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0611 - Wir gegen das Einhorn-Trio

0611 - Wir gegen das Einhorn-Trio

Titel: 0611 - Wir gegen das Einhorn-Trio
Autoren: Jason Dark
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schaute seine Tochter nicht mehr an, als er sich in Bewegung setzte und genau auf uns zukam.
    Wir verschwanden nicht. Ich wollte wissen, wie er auf Bills Anblick reagierte.
    Bevor er uns umlaufen konnte, sprach Bill ihn an. »Mr. Leonidas? Bitte, ich…«
    Der Grieche hob den Kopf. Bill verstummte, als er in die Augen des Mannes schaute. »Sie hier?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben es nicht geschafft!«
    »Ich konnte nicht einmal mit ihr reden.«
    Leonidas schaute den Reporter lange an. »Sie hätten sich mehr bemühen müssen, Mr. Conolly.«
    »Tut mir leid, aber ich habe getan, was ich konnte. Mehr ging nicht, wirklich nicht.«
    »Und jetzt ist sie tot«, sprach der Grieche mit rauher Stimme. »Sigrid ist tot. Gestorben in einem Hagel von Kugeln. Ich habe sie auch nicht mehr retten können, weil ich die Nachricht zu spät erfuhr.« Er hatte den Blick erhoben und schaute auch Suko und mich an.
    Ich dachte wieder an die Psychonauten und daran, daß sie mir gegenüber gestanden hatten. Damals allerdings bekleidet mit Kutten, die doch ziemlich gleichmachten.
    Ich durchforschte das Gesicht des Mannes und suchte nach Zeichen des Erkennens. Hatte er mich erkannt, ging ihm vielleicht das berühmte Licht dabei auf?
    Es sah nicht so aus. Nach wie vor starrte er ins Leere und gleichzeitig uns an.
    »Es ist gut«, sagte er plötzlich und wandte sich ab. »Ja, es ist gut. Ich kann daran nichts mehr ändern, aber…« Er schüttelte den Kopf und ging einige Schritte vor, bis er seinen Hubschrauber und auch einen Teil der Menschen anschauen konnte, die ihn umstanden. Leonidas sah nicht nur so aus, als wollte er eine Rede halten, er hielt sie auch, und er sprach dabei mit markiger, sehr lauter Stimme. »Ich habe meine Tochter verloren. Ich habe sie in einem Hagel von Kugeln verloren, und ich weiß, wer dafür die Verantwortung trägt. Man hat ihr aufgelauert. Ihr alle habt es getan, und ich verspreche euch schon jetzt, daß diese Taten wie ein Bumerang zurückkehren werden. Für mich sind Sie alle Mörder, und das meine ich so, wie ich es gesagt habe!«
    Major Baker konnte das nicht auf sich und seinen Männern sitzen lassen. Er trat vor. »Sagen Sie uns nur, Leonidas, als was Sie Ihre Tochter angesehen haben? War sie nicht auch eine Mörderin? Hat sie keine Menschenleben auf dem Gewissen? Nicht nur einen Menschen, sondern…«
    »Ist es bewiesen?«
    »Nein, das nicht. Aber wir haben…«
    »Indizien, wie?«
    »Sie reichen aus, Mr. Leonidas.«
    »Nicht für mich, Major, beileibe nicht für mich. Daran sollten Sie denken.«
    »Was haben Sie vor, Mann?«
    Der Grieche gestattete sich ein Lächeln. »Ich werde mich in meinen Hubschrauber setzen und zurückfliegen. Aber ich will Ihnen noch sagen, daß ich persönlich meine Tochter beerdigen werde.«
    »Die Leiche muß erst freigegeben werden.«
    »Das weiß ich. So lange habe ich Zeit. Jedenfalls werde ich mich wieder melden,« Major Baker hob die Hand. Dabei streckte er dem Griechen den Arm entgegen. »Machen Sie nur keinen Fehler, Mr. Leonidas. Hier haben Sie nicht das Sagen. Das mag in Ihrem Land so sein oder auf Ihrer Insel, aber nicht hier.«
    »Was wollen Sie damit sagen, Major?«
    »Sie haben mich schon verstanden.«
    Der Grieche nickte. »Ja, das habe ich. Und ich hoffe, daß auch Sie mich verstanden haben. Wie gesagt, man wird noch von mir hören. Wehe denjenigen, die meine Tochter umbrachten. Wehe, sage ich Ihnen, denn es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht mehr bereuen. Merken Sie sich meine Worte, und gehen Sie nicht davon aus, daß ich Furcht habe. Nicht ich, Aristoteles Leonidas.«
    Mehr sagte er nicht. Er reagierte auch nicht auf Zwischenfragen, die ihm von den im Hintergrund wartenden Reportern zugeworfen wurden. Er ging auf seinen Hubschrauber zu, wo der Pilot noch hinter dem Steuerknüppel wartete.
    Ohne sich noch einmal umzudrehen, enterte Leonidas die Maschine und rammte den Einstieg zu.
    »Das wird er noch bereuen!« tobte Baker. »Er hatte kein Recht, hier zu landen.«
    Der Pilot startete. Die Rotorblätter hoben sich, bildeten einen Kreis. Wenig später hob die Maschine ab, dabei einen regelrechten Sturmwind hinterlassend.
    Suko, Bill und ich schauten dem Hubschrauber nach, wie er in den Nachthimmel stieg.
    Ich sah wieder das Einhorn, allerdings ohne Flügel. Also war es kein geflügeltes Pferd, kein Pegasus. Dennoch dachte ich automatisch über die Psychonauten nach und konnte mir auch vorstellen, daß Leonidas zu ihnen gehörte. Diese nach außen getragene
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