Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0453 - Im Bann des Pegasus

0453 - Im Bann des Pegasus

Titel: 0453 - Im Bann des Pegasus
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
großen Becher nur zur Hälfte gefüllt, damit das Zeug beim Gehen nicht überschwappte.
    »Den können Sie bestimmt vertragen, John.«
    »Und wie.«
    Das Blech war warm geworden. Ich umfasste die Tasse trotzdem mit beiden Händen und führte sie vorsichtig zum Mund. Ebenso vorsichtig trank ich, weil ich mir nicht die Lippen verbrennen wollte.
    Shulz schaute mir zu, Bestimmt wartete er auf eine Erklärung, mit der ich mich allerdings zurückhielt. Mein Begleiter – obwohl Engländer wie ich – sah fast aus wie ein Grieche. Auf der Oberlippe wuchs ein gewaltiger schwarzer Schnauzer, sein Haar war nur mehr zur Hälfte vorhanden, dafür fiel es ebenfalls schwarz und lang bis in den Nacken. Er arbeitete offiziell als Export-Kaufmann im Hafen, hielt aber ansonsten für sein Heimatland die Augen offen, was an der Nahtstelle zwischen der Türkei und Griechenland auch wichtig war.
    Als die Blechtasse leer war, stellte ich sie zwischen meine Füße.
    »Jetzt geht es mir besser.«
    Shulz lachte und hielt mir ein Päckchen mit Zigaretten entgegen.
    »Rauchen Sie griechische?«
    »Ich kann mal eine probieren.«
    »Vorsicht, die sind stark.«
    Das waren sie in der Tat. »Das war knapp gewesen.«
    »Hatte man Sie erwischt?«
    »Und wie!«
    »Dann scheinen die Mönche doch nicht so harmlos zu sein«, meinte Shulz.
    »Davon kann wirklich keine Rede sein.«
    »Mich wundert es«, meinte mein Landsmann. »Das ist ein Kloster, das man besichtigen kann. Wenn sie etwas zu verbergen haben, hätte ich keinen Fremden zwischen meine Mauern gelassen.«
    »Vielleicht ist das gerade ihr Trick.«
    »Ja, so kann man es auch sehen.«
    »Das will ich sogar so sehen.« Ich schaute wieder über das dunkle Wasser. »Ihnen ist nichts aufgefallen, Godfrey?«
    »Eigentlich nicht.«
    Ich schaute ihn an. »Was heißt eigentlich?«
    »Bis auf den regen, nächtlichen Schiffsverkehr, den wir hier im Sommer immer erleben. Ansonsten muss ich passen.« Er schnippte den Glutstummel über Bord. »Was sollte mir denn auffallen? Oder hätte mir etwas auffallen können?«
    Ein fliegendes Pferd, hatte ich sagen wollen, verschluckte die Antwort jedoch und winkte ab. »Nein, kaum. Ich dachte da an Leute, die den Küstenstreifen unter Kontrolle halten.«
    »Sorry, ich habe nichts gesehen.«
    Mein Nicken fiel nachdenklich aus. »Da muss ich noch mal hin«, sagte ich leise.
    »Meinen Sie denn, man lässt Sie rein?«
    »Man wird mich nicht sehen.«
    »Heimlich also?«
    »Ja!«
    »Das wird nicht einfach sein. Die Mönche bewachen ihre Klöster sehr gut. Und ich weiß nicht, ob es irgendwelche Geheimgänge gibt, die vom Ufer aus oder unter der Erde her in den Bau führen. Die Einheimischen hier haben sowieso vor dem Kloster eine gewisse Scheu.«
    »Weshalb?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht sind Ihnen auch die frommen Mönche suspekt. Wer kennt sich schon bei den Leuten aus?«
    »Aber von einer Loge der Mystiker haben Sie noch nichts gehört, wie ich annehme?«
    »Könnte es jemand geben, der darüber Bescheid weiß?«
    Shulz wiegte den Kopf und schaute meiner. Zigarettenkippe nach, die ebenfalls im Meer landete. »Ich Weiß es nicht. Loge der Mystiker hört sich nach einem Geheimbund an. So etwas ist immer gefährlich, wenn Sie verstehen. Die meisten Menschen wollen damit nichts zu tun haben. Auf den griechischen Inseln tummeln sich zwar unzählige Touristen. Sie haben auch das Bild und das Leben der Bewohner verändern können, aber die Leute sind trotzdem abergläubisch geblieben. Wenn Sie ihnen mit so etwas ankommen, zucken sie zurück.«
    »Kann ich mir denken. Aber es gäbe eine Chance?«
    »Ja«, er nickte, »aber das dauert. Da brauche ich verdammt viel Zeit und auch Geld. Ich muss mir ihr Vertrauen erst erkaufen.«
    »Die Sache mit dem Geld könnten wir zwar regeln, aber Zeit habe ich keine. Es ist bereits ein Mord passiert.«
    »Wie?«
    »Einer der Mönche starb.«
    »Durch Sie, John?«
    Ich winkte ab. »Nicht durch mich. Jemand hat ihn vor meinen Augen aufgespießt. Wenn ich Ihnen das genauer erzählen würde, Sie würden mir kein Wort glauben.«
    »Kann sein.«
    »Deshalb lasse ich es lieber. Es ist besser, wenn Sie nichts wissen, Godfrey.«
    Plötzlich schnellte Shulz von seiner Bank hoch. Er drehte sich und schaute dabei in den nachtdunklen Himmel. »Hören Sie das Rauschen nicht?« fragte er.
    Ich konzentrierte mich und vernahm es auch. Schon einmal hatte ich es kennen gelernt, da war Pegasus erschienen, und hier war es nicht anders. Aus dem Dunkel stürzte etwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher