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0573 - Der uralte Henker

0573 - Der uralte Henker

Titel: 0573 - Der uralte Henker
Autoren: Jason Dark
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Einen anderen hätte ich schon längst vernichtet. Wie gesagt, du hast mir zahlreiche Seelen gebracht, deshalb erlaube ich dir, mein Reich auf dem gleichen Weg zu verlassen, wie du es betreten hast. Dreh dich um und geh, und schau nie mehr zurück, Henker!«
    Lorenzo dachte gar nicht daran.
    Entschlossen schüttelte er den Kopf. »Nein Satan, das gilt nicht. Mein Schwert hat viele Menschen gerichtet. Jetzt bist du an der Reihe!«
    Der in der Schwärze vor ihm zitternde Schädel zeigte eine Grimasse. Wahrscheinlich sollte es ein Grinsen darstellen, das wiederum putschte Lorenzo auf.
    Er mochte es nicht, wenn man sich über ihn amüsierte. Er war es gewohnt, Angst und Schrecken zu verbreiten. Die Menschen hatten vor ihm gekuscht. Sie waren auf die Knie gefallen und hatten ihn angefleht, sie am Leben zu lassen, doch niemals hatte Lorenzo Gnade und Erbarmen gekannt.
    »Ich habe mich entschlossen, Satan, und dabei bleibt es.«
    »Dann tut es mir leid für dich!«
    »Nein, du sollst dir leid tun!«
    »Ich bin der Herrscher!«
    »Nicht mehr lange!« brüllte Lorenzo – und handelte.
    Sein Richtschwert war nicht nur mörderisch scharf, es besaß auch ein gewisses Gewicht. Im Normalfall mußten zwei Menschen die Waffe anheben, einer allein hätte es kaum geschafft.
    Lorenzo, der Henker, führte es mit einer nahezu spielerischen Leichtigkeit. Dennoch legte er beide Hände um den Griff, weil er dem Hieb die nötige Wucht verleihen wollte.
    Von oben nach unten raste die Klinge auf den Teufel zu. Der traf nicht einmal Anstalten, auszuweichen.
    Er blieb einfach stehen – und wurde erwischt.
    Das Schwert durchtrennte seinen Schädel und spaltete ihn in zwei Hälften.
    Lorenzo war ein Könner, was den Umgang mit der Waffe anging.
    Er hatte es tatsächlich geschafft, den Schädel zu gleichen Teilen zu halbieren. Genau zwischen die beiden glühenden Augen war der Schnitt geführt worden. Und er jubelte innerlich auf, als die beiden Teile des Schädels zur Seite kippten.
    Geschafft?
    Widerstand hatte er nicht verspürt. Die Teile flatterten in verschiedene Richtungen weg, sie taumelten wie vom Wind getragene Blätter durch die Schwärze und bekamen eine andere Form, denn aus ihnen schlugen Flammenzungen hervor.
    Satan verbrannte!
    Und Lorenzo stand da, die Mordwaffe mit beiden Händen haltend und nach vorn gestreckt.
    Er lachte, weil er nicht anders konnte. Er mußte einfach lachen. Er freute sich, der wilde Triumph, der sich in seiner Brust bisher gehalten hatte, brauchte freie Bahn.
    Sein Lachen zerriß die Stille, es schien auch die Finsternis zu zerstören, denn der Teufel war besiegt. Nun gehörte die Hölle ihm, ihm allein.
    Er fühlte sich gut wie nie zuvor während seiner makabren Existenz. Wovon Menschen vielleicht geträumt hatten, war ihm gelungen.
    Es gab den Teufel nicht mehr.
    Langsam sank die Waffe nach unten. Er wollte sie wieder wegstecken, weil er sie nicht mehr benötigte.
    Dazu kam es nicht mehr, denn etwas traf ihn wie ein eiskalter Hauch. Kälte in der Hölle, etwas völlig Neues. Der Hauch strich über seinen Nacken, als wollte er ihn streicheln.
    Auf einmal fühlte sich der Henker gar nicht mehr so gut. In seinem Mund zog sich das dünne Fleisch zusammen, als wäre es mit einem sauren Saft beträufelt worden. Er wußte, daß er sich umdrehen mußte, nur traute er sich nicht.
    Der kalte Hauch blieb nicht. Allmählich erwärmte er sich. Zunächst wurde er lau, dann noch wärmer und schließlich zu einer regelrechten Hitzewelle.
    »Willst du dich nicht umdrehen, Lorenzo?«
    Die Stimme! Verdammt, die Stimme, die kannte der Henker. Sie gehörte derjenigen Person, die er vor kurzem getötet hatte – dem Teufel!
    ***
    Trotz seiner grausamen Taten gehörte der Henker zu den Menschen, die auch den Tatsachen ins Auge sehen konnte. Er lebte nicht nur in einer Traumwelt, und er wußte in diesem Augenblick, der ihm furchtbar lang vorkam, daß es dem Herrscher der Hölle gelungen war, ihn zu überlisten. Er mußte einsehen, daß der Teufel mächtiger war und er sich als Mensch doch übernommen hatte.
    Auf der Stelle drehte er sich.
    Dabei glaubte er, keinen Boden mehr unter den Füßen zu spüren.
    Lorenzo glaubte zu schweben.
    Scharf atmete er ein.
    Der Teufel stand vor ihm!
    Diesmal lächelte er kalt und diabolisch. Er hatte sich auch verändert. Schwarz war er angezogen. Eine Hose, eine Jacke, und auch das Gesicht war dunkel. Es besaß die Form eines Dreiecks mit einer sehr breiten Stirn, aus der tatsächlich zwei
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