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0607 - U-Bahn ins Jenseits

0607 - U-Bahn ins Jenseits

Titel: 0607 - U-Bahn ins Jenseits
Autoren: Jason Dark
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so unwirklich vor, wie gestellt. Der Killer mit den weißen Haaren, die Menschen, der haltende Zug im Hintergrund, und ich fragte mich, weshalb der Mann trotz der geöffneten Türen nicht einstieg und wegfuhr. Einen Grund, der ihn zurückgehalten hätte, erkannte ich nicht, dennoch kam er mir vor, als würde er auf etwas warten.
    Suko warf mir einen schnellen Blick zu. »Ich glaube, John, wir sollten die Chancen nutzen.«
    »In den Zug?«
    »Klar.«
    Um meine Lippen zuckte es. Der Vorschlag hatte sich nicht unübel angehört. Aber wie kamen wir hin, ohne daß uns Kaifas entdeckte?
    Es war einfach zu hell in der Station. Wenn wir an der Wand entlanggingen, vielleicht sogar für einen Moment im Tunnel verschwanden und dann, wenn die Luft rein war, im letzten Wagen einstiegen, konnte es möglicherweise klappen.
    »Okay?« fragte Suko.
    »An der Wand weiter – oder?«
    »Alles klar.«
    Mehr brauchten wir nicht zu sagen. Suko und ich waren ein eingeschworenes Team, da konnte sich einer auf den anderen verlassen.
    Wer einen Job hat wie wir, der mußte sich einfach auf den Partner verlassen können, sonst sah er schlecht aus.
    Wir duckten uns tief, dabei hofften wir, daß die vor dem Killer stehenden Menschen ihm die Sicht auf uns nahmen. Suko ging vor. Er bewegte sich lautlos – wie ein Indianer auf Kriegspfad. Davon konnte ich nur träumen.
    Gefährlich wurde es erst, als wir auf die Tunnelöffnung zulaufen mußten. Da war nichts, was uns Deckung gab.
    Durch die Station wehte der Wind. Er brachte einen kalten Schauer und Abfall mit. Viel Papier, Pappe und auch leere Konservendosen oder Getränkebüchsen, die einfach weggeworfen worden waren.
    So lange hielt normalerweise kein Zug. Irgend etwas stimmte hier nicht. Ich hoffte, daß die Verantwortlichen reagierten und auch die anderen Züge gestoppt hatten.
    Kaifas kümmerte sich nicht um uns. Dafür hielt er eine flammende Rede, die durch die Station schallte und sich wie die Lobpreisung der Hölle anhörte.
    »Wir werden euch alle in den Bann des Satans ziehen. Wir sind die Auserwählten. Wir haben das Jenseits gesehen, wir sind gestählt zurückgekehrt, und wir werden wieder hineinfahren. Merkt euch eines. Wenn wir zurückkehren, hat die Hölle mehr Macht gewonnen!«
    Er lachte gellend und schüttelte sich dabei.
    »Los, in den Wagen!«
    Suko brauchte mir nichts zu sagen. Ich schlüpfte durch die offenstehende Tür hinein, duckte mich, bewegte meine Waffe, weil ich mit Helfern des Killers rechnete, aber es war umsonst.
    Der Wagen präsentierte sich menschenleer. Das heißt, außer uns befand sich niemand im Zug.
    Wieso nicht? Waren sämtliche Fahrgäste ausgestiegen, oder war der Zug leer in die Station gefahren?
    »Verstehst du das?« flüsterte Suko, der sich über das gleiche Problem Gedanken machte.
    »Nein – noch nicht.« Mir flatterte eine zurückgelassene Zeitung entgegen. Ich stieß sie an und drückte sie unter einen Sitz. Im zweiten Wagen bot sich uns das gleiche Bild, im dritten ebenfalls, und wir kamen immer näher an den Killer heran.
    »Wenn das so weitergeht, können wir ihn packen!« flüsterte Suko.
    »Hoffentlich!«
    Wir hörten ihn wieder sprechen. Diesmal hatte er die Lautstärke seiner Stimme noch gesteigert. Die Worte überschlugen sich fast, als er losbrüllte.
    »Wenn die Hölle die Tore öffnet, wird sie alles verschlingen, was sich gegen sie stellt! Habt ihr verstanden? Werdet ihr euch danach richten, ihr Kreaturen?«
    Er bekam keine Antwort. Wir hofften natürlich, daß er noch weiterschreien würde.
    Leider erfüllte sich dieser Wunsch nicht. Suko, der schräg aus dem Fenster schielte und seinen Blick über den Bahnsteig gleiten ließ, sah es zuerst. »Verdammt, der steigt ein!«
    Gleichzeitig donnerten die Schüsse auf. Der Killer fegte die Garbe in die Decke, wo die Kugeln den Putz herausrissen, Löcher hinterließen und auch Fliesen zerstörten.
    Die Echos hingen noch in der Luft, vermischten sich mit den Schreien der Menschen, als sich die Türen der Wagen plötzlich zischend schlossen. Wir bekamen überhaupt nicht die Chance, den Wagen zu verlassen, weil wir überrumpelt worden waren.
    Es dauerte nicht einmal zwei Sekunden, als ein Ruck durch die Reihe der Wagen ging.
    Dann fuhr der Zug an!
    Ich klammerte mich an einer Halteschlaufe fest, um nicht nach vorn geschleudert zu werden. Suko umfaßte eine Stange, er drehte sich dabei und schaute mich fragend an.
    Einen Moment später stießen wir hinein in die dunkle Röhre des Tunnels, die
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