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0434 - Die Mörderspinne

0434 - Die Mörderspinne

Titel: 0434 - Die Mörderspinne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Amulett Marinas Fähigkeiten gestört haben?
    Aber wie? Nur durch seine Anwesenheit? Das war unmöglich, weil Marina ja hinterher mühelos die Obstschale vom Château Montagne herbeigeholt hatte, allerdings wohl ohne zu ahnen, wo das gute Stück gestern abgeblieben war.
    Es mußte etwas anderes sein.
    Zamorra wünschte sich, das Amulett würde sich von sich aus zu Wort melden, wie es manchmal in unerwarteten Augenblicken geschah. Dann sprach aus Merlins Stern eine lautlose Stimme, die direkt im Kopf hörbar wurde, die aber nur Hinweise gab und sich nicht zu einer Diskussion zwingen ließ.
    Aber auch diesmal ließ Merlins Stern sich nicht dazu bringen, sich zu äußern.
    Trotzdem glaubte Zamorra, auf der richtigen Spur zu sein.
    Es mußte damit zusammen hängen, daß das Amulett hoch aktiv gewesen war, während Marina die Spinne holen sollte. Hinterher, bei der Obstschale, war es passiv geblieben, denn da drohte ja keine direkte Gefahr.
    »Verdammt, ich glaube, jetzt habe ich es«, sagte Zamorra und schnipste mit den Fingern.
    ***
    Fedor hielt Marinas Hand. Das Mädchen war völlig durcheinander. Zum erstenmal hatte es nicht geklappt, etwas herbeizuholen, und Marina verstand das nicht. Dieses Versagen war einmalig in ihrem Leben, und sie fand keinen Grund dafür. Aber sie fürchtete sich davor, ihre seltsame Fähigkeit zu verlieren.
    Sie besaß sie, seit sie bewußt denken konnte, sie gehörte zu ihrem Leben, sie hatte sich daran gewöhnt und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß sie jemals ohne diese Gabe leben könnte.
    Es hatte immer funktioniert, bis auf dieses eine Mal. Und sie glaubte nicht, daß dieses Versagen seinen Grund in ihrer unterbewußten Ablehnung hatte. Es mußte etwas anderes sein.
    Fedor Martinowitsch versuchte ihr zu helfen. Er redete auf sie ein, aber sie hörte kaum, was er sagte. Sie hatte das Bedürfnis, sich an ihn zu schmiegen, sich streicheln und lieben zu lassen, und er sah es nicht. Er war in diesem Moment nur Wissenschaftler und versuchte ihr als Forscher zu helfen, ihr Begründungen und Erklärungen zu liefern.
    Aber sie wollte keine Erklärungen. Nicht jetzt.
    Sie dachte wieder an diesen Franzosen und seine Begleiterin. An die Unerbittlichkeit, mit der der Fremde sie hatte zwingen wollen, die Spinne zu holen. Immer wieder glaubte sie in ihrem Geist die eigentlich doch sympathische, hier aber harte, zwingende Stimme dieses Mannes zu hören. Hole die Spinne! Und es hatte nicht funktioniert, dreimal hintereinander nicht, und sie hatte immer noch Angst, ihre Fähigkeit langsam zu verlieren - vielleicht, weil die Forschungen alles durcheinander brachten? Tausend Gedanken wirbelten ihr durch den Kopf, und da war Fedor, der diesem Zamorra ablehnend gegenüber stand und versucht hatte, Marina vor Zamorras Wünschen zu schützen, und Fedor redete, und…
    Und sie schloß die Augen. Sie war verwirrt, sie wußte nicht mehr, was um sie herum geschah und was sie selbst tat. Und als sie die Augen wieder öffnete, hatte sie das seltsame Kribbeln in ihrem Nacken wieder gespürt, so stark wie noch nie zuvor, aber auch diesmal hatte die Umgebung sich nicht verändert. Nichts war verschwunden, nichts war hinzugekommen.
    Marina stöhnte auf. Sie wünschte sich, sie wäre ganz weit fort. Ganz weit…
    ***
    »Was hast du?« fragten Saranow und Nicole, aus ihrem Gespräch gerissen, gleichzeitig.
    »Die Lösung natürlich - was sonst?«
    »Natürlich, was sonst?« echote Nicole. »Jetzt müssen wir nur noch ein passendes Problem dazu finden«, scherzte sie.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich meine es ganz im Ernst. Ich weiß jetzt, warum Marina die Spinne nicht holen konnte.« Er hakte das Amulett vom Silberkettchen los und warf es Nicole zu, die es geschickt auffing. »Das hier ist der Grund. Es war aktiviert, und seine Ausstrahlung muß Marinas Fähigkeiten gestört haben. Vielleicht wurden sie völlig blockiert, vielleicht auch nur abgefälscht.«
    »Was meinst du damit?« wollte Saranow wissen. Interessiert beugte er sich vor und vergaß, Zamorras Glas nachzufüllen, was dieser nicht unbedingt bedauerte.
    »Nun, es mag eine Art Störfeld gewesen sein. Vielleicht hat Marina es wirklich geschafft, die Spinne zu holen, nur ist die durch die Abfälschung nicht in Marinas Garten und vor meinen Kristall und Amulett gekommen, sondern irgendwoanders.«
    »In Abrassimovs Büro«, hoffte Saranow. »Wenn er es morgen früh betreten will, ist es ein einziges riesiges Spinnennetz. Das würde ich
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