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0556 - Milenas Opferstätte

0556 - Milenas Opferstätte

Titel: 0556 - Milenas Opferstätte
Autoren: Jason Dark
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Grenze entfernt. Da wir mit den Tschechen keine schlechte Erfahrungen gemacht hatten, nahmen wir sie auch auf.«
    Ich dachte über die Worte nach. Grealy mußte recht gehabt haben.
    Auch ich wußte von Milena eigentlich nichts. Ihren Hausnamen hatte ich noch behalten. Mancow hieß sie, mehr auch nicht. Wir hatten mit ihr geflirtet, okay, das hatte jeder getan, der in ihre Nähe kam, denn damals war sie aufgefallen. Sie besaß etwas Unwiderstehliches, das Männer anzog.
    »Wie kommst du eigentlich hierher?« wollte Grealy wissen.
    Ich verzog den Mund. »Es geht mir um Milena. Ich kannte sie von früher her.«
    »Ach.«
    »Ja, nur weiß ich nicht mehr als du. Das ist ja das Ungewöhnliche. Sie hat in London gelebt, wir haben zusammen studiert, das heißt, wir waren auf einer Universität. Mitten im Semester verschwand sie plötzlich. Es liegt einige Jahre zurück.«
    »Und weshalb bist du zu uns gefahren?«
    »Ganz einfach. Ich will sie besuchen.« Von der Asche erwähnte ich nichts. Ich wußte auch nicht, ob Grealy auf die im schmalen Fond stehende Urne geachtet hatte.
    Er kniff ein Auge zu und drehte leicht den Kopf. »Soll ich dir das wirklich glauben?«
    »Du kannst es auch lassen.«
    »Dabei hast du die geweihten Silberkugeln mit dabei, wie ich sehen konnte. Sehr unwahrscheinlich.«
    Ich winkte ab. »Hör zu, Grealy, vielleicht bin ich so etwas wie ein Vampirjäger.«
    »Oder Polizist?«
    »Auch möglich.« Ich wechselte das Thema und schaute gegen den vor uns schaukelnden Scheinwerferteppich. »Sag mal, wie lange müssen wir eigentlich noch fahren?«
    »Es ist nicht mehr weit. Wir mußten uns nur einen günstigen Ort aussuchen. Wegen der Verteidigung, du verstehst?«
    »Nach allen Seiten offen?«
    »Genau. Es ist eine Lichtung, die trotzdem geschützt liegt.« Er deutete nach links. »Wenn du da aus dem Fenster schaust, siehst du einen dunklen Streifen. Das ist Wald. Wir brauchen ihn nur umfahren, dann sind wir endlich da.«
    Das Umfahren war mit dem Porsche nicht einfach. Unter den Rädern befand sich zwar kein Sumpfgelände, aber der Boden war doch weicher geworden. Wie nach einem tiefen Regen. Die Reifen hatten Mühe, sich durchzuwühlen. Ich mußte gekonnt und dosiert gas geben, aber der Porsche schaffte es, sich immer wieder freizukämpfen, wenn er dabei auch schlingerte, was Grealy stets zu einem neuen Kopfschütteln veranlaßte. »Wie kann man nur mit dieser Karre ins Gelände ziehen.«
    »Der Porsche gehört einem Freund.«
    »Hast du keinen Wagen?«
    »Doch, in der Werkstatt.«
    Er sagte nichts mehr. Ich hatte mir den Weg gemerkt und umfuhr die Waldinsel. Rechts von uns mußte Talley liegen, von dem ich bisher nicht ein Hausdach gesehen hatte.
    Der Untergrund war durch Spuren gezeichnet. Die Profile der Reifen hatten sich tief in den Humus und das Gras eingegraben, und der hellere Kasten auf der Lichtung war auch nicht zu übersehen.
    Da stand das Wohnmobil. Vielleicht war es einmal hellweiß gestrichen worden, man hatte es jedoch farblich nachgedunkelt. Jetzt bedeckten die Tarnfarben Grün und Braun die Außenseiten.
    »Du kannst anhalten, Sinclair. Den Rest gehen wir zu Fuß.«
    Ich stoppte auch, hatte das Lenkrad noch gedreht, so daß die Scheinwerfer nicht direkt gegen das Wohnmobil leuchteten. Sie glitten seitlich daran vorbei.
    Am Wagen selbst rührte sich nichts. »Die scheinen eingeschlafen zu sein«, bemerkte ich.
    Grealy schüttelte den Kopf. »Das brauchst du nicht zu glauben, Sir. Die passen schon auf.«
    »Wann schlaft ihr denn?«
    Er öffnete die Tür. »Tagsüber, wenn möglich.«
    »Ach ja.«
    Ich ließ ihn vorgehen. An den Seitenfenstern des Wagens sah ich Bewegungen. Hinter den Scheiben mußte jemand stehen, der Tücher zur Seite geschoben hatte.
    Das hatte auch Grealy erkannt. Er winkte gegen den Wagen. Seine Stimme klang ziemlich laut in der Stille. »Macht keinen Wirbel, ich bin es nur, und ich habe jemand mitgebracht.«
    Am Fahrerhaus wurde die Tür aufgedrückt. Licht erhellte die Kabine. Eine Gestalt stand im hellen. Ich sah, daß sie ein Gewehr in der rechten Hand hielt. Die Mündung zeigte zu Boden. »Du kommst spät, Grealy, und mit einem anderen Wagen. Was ist passiert?«
    »Meiner liegt im Graben.«
    »Warst du betrunken?«
    »Das wäre nicht tragisch gewesen, aber einige Blutsauger hatten es auf mich abgesehen. Sie griffen an, ich mußte ausweichen, da ist es eben passiert.«
    Der Mann in der Tür nickte. Soweit ich feststellen konnte, war er älter als Grealy. Vor seine
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