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0518 - Sturmlauf in den Tod

Titel: 0518 - Sturmlauf in den Tod
Autoren: Unbekannt
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umher, bis er den Medokasten gefunden hatte.
    „Wir sind noch immer im Gleiter", stellte er fest. Allmählich überwand er den Schwächeanfall. Seine Blicke klärten sich. Er sah, daß Sal Almong bis unmittelbar vor den Schutzschirm des Stützpunktes geflogen war. Weiter war er nicht gekommen. Mit einer fast instinktiven Bewegung aktivierte er den Kodegeber, der wiederum den Individualtaster im Stützpunkt veranlaßte, den Öffnungsimpuls zu geben. Im Energieschirm entstand eine Strukturlücke. Der Gleiter konnte passieren.
    Wenig später kletterte Tracs Potschyben auf die Terrasse vor seinem Wohnbereich heraus. Sal Almong folgte ihm schweigend.
    Er blieb stehen, als der Oberstleutnant plötzlich verharrte. Er griff nach Potschyben, um zu verhindern, daß dieser stürzte, doch der Freund schüttelte seine Hände ab.
    Potschyben tastete mit der linken Hand die Beule auf seiner Stirn ab. Langsam drehte er sich um und blickte Almong an. Sein ehemals tiefbraunes Gesicht war aschfahl. Die Augen brannten.
    „Sal - was habe ich getan!"
    Die Erinnerung an den Kampf kehrte zurück. Potschyben begann zu begreifen, was geschehen war. Jede einzelne Szene des vergeblichen Sturmes gegen den Riesen aus dem All tauchte vor seinem geistigen Auge auf, als ob ein Film vor ihm ablaufe, um ihm die Ereignisse des vergangenen Tages mit unerbittlicher Wucht einzuhämmern.
    „Komm", bat er Almong.
    In den Ohren des Siedlers klang diese Aufforderung wie ein verzweifelter Schrei. Ihm schien, als werde Potschyben zusammenbrechen. Er stützte ihn, und er sah, daß die Kombination an der linken Hälfte des Rüstmeisters sich rot zu färben begann. Die Brandwunde platzte auf.
    Die beiden Männer betraten das Gebäude. Potschyben schleppte sich durch einen nüchtern eingerichteten Wohnraum in die anliegende Funk- und Ortungszentrale hinüber. Hier ließ er sich in einen Sessel sinken. Er verzog das Gesicht und stöhnte leise. Besorgt blickte er auf seine Hüfte. Er wußte, jetzt, daß er schwerer verwundet worden war, als er angenommen hatte, als er mit seinem Gleiter beim Angriff auf den Pilz abstürzte. Wieder begann es vor seinen Augen zu flimmern. Er stützte seinen Kopf in die Hände und überwand den Schwächeanfall.
    Er deutete auf ein Fach, das mit einem roten Kreuz gekennzeichnet war. Noch ehe er etwas sagen konnte, hatte Almong es geöffnet. Auf den ersten Blick entdeckte er die Brandsalbe. Er nahm sie heraus und riß sich mit der linken Hand die Kombination auf. Mit der rechten Hand schaltete er die Geräte ein, um die Verbindung mit den Beobachtungssatelliten über Hitschers-Pearl aufzunehmen.
    Auf dem Bildschirm wurde der Kontinent Rose sichtbar. Die Atombombenexplosionen hatten mehrere Wolkenbänke geschaffen, die ihnen die direkte Sicht auf das Land zum Teil verwehrten. Im Südosten war deutlich der Pilz zu erkennen.
    Während es über Oyster bereits heller Tag war, ging in Rose erst die Sonne auf. Durch mehrere Lücken in der Wolkendecke hindurch konnten Potschyben und Almong sehen, daß der gesamte pyramidenförmige Südosten des Kontinents Rose eingeebnet worden war. Große Bezirke waren im Meer versunken. Im nördlichen, größeren Teil war vor wenigen Minuten eine „rote Träne", niedergegangen. Etwa eintausend Kilometer von Roseata entfernt breitete sich der Atompilz aus.
    Deutlich waren die Auswirkungen der Druckwelle zu beobachten, die sich kreisförmig vom Explosionsherd wegbewegte.
    Tracs Potschyben stöhnte gequält auf.
    Jetzt wußte er, daß die gesamte Streitmacht von Hitschers-Pearl im Kampf um den Pilz untergegangen war.
    Blitzschnell schaltete er. Die Bilder auf dem Schirm wechselten ständig und so schnell, daß Sal Almong kaum folgen konnte. Er erfaßte lediglich, daß Potschyben sich darüber informieren wollte, was auf den anderen Kontinenten des Planeten geschehen war.
    Als Potschyben die Bildausschnitte veränderte, konnte auch Almong deutlich sehen, daß über dem nördlichen Teil von Rose und über der Nordostküste von Red zahlreiche „rote Tränen" schwebten.
    „Laß mich einen Augenblick allein, Sal", bat Tracs Potschyben.
    Er erhob sich und blickte den Freund an. Sal Almong hatte den Eindruck, als sei er in wenigen Minuten um Jahre gealtert. Das Gesicht war eingefallen. Die Augen sahen unnatürlich groß aus.
    Tiefe Kerben hatten sich in seinen Mundwinkeln eingegraben.
    „Ich werde dich nicht allein lassen, Tracs", entgegnete er mit ruhiger Entschlossenheit.
    Potschyben wandte sich schweigend ab
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