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045 - Die Blut GmbH

045 - Die Blut GmbH

Titel: 045 - Die Blut GmbH
Autoren: Hugh Walker
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kenne Sie nicht, ich meine nicht …“
    „Aber ich Sie. Bis gleich.“
    Ich legte auf. Na dann los zum Rendezvous! Wenn sie sah, daß ich ihre Tasche hatte – wie würde sie wohl reagieren?
     

     
    Sie reagierte. Aber anders, als ich mir das vorgestellt hatte.
    Ich stand bereits am Richtplatz und sah sie herankommen. Sie hielt an und blickte sich um. Ich winkte ihr zu und setzte mich in Bewegung. Aufatmend lief sie auf mich zu.
    Plötzlich aber blieb sie stehen. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. Sie starrte mich an, als wäre ich irgendein vorsintflutliches Ungeheuer. Und diesmal gab es keinen Zweifel, daß sie mich meinte. Da war niemand hinter mir. Es war überhaupt niemand sonst auf dem Platz.
    „Was haben Sie denn?“ begann ich verblüfft.
    Sie wandte sich um und rief etwas, das ich nicht verstand. Sie hetzte die Straße hinab in der Richtung, aus der sie gerade gekommen war.
    Ich rannte hinterher, und wir hetzten die halbe Rosenstraße hinunter, bevor ich sie einholte. Gott sei Dank erwischte ich sie, bevor sie den Rathausplatz und damit belebtere Gegenden erreichte. Sie begann zu schreien, als ich sie schnappte, und sie wehrte sich wild. Als Lustmörder wäre mir wenigstens die Lust vergangen. Aber als Detektiv hatte ich keinerlei Skrupel. Ich hielt ihr den Mund zu, schön mit der hohlen Hand, um nicht mit den Fingern zwischen ihre Zähne zu kommen. Dann sagte ich laut und deutlich für die halbe Straße vernehmlich: „Ich bin Harry Fuchs! Wollen Sie nun zu mir, oder nicht?“
    Dann ließ ich sie los. Das schien sie am meisten zu überraschen. Hilflos stand sie da.
    „Na, was ist nun?“ fuhr ich sie an.
    Mein gespielter Ärger hatte die beabsichtigte Wirkung. Sie kam sich plötzlich dumm vor.
    „Entschuldigen Sie“, stotterte sie. „Ich … ich muß …“
    „Kommen Sie schon.“ Ich wandte mich um und ging zurück. Ich wußte aber, wenn sie mir nicht folgte, würde ich wieder hinter ihr her rasen.
    Sie kam. Keuchend holte sich mich ein. „Entschuldigen Sie“, wiederholte sie. Ich riskierte einen Seitenblick. Sie sah süß aus in ihrem aufgeregten Zustand. „Ich bin heute schon einmal vor Ihnen weggelaufen.“
    „Stimmt“, bestätigte ich ihr.
    Sie lächelte. „Es tut mir wirklich leid, und ich werde Ihnen auch alles erklären“, versprach sie.
    „Ich sah mich dauernd um, sah aber nichts Aufregendes. Auf den Gedanken, daß ich der Grund Ihres Entsetzens sein könnte, bin ich nicht gekommen. Ihrem Gesicht nach zu urteilen, mußte es wenigstens Quasimodo gewesen sein.“
    Sie lachte erleichtert, kopfschüttelnd. „Dann haben Sie wohl auch meine Schwester beobachtet, und ich dachte, Sie wären an ihren schrecklichen Erlebnissen schuld. Ich bin sehr froh …“
    Ich ließ sie nicht ausreden. „Nein, Fräulein Rothenberg, ich habe Ihre Schwester nie gesehen.“
    Sie sah mich erschrocken an. „Aber sie hat Sie beschrieben. Dunkles Haar, schmaler Kinn- und Backenbart, rundliches Gesicht, stechender Blick – so wie Sie ihn vorhin hatten, jetzt nicht mehr, aber vorhin.“
    „Wir besprechen das am besten im Büro und der Reihe nach.“
     

     

„Also, noch einmal von vorn“, sagte ich, als wir im Büro beisammen saßen. „Ein Kerl, der aussieht wie ich, hat Ihre Schwester …“
    „Da ist ja meine Tasche!“ unterbrach sie mich überrascht.
    „Sie ließen sie in der Telefonzelle liegen“, erklärte ich.
    Sie öffnete die Tasche und begann zu kramen. „Haben Sie geschnüffelt?“
    „Natürlich“, erwiderte ich kühl.
    „Verzeihen Sie“, meinte sie rasch. „Ich wollte Ihr Gewerbe nicht herabsetzen.“ Fein fühlend war sie.
    Ich lächelte. „So wie Sie das sagen mit dem Gewerbe, klingt es, als ob Sie von Prostitution reden würden. Können wir jetzt auf Ihre Schwester zurückkommen?“
    Sie nickte heftig. „Sie fühlte sich verfolgt. Das begann vor etwa drei Wochen. Sie beschrieb mir den Mann. Er sah aus wie Sie – bis auf den stechenden Blick. Den hatten Sie, als Sie mich vor der Telefonzelle anstarrten. Du lieber Himmel, ich war noch nie so erschrocken. Ich dachte nur: Jetzt bin ich an der Reihe!“ „Womit?“
    „Ich weiß es nicht. Nicht einmal Sonja.“
    „Das ist Ihre Schwester?“ Es war eine überflüssige Frage.
    Sie nickte. „Sie war drei Tage lang verschwunden, und sie weiß nicht, was in diesen drei Tagen geschehen ist.“
    „Wann war das?“
    „Kurz nachdem sie sich von diesem Mann verfolgt gefühlt hatte. Einen oder zwei Tage später.“
    „Haben Sie
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