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0612 - Nachts jagt die schwarze Katze

0612 - Nachts jagt die schwarze Katze

Titel: 0612 - Nachts jagt die schwarze Katze
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Vielleicht im gleichen Moment, als die Verletzung erfolgte. Tod durch Schock? Nichts deutet darauf hin. Auch keine Vergiftung, die das Herz hätte lähmen können. Nichts, gar nichts. Das ist absolut ungewöhnlich. Normalerweise strömt das Blut noch weiter, wenn der Tod eintritt. Hier ist die Blutung praktisch gleich zum Stillstand gekommen. Und es gibt keine Erklärung dafür.«
    »Finden Sie eine«, empfahl Robin trocken. »Und schreiben Sie sie in den Bericht.«
    »Finden? Ich müßte eher erfinden«, konterte Renoir kopfschüttelnd. »So was ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen.«
    »Wie lange währt selbiges eigentlich schon?« erkundigte sich Robin. »Sie haben mir Ihr Alter noch nie verraten.«
    »Ich bin 55«, sagte Renoir trocken. »Stört Sie das, junger Mann?«
    »Mich weniger. Ihr Vorgänger im Amt verschied mit 45, auf eine wenig erfreuliche Weise.« [1]
    »Ich hörte davon.« Renoir nickte.
    Dr. Mathieu war von einem dämonischen Baumgewächs ermordet worden. Chefinspektor Robin hatte den Polizeiarzt immer sehr gemocht, und sein Tod war ein Schock gewesen.
    Die genauen Todesumstände waren vorsichtshalber so geheim wie möglich gehalten worden, aber seltsame Gerüchte kursierten sogar nach einem Jahr noch, aber Robin hatte es sich zum Prinzip gemacht, so wenig wie möglich darüber zu sprechen, um die Gerüchteküche nicht noch weiter anzuheizen.
    Dr. Henri Renoir, der ›Prophet‹, war Mathieus Nachfolger. So richtig an ihn gewöhnt hatte sich Robin immer noch nicht.
    Hinzu kam, daß Renoir eine ganz bestimmte Erfahrung fehlte - die Kenntnis von Dämonen und Schwarzer Magie.
    Robin hatte sie kennengelernt, die Mächte der Finsternis, und Mathieu waren diese Mächte zum Verhängnis geworden.
    Renoir aber stand zu fest mit beiden Beinen auf dem Boden der sogenannten Tatsachen, als daß er an das Übersinnliche glauben könnte.
    Du wirst dich noch wundern, mein Junge, dachte Robin.
    Irgendwie war es schon seltsam.
    All die Jahre seines Polizeidienstes, die der Chef Inspektor in Paris zugebracht hatte, hatte er nie mit diesen eigenartigen, unerklärlichen Phänomenen Kontakt gehabt. Erst nachdem er seiner zuweilen etwas unkonventionellen Ermittlungsmethoden wegen nach Lyon strafversetzt wurde - neidische Kollegen hatten gegen ihn intrigiert, weil er mit eben diesen Methoden eine Aufklärungsquote von annähernd hundert Prozent erreichte -, hatte er seine ersten ›unheimlichen Begegnungen der ersten Art‹ gehabt und dabei auch gleich einen Mann kennengelernt, der Experte in diesen Dingen war und schon seit vielen Jahren damit zu tun hatte - den Parapsychologen Zamorra.
    Brunot und Wisslaire, seine beiden Assistenten, waren mit den übersinnlichen Erscheinungen inzwischen auch schon vertraut. Und Staatsanwalt Gaudian verzog allenfalls noch mißmutig das Gesicht, wenn ihm wieder mal eine von diesen Akten auf den Schreibtisch kam.
    Aber in den letzten Monaten war es in dieser Hinsicht doch recht ruhig gewesen, und Renoir ahnte noch nichts von den Dingen, die für seine Kollegen längst selbstverständlich waren.
    Allmählich wuchs in Robin der Verdacht, daß auch dieser Fall sich zu einer dieser Akten entwickeln würde, die als ungelöste Fälle irgendwo verstauben würden, weil die Ermittlungen zu keinem befriedigenden Ergebnis führen konnten.
    Dabei war bei diesem Fall der Blutungsstopp das einzige wirkliche Indiz für Magie. Was die Katze anging, dafür mochte sich durchaus noch eine rationelle Erklärung finden.
    Robin suchte danach. »Haben Sie schon mal daran gedacht, daß jemand vielleicht eine abgeschnittene Katzenpfote benutzt haben könnte? Oder eine Tatwaffe, die den Krallen einer Katze ähnelt? Um uns auf eine falsche Spur zu bringen und ein Mysterium aus diesem Fall zu machen?«
    »Unwahrscheinlich«, meinte Renoir. »Sehen Sie, die Art, wie die Krallen eingesetzt wurden, deutet tatsächlich auf ein Tier von Katzengröße hin. Ein Mensch hätte aufgrund seiner Körpergröße und der Position und Länge seines Armes die Krallen beziehungsweise die ›Waffe‹ ganz anders angesetzt. Das Mysterium ist eine Tatsache. Na schön, ich erfinde was für meinen Bericht, und Sie für Ihren - und der Staatsanwalt wird seine helle Freude haben.«
    »Worauf Sie sich verlassen können«, bestätigte Robin grimmig und kehrte in sein Büro zurück.
    Brunot, sein stets supermodisch gekleideter kahlköpfiger Assistent, erwartete ihn bereits. »Vendells Jungs haben Katzenhaare an der Kleidung
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