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0488 - Eine Frau wie Dynamit

0488 - Eine Frau wie Dynamit

Titel: 0488 - Eine Frau wie Dynamit
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während deiner Abwesenheit etwas zustößt?«
    »Wenn ich wüßte, daß diese Gefahr besteht, würde ich hierbleiben«, versicherte er ihr, »aber ich möchte wetten, daß wir uns ganz unnütze Kopfschmerzen machen. In ein paar Tagen werden wir das alles vergessen haben.«
    »Du kommst morgen zurück?«
    »Ja, ich glaube. Ganz sicher ist das bei deinem Vater ja nie, wie du weißt.«
    »Ich habe Angst«, wiederholte Anita, deren Augen feucht schimmerten. »Aber ich werde schon irgendwie damit fertig werden!«
    »Das ist er«, sagte ich.
    Phil nickte. »Er sieht nicht wie ein Killer aus«, meinte er. »Folgen wir ihm?«
    Wir kletterten aus meinem roten Jaguar und streckten uns. Marvis betrat das Haus Flatbush Avenue 116. Er bewohnte dort ein Junggesellenapartment in der siebten Etage.
    Es war einer dieser trostlos anmutenden Wohnblocks, die die Bautätigkeit der fünfziger Jahre gleichsam im Fließbandverfahren erstellt hatte. Als wir die Halle durchquerten, glitt der elektrische Liftanzeiger bis zur Sieben und blieb dann stehen. Marvis hatte sein Ziel erreicht. Er wußte noch nicht, daß ihm eine unruhige Viertelstunde bevorstand.
    Wenige Minuten später klingelte Phil an Marvis’ Tür. Der Gangster öffnete und starrte uns fragend an. Sein Erstaunen war verständlich. Für einen unangemeldeten Besuch kamen wir reichlich spät, immerhin war es kurz vor dreiundzwanzig Uhr.
    Ich hielt Marvis meinen Ausweis unter die Nase. »FBI?« fragte er verdutzt.
    »Das ist mein Kollege Phil Decker«, sagte ich und steckte die ID-Card ein. »Wir hätten uns gern einmal mit Ihnen unterhalten, Mr. Marvis.«
    »Treten Sie ein«, sagte er und führte uns in das Wohnzimmer. Der Raum war modern, aber unpersönlich eingerichtet. Wir spekulierten darauf, daß Marvis nervös werden und das eine oder andere Detail verraten würde, mit dem wir Ed Craig beikommen konnten.
    Ed Craig war der Chef von Marvis.
    Craig hatte sich nach zähen Machtkämpfen mit anderen Syndikatsbossen das Gebiet zwischen Green Point und dem Brooklyn State Hospital gesichert. Er war dabei, sich auszubreiten und in diesem Bezirk ein Rauschgiftmonopol zu errichten.
    Phil und ich hatten die Aufgabe, Craigs Organisation zu zerbrechen. Wir kannten die meisten von Craigs Mitarbeitern, und man hatte uns gesagt, daß Marvis als Craigs Killer galt.
    »Wir interessieren uns für Sie, Marvis«, sagte Phil. »Der Grund ist Ihnen bekannt.«
    Marvis steckte sich eine Zigarette an. Mit provozierender Langsamkeit blies er die Flamme des Streichholzes aus. Er legte den verkohlten Rest auf den Rand eines Kristallaschers und setzte sich uns gegenüber. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen«, meinte er. Sein Lächeln wirkte forciert, aber er war keineswegs so nervös, wie wir uns das vorgestellt und gewünscht hatten.
    »Sie arbeiten für Craig«, sagte Phil.
    »Stimmt, ich arbeite für Craig«, nickte Marvis ruhig. »Ich bin der Leiter seiner Kundendienstabteilung.«
    Ed Craig betrieb aus Tarnungsgründen einen Elektrogroßhandel. Die meisten seiner Gangmitglieder standen pro forma auf der Lohnliste dieses Unternehmens.
    »Wie oft waren Sie in den letzten Tagen im Büro?« erkundigte sich Phil.
    »Im Augenblick ist wenig zu tun«, meinte Marvis schulterzuckend. »Der Chef ist kein Tyrann. Wenn nichts los ist, schickt er uns nach Hause. Aber wir müssen dasein, wenn Not am Mann ist.«
    »Wo waren Sie heute abend?« fragte Phil.
    »Darf ich hören, was Sie mit dieser Vernehmung bezwecken?« fragte Marvis stimrunzelnd.
    »Sie werden mehr zu hören bekommen, als Ihnen lieb sein kann«, versicherte Phil, »aber erst dann, wenn es uns in den Streifen paßt. Jetzt werden Sie erst mal unsere Fragen beantworten, knapp, klar und präzise. Kapiert?«
    Marvis grinste. »Ich bin doch nicht von gestern!«
    »Wo waren Sie heute abend?«
    »Ein bißchen unterwegs. Frische Luft schnappen.«
    »Nehmen Sie ruhig an, daß wir Ihnen seit ein paar Tagen an den Hacken kleben«, sagte Phil. »Ich erwähne das nur, um Sie vor Falschaussagen zu bewahren.«
    »Okay«, meinte Marvis. »Ich war drüben in Manhattan.«
    »Wen haben Sie besucht?«
    »Einen alten Freund.«
    »Den Namen, los!«
    »Er heißt Blake. Tom Blake.«
    »Woher kennen Sie ihn?«
    »Wir waren zusammen beim Kommiß.«
    »Haben Sie ihn nur deshalb besucht, um alte Erinnerungen aufzufrischen?« fragte Phil spöttisch.
    »Genau«, meinte Marvis. »Das ist doch hoffentlich nicht verboten?«
    »Welchen Beruf übt dieser Mr. Blake aus?« fragte
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