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0496 - Die Stadt der Toten

0496 - Die Stadt der Toten

Titel: 0496 - Die Stadt der Toten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sterben nicht am Blutverlust, sondern am Schock. Aber ich bin ein neugieriger Mensch. Sie wollen mir sicher keine Waschmaschine verkaufen. Was aber sonst?« Sebastian humpelte an ihm vorbei. »Ich interessiere mich für Ihren Bericht«, sagte er und ließ sich im Wohnzimmer ausgerechnet in den Sessel fallen, in dem der Sauroide Tek Charrets erschossen worden war. Der Sessel war der Tür am nächsten. »Sie sind doch zu neuen Erkenntnissen gekommen, sowohl was das Trümmerstück angeht als auch in Sachen Weltentor. Darf ich um die Papiere oder die Diskette bitten? Ich habe einen Blanko-Durchsuchungsbefehl bei mir, falls Sie erst die rechtliche Seite klären möchten.«
    Ted steckte den Blaster wieder ein. Sein linker Arm hielt immer noch Carlottas Taille umfaßt. Er freut sich unbändig, daß sie wieder da war; obgleich er sicher gewesen war, daß ihr nicht viel zustoßen konnte, wenn sie sich in Zamorras Gesellschaft befand, hatte er sie doch vermißt.
    »So ist das also«, murmelte er gedehnt. »Deshalb das Theaterspiel.«
    »Was für ein Theater?« fragte Carlotta.
    Ted grinste jungenhaft. »Ich denke, ich durchschaue die Tricks jetzt«, sagte er. »Offiziell hat man mich überall ausgesperrt. Das geschah, um mich anzustacheln. Man wollte nicht zugeben müssen, daß man selbst versagt hatte und sich der Dienste eines Zivilisten bedienen mußte. Deshalb durfte ich offiziell nicht ran. Und man hat mir alle möglichen Abhörgeräte im Haus und im Auto angebracht, weil man davon ausging, daß ich, wenn ich für mich selbst arbeite, wesentlich gründlicher vorgehe als im Auftrag einer Behörde, die denkt, daß ich annehme, sie glaube mir ohnehin nur die Hälfte.«
    »Es hat lange gedauert, bis Sie’s endlich gemerkt haben«, sagte Sebastian.
    Ted grinste. »Sie sind ein Idiot, Colonnello. Nach meiner Heimkehr habe ich mich in die Badewanne gelegt und danach etwa eine Stunde geschlafen. Ich habe noch keine einzige Zeile zum jüngsten Erlebnis verfaßt, weder handschriftlich noch per Computer oder vorsintflutlicher Schreibmaschine. Sie haben sich - fast - umsonst herbemüht; ich darf mich immerhin dafür bedanken, daß Sie Carlotta hierherbegleitet haben. Ist noch etwas, Sebastian? Sie können sich liebend gern im ganzen Haus umsehen. Aber bitte zuerst im Bad, damit wir zwei es anschließend ausgiebig nutzen können, ohne von Ihnen gestört zu werden…«
    Sebastian murmelte etwas unverständliches und erhob sich.
    »Wir hätten’s bestimmt beide leichter haben können, Colonnello«, sagte Ted. »Wenn Sie von Anfang an die Karten offen auf den Tisch gelegt hätten. Aber offenbar sind Geheimdienstler dazu verpflichtet, so krumm und kraus wie nur eben möglich zu denken und zuerst die umständlichsten aller Wege zu gehen. Wie sieht’s aus - essen wir morgen mittag zusammen?«
    »Sind Sie verrückt?« stieß Sebastian hervor.
    »Nein, aber morgen mittag sicher hungrig. Wir können uns dann über einige Resultate und Fakten in Ruhe und ohne krumme Spielchen unterhalten, ja?«
    »Rufen Sie mich an«, knurrte Sebastian.
    »Welche Nummer?«
    »Die bekannte. Der umgebettete Beamte schwimmt immer noch im Kolosseum mit den Krokodilen um die Wette.«
    »Mann, sind die Tierchen ausdauernd«, brummte Ted. Sebastian humpelte hinaus.
    Carlotta zog Ted in ihre Arme. »Was wird hier gespielt?« flüsterte sie.
    »Ich erzähl’s dir im Bad«, sagte er. »Hat dir schon mal jemand gesagt, daß du in diesem Outfit wie eine echte Sauroidin aussiehst? Was ist drüben passiert? Geht es den anderen gut? Was geschieht in der Echsenwelt?«
    »Genau das wollte ich dir gerade erzählen und dich um Hilfe bitten«, sagte sie. »Es ist eine lange Geschichte.«
    »Wir haben Zeit«, meinte Ted. »Es dauerte eine Weile, bis das Badewasser eingelaufen ist, und es dauerte eine Weile, bis es wieder so kalt geworden ist, daß man’s nicht mehr richtig genießen kann. Komm, ich bin ganz Ohr.«
    Sie knabberte an seinem Ohrläppchen. »He«, protestierte er lachend. »Friß mich nicht auf - du bist kein Krokodil!«
    Sie öffnete seinen Hausmantel.
    »Aber verdammt hungrig nach dir«, flüsterte sie.
    ***
    Es war eines der größeren Schweber-Modelle. Allein in der Kanzel hatten fünf Personen Platz. Zwei Piloten, Takkar, Norr und Zamorra hielten sich hier auf. Im rückwärtigen Bereich der Maschine befanden sich zwanzig Priester und Adepten. In früheren Zeiten wäre das für Zamorra ein Grund zu äußerster Besorgnis gewesen. Die Zeiten hatten sich jedoch
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