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0594 - Maniac und Marylin

0594 - Maniac und Marylin

Titel: 0594 - Maniac und Marylin
Autoren: Jason Dark
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sich ein Stück weiter zu einem Wald verdichtete.
    Lester Mayfair zog ebenfalls sein Hemd über. Ein Netzhemd mit weiten Armausschnitten. Mit zielsicherem Griff holte er unter dem Sitz eine handliche Eisenstange hervor.
    »Immer noch Angst?« fragte er und hielt der Blonden die Stange schräg vor das Gesicht.
    »Schau lieber nach.«
    »Keine Panik, Süße, das erledige ich schon.« Er schritt an der Ladefläche entlang zur hinteren Seite des Trucks.
    Die Blonde wollte ihm erst folgen, entschied sich aber, nahe des Führerhauses zu warten. Ein Schauer lief über ihre Haut. Bei der Hitze ungewöhnlich, es lag wohl an der innen lauernden Furcht. Sie schaute auf den breiten Rücken des Truckers. Er gehörte zu den Männern, die vor Kraft kaum laufen konnten. Sein Gang war mehr ein Rollen, die Arme leicht vom Körper abgewinkelt, schwangen sie bei jedem Schritt hin und her. In der rechten Hand trug er die Stange.
    Bevor er sich an den Ladetüren zu schaffen machte, drehte er sich kurz um und winkte. »Zwei Minuten, Baby, dann komme ich zurück. Aber wie, das hast du noch nicht erlebt.«
    Die Blonde grinste nur. Ihre kleine Tasche hatte sie mitgenommen.
    In der Schachtel steckten noch zwei Glimmstengel. Sie holte den zweitletzten hervor, gab sich Feuer und rauchte in tiefen Zügen.
    Lester Mayfair untersuchte mittlerweile das Schloß der beiden Türhälften. Es war so stabil, daß selbst ein Mr. Universum es ohne Schlüssel nicht auseinanderbekommen hätte. Nein, hier war nichts beschädigt. Er brauchte nicht einmal Licht, um das erkennen zu können, weil der volle Mond am Himmel stand und mit kalter Pracht strahlte.
    Allerdings mußte er auch zugeben, daß ihn die Geräusche beunruhigt hatten. Wenn die Kleine von einem blinden Passagier gesprochen hatte, lag sie da nicht einmal so falsch.
    Er zog an der Sicherungskette, schlug gegen die rechte der beiden Halbtüren, ohne eine Reaktion zu bekommen. Aufschließen und nachschauen, wäre eine Möglichkeit gewesen, nur hatte er dazu keinen Bock. Außerdem wartete die Blonde nicht ewig, und bezahlt hatte er auch.
    »Na ja, war wohl nichts«, sagte er und drehte sich um und wollte wieder gehen.
    In diesem Augenblick brach das Verhängnis mit Urgewalt eines Orkans über ihn herein…
    ***
    Sie hieß Marylin, war rotblond, besaß den Gesichtsausdruck einer Kindfrau, die Figur von einem Vollblutweib und kam einfach toll an. Wenigstens bei den Regisseuren, die Marylin für ihre Filme ausgesucht hatten. Das waren Streifen, die nicht in die Kinos kamen und nur für den Videomarkt produziert wurden. Wobei auf keinen Fall von einer Erfolglosigkeit gesprochen werden konnte, denn diese Filme waren Renner.
    Action-Reißer, harte Streifen, Krimis, Filme mit Horror und SF-Themen. Das kam an. Marylin, der man die Unschuld vom Lande ebenso abnahm wie die harte Kämpferin mit Schwert und Kanone, kassierte nach jedem gedrehten Streifen höhere Gagen, die ihr Agent, ein kleiner, glatzköpfiger Mann namens Willy Style herauspokerte.
    An diesem Abend war er schon gegen neunzehn Uhr bei Marylin erschienen. Kurz vor Mitternacht hockte er noch immer in dem Glashaus, wie sie ihre Wohnung auf dem Dach getauft hatte, denn das Penthouse bestand fast nur aus dicken Glaswänden.
    Der herrliche Blick über den Hyde Park hinweg kostete einiges an Geld. Die Rotblonde hatte eine Filmgage hinblättern müssen, um sich das Haus zu kaufen.
    Wie immer transpirierte Willy. Das weiße Hemd zeigte an den Achseln dunkle Flecken, die karierte Hose bestand nur mehr aus Knitterfalten. Früher einmal waren seine Haare ebenso braun gewesen wie die Pupillen. Das Gesicht war rund, der Mund sehr breit.
    Seine schmale Nase sah aus wie der Bogen einer Brücke. Er stellte das Glas auf den Kunststofftisch und ließ sich in den weichen Sessel fallen. Von diesem Platz aus konnte er durch die Scheibe auf die Terrasse schauen, wo sich Marylin noch aufhielt. Sie warf den letzten Blick in den Nachthimmel und schaute gleichzeitig gegen das runde Auge des Mondes.
    Willy stöhnte auf, als er sie sah. Wie sie sich bewegte, das war schon irre. An diesem Abend trug sie eine dieser engen, wie auf die Haut gemalt wirkenden Hosen, die an den Waden endeten und Längsstreifen aus Rot und Weiß aufwiesen. Übergestreift hatte sie ein dünnes Shirt mit halbrundem Ausschnitt. Was sich darunter abzeichnete, in den Filmen oft unbedeckt, hatte schon viele Männer träumen lassen. An ihren Handgelenken klimperten Reifen aus Modeschmuck. Hochgesteckt
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