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0593 - Das Zeichen

0593 - Das Zeichen

Titel: 0593 - Das Zeichen
Autoren: Jason Dark
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erstarrte mitten in der Bewegung. Den linken Arm leicht vorgestreckt, saß ich da. Die Spitze des Schlüssels schaute glitzernd zwischen Daumenkuppe und Fingerspitze hervor.
    Etwas war anders geworden. Nicht außen, sondern innerhalb des Fahrzeugs. Ich drehte den Kopf nach links. Vorsichtig, nur keine zu heftige Bewegung. Draußen hatte ich die Gestalt nicht mehr gesehen, sie war allerdings noch da.
    Nur saß die Gestalt jetzt neben mir!
    ***
    Ruhig bleiben, John, nur ruhig bleiben, hämmerte ich mir ein. Mach keinen Unsinn, dreh nicht durch, fang nicht an zu lachen und zweifle auch nicht an deinem Verstand!
    Es ist alles okay, es ist alles okay…
    Das Wetter war schlimm, allerdings nicht so schlimm, als daß ich an Halluzinationen gelitten hätte.
    Ich wollte riechen, saugte die Luft ein, um zu prüfen, ob die Gestalt einen bestimmten Geruch abgab.
    Das war nicht der Fall. Völlig neutral hockte sie neben mir. Ich entspannte mich wieder und drückte mich so weit zurück, daß ich die Lehne bis zu den Schulterblättern spürte. Dann erst schaute ich mir das Wesen genauer an.
    Ob es saß oder leicht über dem Beifahrersitz schwebte, war für mich nicht zu erkennen, weil es keinen Körper besaß und demnach auch kein Gewicht im physikalischen Sinne. Dieser Geist glich einem feinstofflichen Strich, dem berühmten Ektoplasma, allerdings mit den Umrissen eines menschlichen Körpers versehen.
    Sprechen konnte er sicherlich nicht. Er hockte da und zitterte unmerklich. In seinem Innern, falls so etwas überhaupt vorhanden war, vibrierte es. Die Schultern waren nur angedeutet, ebenso der Kopf, ein Gesicht war nicht vorhanden.
    Ein Geist kann nicht sprechen, davon ging ich zunächst aus. Ich ließ auch mein Kreuz stecken, weil ich das Wesen auf keinen Fall erschrecken wollte. Niemand wußte, ob es sich um eine gutartige oder eine bösartige Erscheinung handelte, die neben mir hockte und sich nicht rührte.
    Daß mir dieses Wesen eine Botschaft übermitteln wollte, stand für mich fest. Nur konnte es wahrscheinlich nicht reden, ich mußte allein herausfinden, was es wollte.
    Können Geister sprechen?
    Nicht direkt, aber sie schaffen es, sich in der Gedankenwelt eines Menschen den nötigen Raum zu erobern. Bisher spürte ich nichts.
    Nur mit meinen eigenen Gedanken konnte ich mich beschäftigen, und der Geist verzichtete auch in den folgenden Sekunden darauf, Kontakt mit mir aufzunehmen.
    Noch einmal ließ ich meinen Blick forschend vom Kopf bis zu seinem Ende über ihn wandern. Ein normales Profil war ebenfalls nicht zu erkennen. Er wirkte zweidimensional, obwohl er bestimmt dreidimensional war, aber das zu erkennen, war nicht einfach.
    Roch er?
    Es gab Geister, das hatte man mir mal erzählt, die rochen, als hätten sie sich elektrisch entladen. Dieser Geist zeigte sich neutral. Ich nahm überhaupt keinen Geruch an ihm war, und ich spürte auch keine fremden Gedanken in meinem Kopf.
    Daß die Erscheinung des Geistes mit meinem Besuch bei Rabbi Jehuda zusammenhing, daran gab es für mich keinen Zweifel. Über den Grund wußte ich nichts, der Rabbi selbst hätte mich erst einweihen müssen, doch es war ein Hinweis.
    Ich konzentrierte meine Gedanken auf die Erscheinung. Möglicherweise hatte auch sie ihre auf die Reise geschickt, damit die in mein Gehirn eindringen konnten.
    Nichts – alles war leer.
    Dann bewegte ich meine Hand nach links. Einen Geist anzufassen, ist natürlich schwer. Man nimmt eine Aura wahr, kann Kälte oder Wärme spüren, und das war auch hier der Fall.
    Die Aura, natürlich nicht sichtbar, streifte mich. Sie glitt über meinen Handrücken hinweg, auf dem sich die kleinen Haare aufrecht stellten, als würden Kriechströme darüber hinweggleiten. Ich schob die Hand weiter vor, um den Geist »anfassen« zu können.
    Er strömte Kälte aus, als stünde neben mir ein Kühlschrank mit geöffneter Tür.
    Und dann war er weg!
    Auf einmal und vor meinen Augen löste er sich auf. So schnell, daß ich kaum etwas mitbekam.
    Ich sah ihn nicht mal verschwinden, der Platz neben mir blieb leer.
    Keine Rückkehr mehr.
    Ich wischte über meine Stirn, spürte die Nässe dort und fragte mich, ob ich das nicht alles geträumt hatte. Nein, am Wetter lag es sicherlich nicht, auch wenn das Kapriolen schlug. Das Gewitter war weitergewandert und tobte sich jetzt über den östlichen Außenbezirken der Stadt aus. Der Donner erreichte meine Ohren nur mehr als dumpfes Grollen, und die Blitze waren nicht mehr als ein fernes
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