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0503 - Adelige Blutsauger

0503 - Adelige Blutsauger

Titel: 0503 - Adelige Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Schultern. Daß mit dieser Burg einiges nicht stimmte, daran glaubte ich auch. Wenn sie tatsächlich bewohnt war, hätten sich die Menschen längst zeigen müssen. Schon aus reiner Neugierde, wer wohl eingetroffen war.
    Um die Eingangstür zu erreichen, mußte man eine breite Treppe hochgehen. Ich ließ Kate laufen, sie hebelte die mächtige Eisenklinke nach unten, stemmte sich zurück und öffnete die Tür. Allerdings betrat sie nicht das Gebäude. Sie blickte zurück und winkte mir dabei zu. »Wollen Sie nicht kommen, John?«
    »Ich gehe schon vor.«
    »Tun Sie das.«
    Es war still hier oben. Nur das Rauschen des Windes war zu hören. Über mir stand der blaue Himmel. Es gibt wirklich nur wenige Tage im Jahr, wo einem diese Fernsicht gegönnt ist.
    Trotz dieser sommerlichen Helligkeit schien über dem Gemäuer ein Schatten zu liegen. Nicht sichtbar, ich fühlte ihn nur mehr. Ein Schatten der Gefahr, der Vorahnungen, daß irgend etwas Unbegreifliches oder Schreckliches passieren konnte.
    Kate war hinter den Mauern verschwunden. Ich sah sie nicht mehr und hörte ihre Schritte auch nicht. Dieser Besuch war mehr als merkwürdig, damit kam ich überhaupt nicht zurecht.
    Ich wollte schon gehen, als ich den Schrei hörte.
    Er war aus dem Schloß gedrungen. Kate mußte ihn ausgestoßen haben. Jetzt ging ich nicht, ich rannte…
    ***
    Kate stand in einem großen, fast leeren Raum unbeweglich auf dem Fleck und hatte die Augen weit aufgerissen. Ihre Hände umfaßten die obere Kante eines hochlehnigen Stuhls. Sie schaute zu einem offenen Durchgang hin und löste sich erst aus ihrer Erstarrung, als ich dicht neben ihr stehenblieb.
    »Was haben Sie?«
    »Himmel, ich habe mich erschreckt.«
    »Vor wem?«
    »Da war der Hund!« Sie sagte es und sah mir ins Gesicht, wobei sie noch nickte. »Ja, da war dieser weiße Hund.« Ein Schauer rann über ihre Haut. Er hat mich so erschreckt, daß ich unwillkürlich aufgeschrien habe. »Sie hatten recht, es gibt ihn.«
    »Wo war er?«
    »Er stand auf der Schwelle, schaute mich an und nickte, als wollte er mich begrüßen. Dann huschte er weg.«
    »Wohin?«
    »In den anderen Raum.«
    »Ich schaue mal nach.«
    »Bitte, seien Sie vorsichtig, John.«
    »Klar doch.« Auch ich blieb auf der Schwelle stehen. Der Raum hielt den Vergleich mit einer Halle stand oder einem Rittersaal. Er war sehr lang, aber wenig breit. Die Wände zeigten Gemälde. Motive von Schlachten, zumeist Kreuzritterszenen, die sich in Jerusalem abgespielt hatten.
    Unter den Gemälden standen eine Reihe hoher Stühle, fast jeder war ein kleiner Thron.
    Nur von dem weißen Hund sah ich nicht einmal den Abdruck einer Pfote. Er blieb verschwunden.
    In der Halle konnte er sich nicht versteckt halten, da hätte ich ihn gesehen. Bestimmt war er nach draußen gelaufen, denn eine zweite Tür führte zu anderen Räumen, von denen ich mir nur einen anschaute und erkannte, daß dieser ebenfalls unbewohnt wirkte.
    So unbewohnt wie das gesamte Schloß. Menschen hinterlassen Spuren, hier war nichts davon zu sehen.
    Ich ging wieder zurück und fand Kate mit geröteten Augen.
    »Haben Sie geweint?«
    »Ja.«
    »Weshalb?«
    »Ich… ich weiß es selbst nicht. Es kam plötzlich über mich, wissen Sie. So ohne Vorwarnung. Ich hatte mich auf das Wiedersehen mit meinen Großeltern gefreut …« Sie brach mitten im Satz ab, ging einen Schritt vor und hob die Schultern. »Aber jetzt ist nichts, gar nichts. Sie … sie … ich kann sie nicht finden.«
    »Sie sind nicht da!« stellte ich fest.
    Kate Manderston drehte sich um. »Ja, verdammt. Sie sind nicht da, obwohl sie wußten, daß ich heute komme. Ich hatte es ihnen geschrieben.«
    »Haben Sie denn eine Rückantwort erhalten?«
    »Nein.«
    »Und darüber wunderten Sie sich nicht?«
    »Walter und Freya sind alt. Es war auch nicht nötig. Sie wußten ja Bescheid. Die Post kommt immer an.«
    »Wann haben Sie den Brief denn geschrieben?«
    »Vielleicht vor einem Monat.«
    »Ach so.«
    »Sie hatten also genügend Zeit, mir zu antworten, wenn es ihnen nicht möglich gewesen wäre, mich zu empfangen.« Kate holte tief Luft. »Hier stimmt etwas nicht, John.«
    »Das meine ich auch.«
    »Und was denken Sie?«
    »Ich habe keine Ahnung, Kate. Bin jedoch der Meinung, daß wir Ihre Großeltern hier in der Burg wohl kaum noch finden werden.«
    Sie überlegte eine Weile und ließ sich meine Worte durch den Kopf gehen. »Was machen wir denn jetzt? Wieder fahren?«
    »Das wäre zu überlegen.«
    »Nein, John.«

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