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0537 - An Bord der MARCO POLO

Titel: 0537 - An Bord der MARCO POLO
Autoren: Unbekannt
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schnell vorbei. Nicht für Sandal, der dies noch nicht einmal in seinen Jugendträumen erlebt hatte. Überall durchdrangen sich Menschen und Gegenstände gegenseitig.
    Die Schalter wichen aus.
    Atlans Fäuste zuckten herunter; vielleicht gelang es ihm, einen Kontakt zu unterbrechen. Weiche Zeiger krochen über sphärische, sattelförmige Zifferblätter. Aus den Öffnungen der Exhaustoren kamen purpurne Wolken. Ein dünnes, sägendes Pfeifen lag irt der Luft. Die Echos der Worte vervielfältigten sich und riefen zitternde Kaskaden von Tönen hervor.
    „Ich verstehe! Die Hauptsicherung'"
    „Drosselt die Leistung!"
    Überall kämpften Männer mit dem Material. Jeder Hebel, den sie anfaßten, bog sich oder glitt aus dem Gewinde. Es war ein Chaos aus verkrümmten, gebogenen Formen. Schalter wurden mit der Umgebung tief in die Pulte hineingedrückt. Drehte man sie, so drehte man den Sockel mitsamt den Kontakten und Anschlüssen wie einen Korkenzieher aus der Platte. Atlan ging einige Schritte zurück, zog seinen Strahler .und zielte.
    Seine Faust drückte den Kolben zusammen, als bestünde er aus weichem Wachs.
    Dann krümmte sich sein Finger.
    Der Strahl aus der Waffe traf donnernd auf die Hauptsicherung.
    Metall schmolz und spritzte in einem Hagel von Tropfen nach allen Seiten.
    Das Singen und Jaulen im Raum glitt binnen weniger Sekunden über die gesamte Tonleiter hinunter und verstummte schließlich nach einem langen Brummton. ,„Zurück an die Plätze! Haltet euch vom Metall frei!" schrie der Arkonide, bleich im Gesicht.
    Eine Uhr tickte hart und viel zu laut.
    Sandal wagte nicht zu atmen - er lebte in einem minutenlangen Alptraum von bestürzender Intensität. Langsam, Stück für Stück, wurde seine Umgebung wieder normal. Die Zeiger der Uhren wurden hart und gerade, und die herausgedrehten Schalter nahmen ihre alte Läge wieder ein.
    Die Hauptsicherung war zerstört.
    Aber die Männer arbeiteten schnell und umsichtig. Sie drosselten die Leistung des Wandeltasters, schalteten auf eine andere Leitung um und fuhren die Maschine langsam und behutsam in einen Leerlauf, dann schalteten sie den Taster aus.
    Die MARCO POLO fiel durch den Schirm hindurch, hinein in den Schwarm.
    Die Erschütterung, die an der Durchbruchstelle eine Entladungsöffnung erzeugte, entlud sich überwiegend in den Dakkarraum. Aber die Schiffszelle schwang minutenlang wie eine gewaltige Glocke. Überall lösten sich Gegenstände aus den Halterungen und fielen zu Boden. Sämtliche Dinge nahmen wieder ihre bisherige Konsistenz an.
    Die Gehirne der Verdummten arbeiteten wieder normal.
    Ein Problem hatte man aus der Welt geschafft - ein anderes entstand.
    „Wie lange waren wir in dieser Situation?" fragte Rhodan.
    „Das ist nicht mehr festzustellen.
    Die Uhren haben vorübergehend versagt."
    „Schaltet die HÜ - Schirme ein!" sagte Rhodan.
     
    9.
     
    Reginald Bull sah, wie sich das All zu spalten schien.
    Eine riesige Öffnung entstand an der ihm zugewandten Seite des Schwarmschirmes. Sie sah aus wie ein weit aufgerissener Rachen eines Fabelwesens. Sie klaffte einige Lichtsekunden weit auf.
    Ihre Ränder waren aus den charakteristischen Flammenzungen gebildet, die dann entstanden, wenn sich gewaltige Energiemassen, die im Normalraum entstanden waren, in den übergeordneten Raum entluden.
    Reginald Bull blickte auf die Borduhr und stellte erschreckt fest: „Heller Wahnsinn! Sie sind zweiunddreißig Stunden und zweiundvierzig Minuten als Komet um den Schwarm gerast."
    Die INTERSOLAR wartete weiter.
    Auf ein bestätigendes Funksignal, auf irgend etwas.
    Lebte dort drüben noch jemand?
    Oder raste ein Wrack mit mehr als achttausend Leichen ins Innere des Schwarms hinein?
    Als die GOOD HOPE II eingeschleust worden war, kamen mit ihr sorgfältig behütete Behälter an Bord. Der Inhalt dieser Behälter war dafür verantwortlich, daß die Rechenanlagen des Riesenschiffes wieder zufriedenstellend, wenn auch noch nicht mit der bekannten Schnelligkeit und Präzision arbeiteten.
    Es war „infizierte" Zellmasse gewesen. Jetzt war sie in die Biopositronik der MARCO POLO integriert worden.
    Achttausend Menschen, die zum letztenmal - so hofften sie alle - ihren Verstand verloren hatten, bevor die MARCO POLO den Schirm durchstieß, befanden sich in erhöhter Bereitschaft.
    Diejenigen, die während der Panik an Bord verletzt worden waren, befanden sich in den Bordlazaretten oder warteten das Abklingen der Lähmungserscheinungen in ihren Kabinen ab.
    Fünfzehn
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