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0559 - Kapitän Sensenmann

0559 - Kapitän Sensenmann

Titel: 0559 - Kapitän Sensenmann
Autoren: Jason Dark
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widerlicher Anblick, wie ich fand. Wenn sie lächelte, bewegten sich auch die Flecken auf ihren Wangen, dann sahen sie aus, als würden sie platzen.
    »Genug gestarrt?« fragte sie.
    »Nicht ganz.«
    »Dann werde ich dir etwas zeigen. Komm ruhig näher.«
    Ich ging nur einen Schritt, das reichte. Mrs. Bowman lachte, als sie die Bewegung ihrer Tochter sah. Bestimmt wußte sie, was bald folgen würde. Tatsächlich hob Gayle die Hand und faßte dorthin, wo sich auch auf der Stirn der dunkle Fleck abzeichnete. Für mich sah es so aus, als wollte sie ihre Finger in die Haut hineintauchen. Statt dessen faßte sie diese an einer bestimmten Stelle an, kniff die Finger zusammen und zog die Haut von ihrem Gesicht weg, als bestünde sie nur mehr aus altem Gummi. Sie riß sich selbst ein Loch in den Schädel. Ein paarmal bewegte sie die Finger. Die verweste Haut fiel wie eine Pelle ab und landete klatschend auf dem Bohlenboden.
    »Na, Sinclair?«
    Ich enthielt mich eines Kommentars, denn mich interessierte nur die Stirn, wo die Haut fehlte. Sie sah scheußlich aus, denn das Fehlen hatte eine Wunder hinterlassen. Sie schimmerte hell. Dünnes Blut rann hervor, vermischt mit einer weißlichen Flüssigkeit, die über ihr Gesicht abwärts rann. »Und es macht mir nichts einmal aus, Sinclair. Ich verspüre keinerlei Schmerzen. Es ist alles so wunderbar leicht geworden, dank ihm und seinen Kräften. Es lebt sich gut als Tote.«
    Ich schüttelte über diesen Widerspruch nicht einmal den Kopf. Irgendwo stimmte er ja auch. Allerdings stellte ich ihr die Trage, was sie wollte.
    »Das ist doch klar. Käpt’n Sensenmann hat mir den Auftrag erteilt, Feinde aus dem Weg zu räumen. Du gehörst dazu und dein Freund ebenfalls. Er hat seinen Fehler schon begangen, wahrscheinlich ist er schon längst eine Leiche. Du fehlst noch, Sinclair.«
    »Dann willst du mich umbringen?«
    »Natürlich.«
    »Versuche es!«
    Sie griff an ihre Seite, wo sie eine Waffe verborgen haben mußte.
    Ich faßte an den Berettagriff und zog die Pistole hervor, als sie das leicht gebogene und höllisch scharfe Entermesser festhielt. »Damit schneide ich dir die Kehle durch!«
    Ich lächelte. »Meinst du?«
    »Immer.« Sie kam vor.
    »Glaubst du nicht, daß eine geweihte Silberkugel schneller ist als dein Messer?«
    »Das mag sein, aber…«
    Da bekam ich es flaschendick, denn Harriet Bowman hatte im Sinne ihrer Tochter glänzend reagiert und mir die halbvolle Whiskyflasche gegen den Schädel geschleudert.
    Sterne sprühten vor meinen Augen auf. Sie erschienen und explodierten.
    Gleichzeitig gaben meine Knie nach, auch der Arm wurde mir schwer, ich schoß zwar noch, fehlte aber, und ein Vorhang legte sich vor meine Augen. Nur schwach konnte ich hindurchschauen, sah eine gespenstische Gestalt, die durch den Vorhang drang und dabei genau auf mich zuhechtete.
    Es war Gayle mit ihrem Entermesser!
    ***
    Eine Nacht zuvor hatte Suko das Geisterschiff im Nebel auf den Wogen schaukeln sehen. Jetzt aber hatte es abgehoben und schob sich über die Klippenkante hinweg.
    Versehen mit einer scheußlichen Besatzung, deren Drang zum Mord unbedingt gestoppt werden mußte.
    Aber wie?
    Suko wußte es nicht. Im ersten Moment kam er sich so winzig klein vor. Es gab eigentlich nur eine Möglichkeit. Er mußte an Deck und sich der Mannschaft aus Zombies stellen.
    Wie viele das waren, konnte er nicht sagen. In der Nacht hatte er einige vernichten können. Die Beretta und die Dämonenpeitsche würden auch weiter unter ihnen aufräumen.
    Das Schiff »rollte« lautlos mit dem Nebel heran. Es stank nach verfaultem Holz, altem Wasser und allmählich verwesenden Leichen.
    Darauf konzentrierte sich Suko nicht. Er rannte plötzlich auf die Backbordseite zu, weil er dort etwas entdeckt hatte.
    Aus mehreren Kanonenluken hingen lange Taue, an denen Suko hoch und an Bord klettern konnte.
    Wenn sie hielten, war alles klar, wenn nicht, würde er in die Tiefe stürzen.
    Suko packte das Tau, prüfte durch Rucken die Festigkeit und war zufrieden.
    Dann enterte er hoch.
    Suko war ein hervorragender Kletterer, wenn auch nicht als Seemann ausgebildet, aber er zeigte wieder einmal seine Beweglichkeit und Klasse. Um die Höhe des Schanzkleids zu erreichen, benötigte er nicht viel Zeit. Er wand sich auch an den Rohren der Kanonen vorbei und fand Halt an einigen schräg in die Bordwand gesetzten Sparren.
    Der Rest war ein Kinderspiel, denn man griff ihn auch nicht an.
    Die Dämonenpeitsche hatte Suko ausgefahren in den
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