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0619 - Killer-Blasen

0619 - Killer-Blasen

Titel: 0619 - Killer-Blasen
Autoren: Jason Dark
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»Wenn mich nicht alles täuscht, John, ist das ein Hubschrauber.«
    »Um diese Zeit?«
    »So etwas ist selbst für diese grenznahe Lage ungewöhnlich«, erklärte Wladimir. »Wenn sie bei Dunkelheit Patrouillenflüge machen, leuchten sie wenigstens mit ihren starken Scheinwerfern den Boden ab. Der aber fliegt ohne Licht.«
    Zu dritt schauten wir in den Himmel, um wenigstens nach den Positionsleuchten Ausschau zu halten. Die allerdings waren nicht zu sehen. Kein Flackern, kein rötlicher Schein, überhaupt nichts. Die graue Schwärze des Himmels hatte auch den Hubschrauber verschluckt. Selbst die Gestirne hielten sich versteckt.
    Der Schall verteilte sich. Deshalb war es für uns auch schwer, die Richtung zu bestimmen. Der Hubschrauber schien sich am Rand der Lichtung zu befinden und sie zum umkreisen.
    Kein Schatten zeichnete sich ab, der Himmel über den Bäumen blieb leer und verlassen.
    »Es gefällt mir ganz und gar nicht, Freunde.« Der KGB-Mann nickte. »Da ist einiges faul. Ohne einen Beweis zu haben, kann ich mir vorstellen, daß der Flug des Hubschraubers einiges mit unserem Fall zu tun hat. Oder?«
    Ich verschluckte meine Antwort, denn einen Moment später war er da. Er rauschte über die Lichtung hinweg und hatte ausgesehen, als wäre er hinter einer Baumgruppe hervorgehüpft.
    Wir blieben nicht zusammen, spritzten nach verschiedenen Seiten weg, weil wir damit rechnen mußten, aus dem Hubschrauber heraus beschossen zu werden.
    Ich hatte mich gegen die Seitenwand der Hütte gepreßt und beobachtete den Schatten.
    In den wenigen Sekunden, die mir blieben, erkannte ich die kompakten Umrisse und sah auch das Licht, das die Kanzel ausfüllte. Es gehörte zur Armaturenbeleuchtung und machte sogar die Gestalt, die den Hubschrauber flog, erkennbar.
    Mehr auch nicht, denn für mich war nicht zu sehen, ob ein Mann oder eine Frau ihn lenkte.
    Dann war er auch weg!
    Wir liefen von verschiedenen Richtungen aus zusammen. Wladimir steckte seine schwere Pistole wieder weg. Ebenso wie Suko und ich, hob auch er die Schultern.
    »Hat das uns gegolten?« fragte Suko.
    »Bestimmt.«
    »Weshalb ist er über die Lichtung hinweggeflogen?« fragte Golenkow. »Doch nicht zum Spaß.«
    »Das glaube ich auch nicht.«
    »Dann wollte er etwas erkunden, John.«
    »Das schon eher.«
    »Wir sollten uns allmählich an die Einteilung der Wachzeiten machen«, schlug Suko vor.
    Dagegen hatten wir nichts. Mit einem unruhigen Gefühl gingen wir zurück in die Hütte.
    Wladimir holte Streichhölzer hervor. Jeweils im Zwei-Stunden-Rhythmus wollten wir uns ablösen. Wer das kürzeste Hölzchen zog, der fing an.
    Ich hatte das Pech.
    »Okay«, sagte ich und zerrte den Reißverschluß meiner Thermojacke hoch. »Dann werde ich mal Wache spielen.«
    Wladimir winkte ab. »Erst später. Du kannst ruhig noch bei uns bleiben und Tee trinken.«
    »Solange es kein Wodka ist.«
    Ich trank den Tee, dabei rauchte ich eine von Wladimirs schmalen Zigarren. Sie schmeckte mir nicht. Er war auch nicht beleidigt, als ich sie nach einigen Zügen in die Flammen warf.
    Natürlich hatten wir über den Hubschrauber und dessen Piloten diskutiert. Zu einem Ergebnis waren wir nicht gekommen. Keiner konnte sich vorstellen, wer der Pilot gewesen war.
    Golenkow holte noch das Funkgerät aus dem Wagen, wünschte mir viel Glück und zog sich zurück in die verqualmte Wärme der schiefen Blockhütte.
    Ich blieb draußen und fühlte mich wieder einmal in den Wilden Westen versetzt.
    Der Hubschrauber war längst verschwunden. Von ihm hörte ich nichts mehr. In der Hütte brannte noch immer das Feuer im Kamin.
    Dieses flackernde Licht huschte schattengleich und bizarr hinter den alten Scheiben auf und nieder.
    Festfrieren wollte ich nicht, trug dick gefütterte Stiefel, doch ein wenig Bewegung konnte nicht schaden, deshalb begann ich mit meinem ersten Rundgang.
    Sehr groß war die Lichtung nicht. Allerdings hätte ein Hubschrauber durchaus landen können. Ich umkreiste sie an den Innenrändern. Lautlos konnte ich nicht gehen, unter der dünnen Decke aus Eis und Schnee zerknackte das hart gefrorene Laub vom letzten Herbst.
    Die Kälte drückte. Um mein Gesicht zu schützen, hatte ich einen Schal vor die untere Hälfte gebunden. Daß ich hier in Rußland als einsamer Wachtposten meine Runden drehen würde und mich schon mit Soldaten am Wolgastrand verglich, hätte ich mir vor zwei Tagen nicht träumen lassen.
    Das neue Jahr hatte so begonnen, wie das alte aufhörte. Mit einem
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