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0433 - Herrin der Ghouls

0433 - Herrin der Ghouls

Titel: 0433 - Herrin der Ghouls
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra das Gefühl, es mit einem Roboter zu tun zu haben, der keinen Schlaf und keine Ruhe benötigte.
    »Verzeihen Sie, selbstverständlich habe ich die Zeitungen bereits in den Morgenstunden geholt«, eröffnete er den beiden. »Aber Monsieur Lafitte hat nichts von Bedeutung darin finden können; zumindest ist kein Artikel angemerkt worden.«
    Pascal Lafitte war gewissermaßen Zamorras »Vor-Leser«. Der Parapsychologe wollte ständig über alle unerklärlichen Phänomene, die weltweit das Interesse der Öffentlichkeit berührten, informiert sein und hatte deshalb etliche internationale Tageszeitungen abonniert. Natürlich konnte er nicht alles lesen - und entweder Nicole, oder, wenn sie beide unterwegs waren, Pascal Lafitte übernahm die Vor-Auswahl.
    »Indessen gibt es eine Neuigkeit, die in den Neun-Uhr-Nachrichten im Radio gebracht wurde«, fuhr Raffael fort. »In Roanne sind zwei menschliche Leichname aus den Kühlfächern der Gerichtsmedizin verschwunden. Der Dieb muß durch ein Fenster unbemerkt eingedrungen sein - unbemerkt, obgleich er den ganzen Rahmen mit freigehebelt hat, ohne das Glas zu zerbrechen.«
    »Mit Kleinigkeiten gibt der sich nicht ab, wie?« fragte Nicole aus dem Wasser.
    »Zwei Leichen gestohlen?« überlegte Zamorra. »Hat der selige Doktor Frankenstein mal wieder einen selbsternannten Nachfolger gefunden?«
    »Du meinst, daß da jemand auf die verrückte Idee gekommen wäre, aus Leichenteilen einen künstlichen Menschen zusammenzubauen? Wozu gibt’s eigentlich die Genforschung? Da braucht man doch keine chirurgischen Frankenstein-Künste mehr, um Monster zu züchten…«
    Zamorra schmunzelte. »Hast du heute deinen zynischen Tag, Nici?«
    »Nur ein paar Minuten lang. Hast du noch einen Schluck von dem Kaffee für mich übrig?«
    Er reichte ihr die Tasse ins Wasser hinunter und wandte sich wieder an Raffael. »Hat die Polizei schon einen Verdacht, eine Spur, oder sonst etwas?«
    »Davon wurde nichts berichtet, Monsieur«, erwiderte der alte Diener. »Es wurde nur gesagt, daß beide Leichen eines gewaltsamen Todes starben.«
    »Sonst lägen sie kaum bei der Gerichtsmedizin«, brummte Zamorra. »Ach, was sind die Nachrichtentexter doch wieder brillant in ihren Deutungen… Schön, da klaut also jemand Leichen. Wer sagt aber, daß das eine Sache für uns ist? Nichts gegen Ihren Eifer, Raffael, das ist sehr gut so. Aber es kann auch eine andere Ursache haben. Nämlich, daß jemand eine Obduktion verhindern möchte, damit man nicht nachweist, auf welche Weise die Opfer starben. Könnte doch sein, oder?«
    »Könnte«, gestand Nicole.
    »Bei einem der Opfer soll es sich um Bißwunden handeln, die den Tod verursachten«, sagte Raffael. »Das andere Opfer starb vermutlich an einigen Kugeln.«
    »Das ist allerdings ein Unterschied«, gestand Zamorra. »Bißwunden? Hm…«
    »Und wenn eines der beiden Opfer nur mit gestohlen wurde, um keinen konkreten Verdacht zu erwecken? Um die Polizei zu verwirren?« Sie kletterte aus dem Pool und ließ sich neben Zamorra auf dem Beckenrand nieder.
    »Vielleicht sollten wir uns doch mal um die Sache kümmern«, schlug sie vor.
    Zamorra seufzte. »Erst frühstücken wir. Anschließend schaue ich mir an, was inzwischen aus unserem Château geworden ist. Dann halten wir unseren gemeinsamen Mittagsschlaf.« Er grinste Nicole an.
    »Wüstling, ich ahne deine Hintergedanken«, gab sie zurück.
    »Die sind doch recht vordergründig…«
    Raffael räusperte sich. »Im Zusammenhang mit dem Leichendiebstahl«, sagte er, »ist mir ein Gedanke gekommen.«
    »Na, raus mit der Sprache.«
    »Sie erinnern sich doch bestimmt an die Frau, die wir gestern abend mitnahmen, nachdem sie mit ihrem Sportwagen von der Straße abgekommen war.«
    »Leider erinnern wir uns«, sagte Nicole.
    »Sie verströmte einen seltsamen Duft«, sagte Raffael. »Vielleicht ist es Ihnen nicht so aufgefallen, aber ich saß im Fond des Wagens neben ihr und konnte es daher vielleicht besser wahrnehmen. Ich habe die ganze Zeit über gegrübelt, woran mich dieses etwas aufdringlich wirkende Parfüm erinnert.«
    »Und jetzt haben Sie’s?«
    »In der Tat, Professor«, sagte Raffael. »Es war - Leichengeruch.«
    ***
    Nicole verschluckte sich, hustete, tauchte ins Wasser und kam Augenblicke später wieder an die Oberfläche. »Die Dame wirkte aber ziemlich lebendig, Raffael«, behauptete sie.
    Auch Zamorra schüttelte den Kopf. »Wenn sie ein Zombie wäre, hätte doch mein Amulett auf sie
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