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0595 - Radio-Grauen

0595 - Radio-Grauen

Titel: 0595 - Radio-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gemacht?«
    »Deshalb sind wir gekommen, Max«, sagte ich. »Wichtig sind Sie und Ihre Sendung.«
    »Ach…«
    »Ja, Max. Sie werden sich heute abend in Ihr Studio setzen und weitermachen, als wäre nichts geschehen.«
    Rasch trat er einen Schritt zurück.
    »Nein, verdammt, das kann ich nicht. Das ist unmöglich!«
    »Aber Max, Sie haben die Geister geholt, sie haben mit den Stimmen experimentiert.«
    »Okay, ich fühle mich aber nicht als Zauberlehrling.«
    »Das sind Sie. Nur haben Sie es besser als der Zauberlehrling bei dem guten alten Goethe. Sie haben nämlich eine Rückendeckung bei meinem Kollegen und mir. Wir werden ebenfalls in ihrer Nähe sein und dafür sorgen, daß die Stimmen nicht das schaffen, was sie hier bei den Darios vollbracht haben. Wir wollen es nicht bis zum Äußersten kommen lassen, das ist unsere Philosophie.«
    »Da haben Sie sich aber viel vorgenommen.«
    »Das tun wir immer.«
    Suko fragte dazwischen. »Kann mir vielleicht einer von euch sagen, wo sich unser Freund Jorge verkrochen hat? Oder ist er vielleicht erwischt worden?«
    Max wußte die Antwort. »Da gibt es eine Hundehütte. Ich glaube, daß er dort steckt.«
    »Danke.« Suko machte sich auf den Weg, während ich bei Max Schreiber blieb.
    »Meinen Sie das im Ernst, Mr. Sinclair? Soll ich die Sendung wirklich fahren?«
    »Klar. Sie produzieren das Radio-Grauen. Alles andere müssen Sie uns überlassen.«
    »Und Sie meinen, daß Sie es schaffen?«
    »Keine Sorge, bei bestimmten Dingen sind wir Optimisten und haben uns selten geirrt.«
    Er nahm seine Brille ab und reinigte die Gläser. »Was hier geschehen ist, zeigt mir überdeutlich, daß all die Dinge auf der Welt gar nicht so fest verankert sind. Die können leicht zu einem Spielball fremder Mächte werden.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Wieso passiert es, Mr. Sinclair?«
    »Darauf kann ich Ihnen auch kaum eine Antwort geben. Sie müssen es so sehen. Es existieren unzählige Welten oder Reiche, die jenseits der unseren liegen. Das ist es, was uns Kummer macht. Normalerweise tun sich diese Welten nichts, denn es gibt genügend Trennlinien. Aber es kann natürlich Ereignisse geben, wo beide Trennlinien aufeinanderstoßen. Es kommt zu Auseinandersetzungen, die wir oft nicht mehr überblicken können. So ist es.«
    »Ich nehme die Erklärung hin, Mr. Sinclair, weil ich Ihnen das Gegenteil nicht beweisen kann. Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich mich mit meiner neuen Sendung auf ein Pflaster begeben, das wohl eine Spur zu glatt für mich war – oder?«
    »Das müssen Sie entscheiden, Max.«
    Suko kam mit Jorge zurück. Er hatte den jungen Mann untergehakt, der ging wie ein Greis. Mit den Sohlen schleifte er über den staubigen Hofboden und produzierte kleine Wolken, die hoch bis zu seinen Knien quollen.
    Sein Gesicht sah verschmutzt aus. An den Händen klebte noch immer das Blut der toten Tiere.
    Vor uns blieben die beiden stehen. Ich schaute ihn mir an. »Wie geht es Ihnen, Jorge?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das… das kann ich alles nicht begreifen«, keuchte er. »Ich habe gesehen, wie die Trecker fuhren. Wieso konnte das geschehen? Was ist eigentlich los?«
    »Wenn ich sage, die Hölle, wäre das zu übertrieben. Irgendwie kommt diese Antwort den Tatsachen aber nahe.«
    Er hob die Schultern.
    »Jorge«, begann ich wieder. »Sie haben eine große Familie. Zum Glück leben einige Darios, aber andere sind tot. Sie liegen auf dem Friedhof begraben. Befinden sich die lebenden Mitglieder ihrer Familie in Carstairs?«
    »Ja, das ist wohl so.«
    »Okay, was hat sie getrieben, nach Carstairs zu gehen? Was ist eigentlich hier geschehen?«
    Er schaute gegen den Himmel, als könnte er aus den bleigrauen Wolken die Antwort ablesen. »Ich weiß es auch nicht genau, es kam einfach über uns, wenn Sie verstehen. Plötzlich war es da, das andere, das Grauenhafte. Wir konnten uns nicht wehren. Ich wurde zu einem anderen Menschen. Ich habe Blut an den Händen, aber meine Erinnerung ist schwach. Ich sehe mich wieder mehr als Mensch, denn ich kann Angst und Freude empfinden, allerdings mehr Angst, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Sie bleiben hier«, entschied ich.
    Jorge nickte und fragte dabei: »Was haben Sie denn vor, Mr. Sinclair?«
    »Ganz einfach. Wir werden nach Carstairs gehen und dort mit Ihrer Familie reden. Die Stimmen sind gefährlich. Sie schweben im Unsichtbaren über uns. Sie haben sich ausgebreitet wie eine Decke, die wir zerfetzen müssen. Magie gegen Magie, und wir hoffen, daß

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