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0510 - Der Leichenzug

0510 - Der Leichenzug

Titel: 0510 - Der Leichenzug
Autoren: Jason Dark
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Stirn.
    Er schaute nach vorn.
    Nicht nur er war aus dem Fenster die Böschung hinuntergerutscht, der schwarze Sarg ebenfalls. Er mußte hochkant aufgeprallt sein, denn er hatte sich überschlagen und war gekippt. Durch diesen Aufprall hatte sich der Deckel gelöst.
    Die Totenkiste stand offen!
    Allerdings nicht so, als daß Marek hätte hineinschauen können.
    Noch klemmte der Deckel an einer bestimmten Stelle fest, allerdings stand er dabei schräg.
    Bisher hatte Marek den Zug nur beobachtet und nie selbst einen Sarg herausgerissen. Deshalb wußte er auch nicht, ob jemand in den Totenkisten lag oder nicht.
    Wie ein grauer, länglicher Stein lag die Totenkiste am Boden und verschwamm mit dem dunklen Untergrund. Aus dem Innern strömte kein Geräusch. Kein Stöhnen oder Ächzen, kein Jaulen oder Fauchen, wie Marek es von Vampiren her kannte.
    Dennoch war er vorsichtig und zog seine Waffe!
    »Es war die Waffe, die Marek dem Pfähler den Namen gegeben hatte.«
    Ein alter Eichenpflock, aber ausgezeichnet gepflegt. Schon zahlreiche Blutsauger hatten unter seinen Stößen ihr untotes Dasein ausgehaucht. Der Pfahl hatte eine Vergangenheit. Er war jeweils an den ältesten Sohn aus der Familien-Dynastie vererbt worden und besaß ungefähr die Länge eines Unterarms, dabei die Dicke eines normalen Gelenks.
    Die Außenseite sah aus wie poliert. Es lag an Mareks Pflege, denn diese Waffe hütete er wie seinen Augapfel.
    Sein Gesicht nahm einen anderen Ausdruck an, als er den Pfahl in der Rechten hielt. Der Blick wurde starr. Er bekam den harten Glanz eines Menschen, der sich auf seine Arbeit hatte vorbereiten können und genau wußte, wo es langging.
    Er gab Marek auch Kraft. Von einer Erschöpfung war ihm nichts mehr anzusehen, als er sich mit vorsichtigen Schritten der gekippten Totenkiste näherte.
    Der aufgebrochene Deckel zeigte an der Seite und auf der Oberfläche einen langen Riß. Die Wucht des Aufpralls hatte das Holz an dieser Stelle reißen lassen.
    Marek behielt den Pfahl in der Rechten, als er sich bückte, mit der freien Hand den Deckelrand umfaßte und ihn mit einer kraftvollen Bewegung in die Höhe zerrte.
    Knirschende und knackende Geräusche begleiteten ihn, als noch mehr Holz splitterte, der Deckel jedoch an zwei Schlössern hängenblieb. Die Sicht war frei.
    Stoßbereit hielt Marek den Pfahl. Dessen Spitze deutet in den offenen Sarg. Er war darauf gefaßt, den Eichenpflock in die Brust eines Blutsaugers zu rammen.
    Dazu kam es nicht.
    Marek entspannte sich wieder, als er sah, daß niemand in der Totenkiste lag.
    Sie war leer!
    Die Hand des Mannes sank nach unten. Den Pfahl steckte Marek noch nicht weg. Er wunderte sich nur darüber, wie es möglich war, daß ein Zug leere Särge spazierenfuhr!
    Hinter den Fahrten mußte trotz allem etwas dahinterstecken. Zum Spaß rollte niemand mit Särgen durch die einsame Gegend. Dafür gab es einen Grund.
    Es war einfach zu dunkel, um Einzelheiten ausmachen zu können.
    Marek spazierte um die Totenkiste herum.
    Er schaute auch von einer anderen Seite her hinein, suchte nach irgendwelchen Spuren, die möglicherweise in der Totenkiste steckten, bückte sich dann und rührte mit der Spitze des Eichenpflocks über den Grund.
    Etwas geriet in Bewegung und stäubte sogar hoch.
    Staub…
    Marek zuckte zurück. Der Staub quoll als kleine Wolke durch die Lücke. Ein normaler Mensch hätte nicht weiter darüber nachgedacht, Marek war in diesen Dingen nicht normal.
    Der Staub hatte eine bestimmte Bedeutung. Zudem glaubte er fest daran, daß es sich bei ihm um einen besonderen handelte. Wahrscheinlich der Rest eines gepfählten Vampirs.
    Wenn es tatsächlich der Fall war, stellte sich natürlich die Frage, woher der Staub gekommen war und wohin er gebracht wurde.
    Eine Antwort fand selbst Marek nicht, der seinen Pflock wegsteckte, die Totenkiste packte und hochhievte, bevor er sie so zur Seite kippte, daß der graue Staub hineinrieseln konnte.
    Er hinterließ auf dem Grasboden seine Spur. An den Halmen blieb er regelrecht kleben.
    Mit einigen harten Schlägen zertrümmerte Marek die dunkle Totenkiste vollends. Sie gehörte zu den billigsten Särgen. Stabilität war nicht ihre Stärke.
    Marek fand nichts. Der Staub war geblieben, ansonsten rollte nichts mehr aus der Totenkiste hervor. Nur die Trümmer verteilten sich vor Mareks Füßen.
    Voller Zorn trat er einige Male darauf. Er hörte zu, wie das Holz unter den Tritten zerbrach. Der Staub blieb auch nicht liegen. Wind wühlte durch
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