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0496 - Die Stadt der Toten

0496 - Die Stadt der Toten

Titel: 0496 - Die Stadt der Toten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geändert; es ging jetzt um wichtigere Dinge, als Machtansprüche des Kältetempels durchzusetzen. Der einzige, der Zamorra möglicherweise an den Kragen wollte, war Charr Takkar.
    Reek Norr glaubte seinen irdischen Freund vor dem Oberpriester warnen zu müssen. »Zamorra, ich werde das Gefühl nicht los, daß Takkar dich haßt. Er könnte versuchen, dich zu töten«, raunte er dem Parapsychologen fast lautlos zu.
    »Du solltest ebenfalls aufpassen«, gab Zamorra die Warnung zurück.
    Sie waren gerade ein paar Dutzend Meter hoch und noch keinen Kilometer von der Stadt entfernt, als etwas geschah, mit dem zumindest Zamorra nicht gerechnet hatte. Dabei hätte er daran denken müssen.
    Von einem Moment zum anderen entstand eine jener entropischen Überlappungszonen. Wieder einmal lösten sich ungeheure Mengen von Echsenweltmaterie in Nichts auf oder wurden zur Erde geschleudert. Eine Wasserflut brach über die Echsenwelt herein; die Berührungsstelle auf der Erde schien sich inmitten eines Ozeans zu befinden.
    Innerhalb einer Minute war der Spuk wieder vorbei. Aber diese Minute hatte ausgereicht, ein Drittel der Hauptstadt verschwinden zu lassen.
    »Die Stadt muß sofort evakuiert werden«, sagte Charr Takkar heiser. Er stieß den Copiloten an. »Funken Sie. Alle verfügbaren Kräfte müssen eingsetzt werden, die Überlebenden fortzubringen. Schnell.«
    »Ja, ›Hoher‹«, bestätigte der Copilot und begann zu senden.
    Takkar sah Zamorras fragenden Blick. »Wir haben festgestellt, daß in der letzten Zeit immer häufiger sogenannte Doppelzonen auftreten. Das heißt, nicht lange nach der ersten Überlappung erfolgt die nächste, meistens noch größer und gefährlicher als die erste. Erst danach herrscht Ruhe. Mehr als zweimal an der gleichen Stelle hat es bisher noch keine Entropiezone gegeben. Es kann durchaus passieren, daß es hier kein Leben mehr gibt, wenn wir zurückkehren.«
    Zamorra fühlte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief. Erst vor ein paar Minuten hatten sie sich noch dort unten befunden, wo jetzt eine schwarze Todeszone gähnte. Ein absolutes Nichts. Die Entropiezone hatte eine Lücke mitten in die Welt geschlagen; das herübergeströmte Wasser reichte nicht aus, die Lücke zu füllen. Schwärze gähnte unmittelbar neben der Stadt, und Weltraumkälte brach herein.
    Sie überzog die Stadt bereits mit Reif und Eis.
    Unwillkürlich erinnerte Zamorra sich an den Materieeinbruch vor den Toren Roms. Auch da war nicht nur Echsenweltmaterie erschienen, sondern auch sekundenlang etwas vom Nichts. Die Materie war durch den Kälteschock blitzartig gefroren; der Absolute Nullpunkt, die Weltraumkälte war auf der Celsius-Skala mit - 273.16° definiert. Zamorra hoffte, daß Ted es irgendwie geschafft hatte, an den Kälteblock heranzukommen und ihn mit seiner Dhyarra-Magie zu beseitigen, um eine Klimakatastrophe zu verhindern.
    Eine Katastrophe, wie sie sich hier jetzt abspielte - in einem unglaublichen Tempo. Der Vereisungsprozeß verlief in der Echsenwelt um ein Vielfaches schneller. Drei, vier Schwebefahrzeuge konnten sich nach der Warnung noch hastig aus der Stadt entfernen, die immer grauweißer wurde; danach kam nichts mehr.
    Falls die entropische Zone erneut zuschlug, würde man kein Leben mehr vorfinden…
    ***
    Als der bruchgelandete Meegh-Spider vor ihnen auftauchte, hatte Zamorra das Grauen immer noch nicht verdrängen können. Um ein Haar hätte es sie alle erwischt. Sie hatten Glück gehabt, mehr Glück als viele der bedauernswerten Bewohner der inzwischen zu Eis erstarrten Stadt.
    Zamorra fragte nicht, wie viele Sauroiden wohl gestorben waren. Eine nüchterne Zahl, die ihn nur unnötig belasten würde - unnötig deshalb, weil keine Macht der Welt das Massensterben mehr rückgängig machen konnte.
    Wie viele Sauroiden mochten in der letzten Zeit schon gestorben sein?
    Jetzt ging es um jeden einzelnen!
    Charr Takkar bewegte sich nicht. Es war, als sei er zu einer Statue erstarrt. Auf Reek Norrs feiner Schuppenhaut hatte sich ein klebriger Film gebildet. Aber er bemühte sich um Beherrschung. Dabei hatte er eben Zamorra verraten, daß sein Wohnei mit im Schlund des Chaos verschwunden war.
    Mehr und mehr wurde es Zamorra bewußt, daß das Auflösungs-Chaos jederzeit und überall zuschlagen konnte. Jeder Punkt auf der Landkarte war gleichermaßen gefährdet; es gab nirgendwo Sicherheit. Vielleicht bildete eine der nächsten entropischen Zonen sich genau dort, wohin man floh. Oder sie verschlang den
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