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0450 - Der Fürst der Finsternis

0450 - Der Fürst der Finsternis

Titel: 0450 - Der Fürst der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schrie die Kreolin auf, aber es war zu spät. Julian stand bereits in dem Zimmer.
    Er sah eine silbern leuchtende, handtellergroße Scheibe mit eigenartigen Verzierungen. Er glaubte in einen Abgrund zu stürzen, der bodenlos war. Eine eigenartige Kraft griff nach ihm und ließ ihn taumeln; eine Kraft, die er vorher gar nicht festgestellt hatte. Das, nicht die Kraft selbst, versetzte ihn in Schrecken. Wie hatte dieses magische Kraftfeld sich ihm entziehen können?
    Er kannte es!
    »Shirona…?« flüsterte er.
    Aus weit aufgerissenen Augen starrte ihn der Neger hinter der Silberscheibe fassungslos an!
    ***
    Caermardhin, Wales
    Merlin verließ sein spartanisch eingerichtetes Zimmer. Er hatte eine ganze riesige Burg zur Verfügung, und es kostete ihn wenig, sich mit allem erdenklichen Luxus zu umgeben, doch das hatte er nie gewollt. Sein Dunkler Bruder Sid Amos hatte in den ihm zugedachten Räumen diesen Luxus eingerichtet, seit er in Merlins Burg Zuflucht gefunden hatte. Merlin verstand das. Sid Amos war von anderer Art; er hatte jahrtausendelang eine andere innere Entwicklung genommen als Merlin. Und als er praktisch an Caermardhin gebunden war, weil er Merlin vertreten mußte, hatte er sich in den Luxus und den Komfort hineingesteigert, um sich ablenken und abreagieren zu können.
    Merlin brauchte das alles nicht.
    Er war mit dem Einfachsten zufrieden.
    Das Einfache, sein Zimmer, verließ er jetzt. Langsam durchschritt er die langen Korridore und stieg Treppen hinauf. Hin und wieder nahm er eine Abkürzung, die nur er benutzen konnte; niemand sonst. Nicht einmal Sid Amos, der seine eigene Magie mitgebracht hatte in die Burg.
    Merlin suchte den Saal des Wissens auf.
    Der Zauberer, der immer wieder nach außen hin unter Schwächeanfällen litt, weil er Kraft von sich selbst abzog und speicherte, um sie für ein ehrgeiziges Vorhaben einzusetzen, von dem bisher niemand etwas ahnte außer ihm selbst, war jetzt selbst neugierig geworden, nachdem er seinen Dunklen Bruder neugierig gemacht hatte.
    Merlin wollte jetzt wissen, was es mit dem Sturz des Fürsten der Finsternis auf sich hatte und weshalb durch den Machtwechsel eine so enorme Gefahr drohte, daß Caermardhin die Unsichtbarkeit aufgegeben hatte und sich den Menschen als warnendes Mahnmal zeigte.
    Merlin hoffte Sid Amos noch im Saal des Wissens zu finden. Dort wollte er sich selbst informieren und mit Amos reden.
    Aber der war nicht mehr anwesend!
    »Wo ist Sid Amos?« fragte Merlin.
    Er ist mit unbekanntem Ziel gegangen! teilte ihm der Saal des Wissens mit.
    »Wohin?« wollte Merlin wissen.
    Er ist mit unbekanntem Ziel gegangen!
    Das gab's nicht. Jeder, dessen Bewußtseinsmuster dem Saal des Wissens oder dem Suchenden bekannt war, konnte mit der Bildkugel aufgespürt und beobachtet werden. Merlin wollte die Bildkugel einsetzen, um herauszufinden, wo sich Sid Amos befand.
    Das klappte nicht.
    Sid Amos' Aufenthaltsort ließ sich nicht feststellen. Das bedeutete, daß er sich nicht mehr auf der Erde aufhielt, sondern irgendwo anders. In einer anderen Welt.
    Aber Merlin konnte sich nicht vorstellen, wohin Amos gegangen war. Warum hatte er Merlin nicht gesagt, wohin er ging und aus welchem Grund?
    Ein böser Verdacht packte den alten Zauberer.
    Er bedauerte, daß er zuviel seiner Kraft ständig abspeicherte und sammelte. Jetzt hätte er mehr Energie benötigt, als er momentan besaß. Aber trotzdem versuchte er seine Kraft einzusetzen, um über die Bildkugel etwas anderes herauszufinden.
    Zum Teil mußte es Spekulation sein.
    Daß Leonardo deMontagne als Fürst der Finsternis gehen mußte, war Merlin klar. Die Tage des Wiedergeborenen waren gezählt. Doch Merlin wollte mehr wissen. Er wollte wissen, wer Leonardos Nachfolger wurde. Das würde erklären, weshalb Caermardhin mit seinem Sichtbarwerden vor einer ungeheuren Gefahr warnte.
    Wer wurde der Nachfolger?
    Merlin zwang den Saal des Wissens mit seiner magischen Kraft, ihm den Nachfolger zu zeigen.
    Doch die Bildkugel zeigte ihm verwaschene Eindrücke!
    Drei Gesichter!
    Aber Gesichter, die verschwommen blieben und nicht hundertprozentig einzuordnen waren. Trotz aller Anstrengungen des Königs der Druiden wurden sie nicht klarer. Aber Merlin sah, daß eines dieser Gesichter einer Frauengestalt gehören mußte, daß das andere jung und das dritte alt war.
    Drei Wesenheiten als Fürst der Finsternis?
    Oder ein Wesen, das drei Facetten seiner selbst hatte, so wie der römische Gott Janus zwei Gesichter besaß, mit denen er

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