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0609 - Operation Sternstunde

Titel: 0609 - Operation Sternstunde
Autoren: Unbekannt
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mit federnden Schritten voraus.
    Anfangs hatte ich keine Mühe, dem Eingeborenen zu folgen, doch als wir in den feuchtheißen Dschungel eindrangen, bekam ich Atemnot. Ich mußte das Klimaaggregat aktivieren, sonst hätte ich das Tempo nicht durchgehalten.
    Dalaimoc Rorvic dagegen bewegte sich trotz seiner Körperfülle, die ihn geradezu für einen Infarkt, einen Schlaganfall oder andere einschneidende Erlebnisse zu prädestinieren schien, so mühelos und ausdauernd wie die Tsittoks selber durch den Urwald. Ich war enttäuscht darüber. Es war unanständig von dem fetten Scheusal, eine derart ausgezeichnete Form zu demonstrieren. Er hätte wenigstens keuchen können.
    Als die PORTO CERVO landete, war es nach Ortszeit Mittag gewesen. Ich hatte gegen 13 Uhr mit den beiden Eingeborenen verhandelt, und Rorvic und ich waren ungefähr um 14.30 Uhr aufgebrochen. Da wir unsere Chronographen auf die Dauer einer Rotation des Planeten abgestimmt hatten, waren die Stunden auf Tsittok für uns etwas kürzer als die Standardzeitstunden.
    Dennoch schmerzten mir Fußsohlen und Beinmuskeln, als wir gegen 19 Uhr eine vom Dschungel überwucherte Ruinenstadt erreichten.
    Siliah blieb stehen, deutete auf eine Ansammlung von etwa dreißig Hütten, die auf einer Lichtung vor der Ruinenstadt standen, und erklärte kategorisch: „Hier werden wir über Nacht bleiben. Morgen früh, wenn das Auge des Himmelsgottes sich wieder öffnet, gehen wir zu den drei Terranern.
    „Und wo werden wir morgen abend schlafen .„ erkundigte sich Rorvic ironisch.
    „Das liegt in den Sternen, antwortete Meiloeh. „Vielleicht leben Sie morgen abend noch, dann schlafen Sie wahrscheinlich im Bauch Ihres Raumschiffes; sollten Sie aber vorher sterben, dann wird Ihre Seele sich zu den zahllosen anderen Seelen gesellen, die sich um die wärmenden Feuer der Sterne versammelt haben."
    „Nicht meine Seele!" entgegnete der fahlhäutige Tibeter energisch.
    Ich grinste.
    „Die Seele des Großen Essers wird sich nach seinem Tod nämlich als Psimaterie im Hyperraum zusammenklumpen und einen obeliskförmigen Schatten in den Normalraum werfen", erklärte ich.
    „Woher...", fing Rorvic an, dann unterbrach er sich und starrte mich aus flammenden Augen an. „Sie falsche Schlange!" flüsterte er drohend. „Sie Ausgeburt der Hölle! Immer wieder versuchen Sie, mich in eine Falle zu locken."
    „Und diesmal ist es gelungen, stellte ich befriedigt fest. „Aber im Grunde genommen habe ich es schon längst gewußt."
    Rorvic öffnete den Mund, wahrscheinlich, um mich zu beschimpfen, doch er schloß ihn wieder, da in diesem Augenblick eine Horde faltenhäutiger Kinder aus dem Dorf stürzte und uns umringte. Auch bei ihnen bemerkte ich die zahllosen blaugoldenen Käfer, die in den Falten herumkrochen. Die Kinder musterten uns neugierig und stießen immer wieder ihre Finger in Rorvics Bauch. Ein paar Worte Siliahs veranlaßten sie schließlich, sich von uns zurückzuziehen.
    Unterdessen waren auch die Erwachsenen alle aus ihren Hütten gekommen. Sie musterten uns nur flüchtig, dann versammelten sie sich um ein kleines Feuer in der Mitte des Dorfes. Die Kinder, schleppten trockenes Holz aus einer abseits gelegenen Hütte herbei, und bald loderten die Flammen hoch empor.
    Siliah und Meiloeh erklärten uns, daß während der Phase der Szeighuus allabendlich in jedem Dorf Feuertänze abgehalten würden. Rorvic erkundigte sich sofort danach, was die ..Phase der Szeighuus" bedeutete, aber auch ihm erklärten es die Eingeborenen nicht.
    Nachdem unsere Führer mit den Dorfbewohnern gesprochen hatten, erhielten wir eine der Hütten als Unterkunft zugewiesen.
    Wir inspizierten sie mit Hilfe unserer kleinen Atomlampen, da es inzwischen dunkel geworden war. Das Innere der Hütte war sauber, der Boden mit Tierfellen bedeckt.
    Wir gingen wieder ins Freie, setzten uns auf einen geschälten Baumstamm und aßen etwas von unserer Konzentratnahrung, während wir den Feuertänzen der Eingeborenen zusahen.
    Die Männer und Frauen hatten ihre Körper mit einem aus zerstampften Pflanzen hergestellten Brei bestrichen. Nur die Gesichter waren frei geblieben. Sie umtanzten etwa eine Stunde lang das Feuer, dann blieben sie wie auf ein unhörbares Kommando stehen, warfen die Köpfe in die Nacken und stimmten ein dumpfes Geheul an.
    Das an- und abschwellende Geheul dauerte etwa eine halbe Stunde, dann brach es schlagartig ab. Es wurde totenstill.
    Auch die Natur schwieg. Aus dem Dschungel war kein Laut zu
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