem vorgaukelten, es statt mit einem Menschen mit einer Kobra zu tun zu haben - damit hatte Ssacah bisher noch nicht gearbeitet.
    Deshalb war Zamorra sich nicht hundertprozentig sicher.
    Ein Grund mehr, vor Ort aktiv zu werden und herauszufinden, worum es ging - wer für diese Halluzinationen verantwortlich war.
    Von diesen Hintergründen erzählte Zamorra dem Staatsanwalt nichts. Er wollte vermeiden, daß der Mann ihn auslachte. Denn noch konnte er ihn nicht gut genug einschätzen. Er wagte es auch nicht, gerade jetzt, während der Unterhaltung, telepathische Nachfrage bei Nicole oder Monica zu halten.
    Denn er würde dabei einen etwas geistesabwesenden Eindruck machen. Und das galt es zu vermeiden; es würde O’Donaghue nur unnötig mißtrauisch machen. Zamorra wollte nicht für einen Spinner gehalten werden.
    Das Handy des Beamten im Hintergrund klingelte. Er lauschte, sagte ein paar Worte und näherte sich dann dem Tisch. »Die Durchsuchung und die Befragung verliefen negativ, Sir«, raunte er dem Staatsanwalt zu. »Niemand weiß etwas von Schlangen, es gibt keinerlei Unregelmäßigkeiten, aufgrund derer wir einschreiten müßten.«
    O’Donaghue sah Zamorra an. »War auch niemand hier, der wie ein Inder aussieht?«
    »Oder jemand, der so aussieht…« Zamorra beschrieb Commander Bishop, den neuen Hohepriester des Kobra-Kultes.
    »Moment, ich frage nach.«
    Die Beamten mußten ebenfalls nachfragen, aber nach kaum einer Viertelstunde stand fest, daß ein Mann, der aussah wie jener britische Offizier im Ruhestand, der seinem Äußeren nach für den Ruhestand viel zu jung erschien, hier nicht gesichtet worden war. Niemandem war dieser Mann aufgefallen.
    »Das besagt überhaupt nichts«, meinte Nicole Duval. »Er muß ja nicht persönlich hier aktiv geworden sein. Ihm stehen ja genügend Ssacah-Diener zur Verfügung. Wer weiß, wie viele schon wo überall auf ihren Einsatz warten.«
    »Bei Gelegenheit könnten Sie mich ja mal in Ihre verqueren Überlegungen einweihen«, schlug O’Donaghue trocken vor.
    »Bei Gelegenheit«, seufzte Zamorra. »Aber ich will mich nicht lächerlich machen. Das, was wir bisher erfahren haben, reicht nicht aus. Ich denke, wir gehen jetzt wieder.«
    Nicole sah ihn überrascht an. Aber er nickte nur bekräftigend.
    Da sagte sie nichts mehr dazu. Auch Monica Peters verhielt sich ruhig.
    Sie erhoben sich. »Die Getränke«, nassauerte Zamorra, »gehen ja wohl auf Staatskasse?«
    O’Donaghue wagte keinen Protest. Aber ihn interessierte, weshalb der Parapsychologe und seine beiden Begleiterinnen eigens per Hubschrauber hierher gekommen waren, um jetzt unverrichteter Dinge wieder zu verschwinden.
    Zamorra fühlte sich sehr unbehaglich dabei, O’Donaghue eine ausweichende Antwort zu geben. Aber auch wenn der Staatsanwalt selbst zu den Betroffenen des Schlangen-Phänomens gehörte -Zamorra war noch nicht sicher, ob er O’Donaghue wirklich vertrauen konnte. Ob der Mann wirklich bereit war, an übersinnliche Dinge zu glauben und sie als wahr zu akzeptieren.
    Zamorra konnte es ihm auch nicht verdenken. Es gab zu viele Scharlatane auf dieser Welt, die die Magie in Verruf brachten durch ihre geschäftemachende Art. Und die wenigsten dieser Geschäftemacher, die den weltweiten Esoterik-Boom ausnützten, glaubten wirklich an das, was sie taten. Den meisten ging es nur darum, anderen Menschen so viel Geld wie möglich aus der Tasche zu lügen.
    In diese Ecke wollte Zamorra sich nicht gedrängt sehen.
    Deshalb hielt er den größten Teil seiner Überlegungen zurück.
    »Wir haben uns eben etwas mehr von der Sache versprochen«, wich er aus. »Aber wir sollten in Kontakt bleiben, falls es nicht bei diesen Ereignissen bleibt.«
    Er gab O’Donaghue eine Visitenkarte, auf die er zuvor auch seine Erreichbarkeit über Tendyke’s Home gekritzelt hatte, der Vollständigkeit halber. Dann verließ er mit seinen beiden Begleiterinnen das »Café Lingerie«.
    Der
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