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0622 - Gehirn in Fesseln

Titel: 0622 - Gehirn in Fesseln
Autoren: Unbekannt
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daß Markhor de Lapal starb. Ich brauche keinen Kronzeugen.
    Abgesehen davon ist es nicht sonderlich wichtig, wenn ein Werkzeug vernichtet wird, sobald es unbrauchbar wird.
    Genau das war hier der Fall.
    Was wird als nächster Zug in diesem Schachspiel im Halbdunkel geschehen?
    Der Planet wird entvölkert. Atlan zieht sich grollend zurück. Die Wissenschaftler werden verhaftet.
    Und ich warte auf neue, exakte Direktiven!
    Niemand auf der Erde, im Sonnensystem und auf den Planeten und darüber hinaus im Solaren Imperium kann ahnen, daß das Gehirn und somit das Ich des „echten" Großadministrators auf eine lange und weite Reise gegangen ist. Auf der Erde werde ich residieren. Ich, Andro-Rhodan.
    Zunächst werde ich mich haargenau so verhalten, wie es der echte Rhodan getan hätte.
    Zunächst noch...
    Ich glaube, mein Herr und Meister wird einige interessante Aufgaben für mich bereithalten. Ich werde mich ihnen mit Freude und allem meinem Können stellen, das ja dem des echten Rhodan entspricht!
    Aber... es gibt hierbei eine Gefahr. Das Beispiel für die Gefährdung liegt tot zu meinen Füßen.
    Ein wertloses Werkzeug wird vernichtet, weggeworfen... mir darf es nicht so ergehen wie Markhor de Lapal.
    Werde ich es schaffen?
    Schließlich trage ich Andro-Rhodan, den Zellaktivator. Das echte Gehirn hat dieses lebensverlängernde Gerät nicht. Darin sehe ich einige deutliche Probleme von tödlicher Bedeutung!
     
    8.
     
    Der halbkugelige Behälter schwebte in der Schwärze. Keinerlei Empfindungen, dachte das Ich Rhodans, keinerlei Temperaturen.
    Die winzigen Lichtpunkte um ihn herum bewegten sich langsam.
    Sie drehten sich. Oder drehte er sich selbst? Die Drehung wurde schneller, wurde angehalten, verlief in gegenläufiger Richtung.
    Sie kippte und änderte sich ebenfalls.
    Eine weite, lange Reise begann.
    Eine phantastische Reise.
    Zuerst nahm das eingekerkerte Gehirn Schwingungen wahr.
    Sie verdichteten sich zu Tönen, zu Tonfolgen, Kadenzen und schließlich zu einer aufbrandenden, lauten Melodie. Noch niemals in seinem Leben (in seinem Zustand als durch Geburt integrierter Bestandteil eines humanoiden Körpers) hatte Rhodan eine solche Musik gehört. Oder war dies gar keine Musik, sondern nur eine tonale Projektion seines überreizten, gefesselten Gehirns?
    Aus der drehenden Bewegung zwischen den Sternen wurde ein Gleiten, ein Dahinschweben. Die Drehung wurde zur Geraden, und während der Behälter mit dem Gehirn scheinbar immer schneller wurde und diese Gerade dahinschoß, schneller, rasender, gleitender... verwischte sich das Licht der Sterne. Sie wurden zu langen, vielfarbigen Balken entlang des Weges. Die Musik schwoll an und wurde lauter.
    Wo bin ich?
    „Eingeschlossen in einem Gefäß!"
    Wohin geht diese Reise?
    „Niemand weiß es. Nicht einmal der Verbrecher de Lapal."
    Wie lange wird die phantastische Reise dauern?
    „Auch das ist unbekannt. Vermutlich weiß es selbst das Werkzeug des Anti-ES nicht!"
    Woher kommt diese rauschhafte Musik? Was verursacht in Wirklichkeit die farbigen, vielfarbigen optischen Erscheinungen?
    „Keine Ahnung. Es übersteigt die Möglichkeiten des eingekesselten Ichs, darauf eine Antwort zu geben."
    Was geschieht zwischenzeitlich auf der Erde?
    „Das ist aus dieser eingeschränkten Situation heraus jetzt nicht einmal ausschnittweise zu beurteilen!"
    Wohin geht diese Reise?
    „Negativ."
    Wie lange dauert sie?
    „Negativ!"
    Was wartet am Ende der Reise auf mich?
    Schweigen.
    Wer erwartet mich?
    Keine Auskunft.
    Der Behälter stürmte mit - so stellte es sich den überforderten technischen Sinnen des Ichs dar! - mehrfacher Lichtgeschwindigkeit durch ein rätselhaftes All, das mit vielfarbigen Strahlen und mit donnernder Musik erfüllt war. Eine riesige Feuerkugel von einem intensiven, brennenden Dunkelrot schob sich in den Weg des Behältnisses.
    Eine Sonne?
    Keine Auskunft. Das Selbstgespräch versandete aus Mangel an Informationen. Die Halbkugel verwandelte sich in einen Speer aus weißer, leuchtender Materie und durchstach diesen gewaltigen Ballon. War es ein Roter Riese? Keine Ahnung. Die Lanze aus kalkiger Helligkeit fegte durch einen dunklen, summenden Nebel, der die krachenden, dröhnenden Kadenzen dämpfte und abermals gesteigert unwirklich erscheinen ließ. Die Lanze wurde länger, wurde zu einem lichtjahrelangen Balken aus reinem Licht.
    Ihr Ende schoß aus der gewaltigen Flut aus reinem Dunkelrot hervor. Schlagartig riß die Musik ab; ein langer, wehmütiger Akkord
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