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0481 - Laurins Amazonen

0481 - Laurins Amazonen

Titel: 0481 - Laurins Amazonen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der alte Diener Raffael sie inklusive einiger Flaschen Wein und der Grillausrüstung herchauffiert hatte. Zamorra folgte ihr schulterzuckend.
    »Können wir vergessen«, brummte er über den Lärm dreier gegeneinander konkurrierenden Kofferradios an. »Entweder müssen wir auf den erfrischenden Badespaß verzichten oder uns eine andere Stelle suchen.«
    »Da werden vielleicht weniger Leute sein, die glauben, beim Musikgenuß würde Lautstärke Qualität ersetzen können, aber die braune Brühe wird dadurch vermutlich auch nicht sonderlich klarer«, wehrte Nicole ab. »Da kannst du ’n Ei drüber aufschlagen. Fahren wir lieber zu Mostache, lauschen dem jüngsten Dorfklatsch und säuseln uns bei ihm einen Affen an.«
    Zamorra nickte; Raffael enthielt sich, wie gewohnt, der Stimme. Er war nur Diener und in diesem Fall Chauffeur.
    Er hatte seine Herrschaft vom Lyoner Flughafen abgeholt, nachdem Zamorra und Nicole ihre mehrwöchige Kontrollrundreise um die Welt beendet hatten, bei der es nachzuprüfen galt, ob das von Merlin unabsichtlich hervorgerufene und von Julian Peters neutralisierte Zeitparadoxon nicht doch irgendwo in der Weltgeschichte unangenehme, veränderte Spuren hinterlassen hatte [1]
    Das schien aber zu ihrer Erleichterung nicht der Fall zu sein, Und nun waren sie nach Frankreich zurückgekehrt. Beide hatten sich darauf gefreut, der brütenden Hitze durch einen Sprung in den Swimming-Pool von Château Montagne entgehen zu können, aber Raffael hatte ihnen eröffnet, daß er ihrer langen Abwesenheit wegen das Wasser abgelassen hatte. Er selbst nutze den Pool nicht, und unter der sengenden Hitze wäre das Wasser nur unnütz verdunstet - erst recht, wenn Raffael die schützende Rundumverglasung ausgefahren hätte, die den Poolbereich selbst im tiefsten Winter noch benutzbar machte. Es war auch nicht hundertprozentig mit der Rückkehr Zamorras zu rechnen gewesen -die Rückkehr war immer wieder verschoben worden, weil ihnen Orte einfielen, an denen sie noch nachschauen konnten, sollten oder wollten, zum Beispiel, weil dort Freunde oder Bekannte wohnten.
    So hatten sie kurz umdisponiert und beschlossen, sich in der Loire zu erfrischen - und dieses nicht gerade einladende Szenario erlebt. Offenbar war die ganze Dorf jugend auf den Beinen.
    Raffael fuhr den Wagen ins Dorf zurück und stoppte unmittelbar vor dem besten, weil einzigen Gasthaus. Zimmer gab’s hier auch für den Fall, daß sich Touristen herverirrten oder ein Zecher, voll des süßen Weines, den Heimweg nicht mehr fand. Auch Zamorra und Nicole hatten sich hier schon hin und wieder einquartiert, obgleich Château Montagne sich in Sichtweite am Berghang über dem Dorf befand.
    »Soll ich warten?« erkundigte Raffael Bois sich vorsichtig.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wir sondieren erst mal die Lage. Wenn nichts los ist - wovon ich ziemlich überzeugt bin - hat es nicht viel Sinn, daß wir uns hier festkrallen. Wenn wir in einer Viertelstunde noch nicht wieder draußen sind oder Ihnen ein Signal gegeben haben, können Sie Feierabend machen und uns morgen mittag wieder hier abholen. Dann haben wir nämlich beschlossen, hier zu versumpfen und zu übernachten.«
    Raffael nickte nur.
    Zusammen mit Nicole betrat Zamorra den Schankraum, der völlig leer war. Nicole zupfte an dem bis knapp über den Po reichenden Hemd, das aus Zamorras Koffer stammte und das sie sich übergeworfen hatte, als sie »ihren« überbevölkerten »FKK-Strand« in Richtung Dorf wieder verließen. Der Stoff klebte an ihrer Haut. »Wenn ich gewußt hätte, daß kein Mensch hier ist, hätte ich mich erst gar nicht wieder anzuziehen brauchen!« Die drei Knöpfe, die sie vorhin anstandshalber geschlossen hatte, öffnete sie jetzt wieder und ließ das in den wenigen Minuten durchgeschwitzte Hemd offen wehen.
    »Kein Mensch hier?« kam im gleichen Moment das Echo. »Und als was bezeichnest du dann mich. Schönste aller zamorra’schen Sekretärinnen?«
    Mostache, der Wirt, erschien durch die Verbindungstür. Hastig knöpfte Nicole das Hemd, unter dem sie nichts trug bis in Bauchnabelhöhe zu. Mostache hob die Brauen. »Wie bedauerlich«, murmelte er.
    Zamorra grinste ihn an. »Nicole kann sich ja wieder ausziehen; ich folge dann ihrem Beispiel.« Er griff nach dem Gürtel seiner Shorts.
    »Um Himmels willen, bloß nicht«, wehrte Mostache ab, während er zielsicher die richtige Weinflasche aus dem Regal nahm, um unaufgefordert in drei Gläser einzuschenken. »So schön bist du nun
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